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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Schönheit ohne SMirAmst, Kunstgewerbs ohn« rede Gewalt — 
nicht mehr. ' Schade. Laos. 
/ch '. OttftOW Hergner. ' 
Zum Film: „DoLa Juana". 
Der MmuDwS« Z.ua»a« ist gutes Ku-ystgeyerbe -7. 
nicht mehrt KaulCZ inner hat iht, für E «th Be rg.n «r 
gedreht, um die M in diesem altManischen Stückchen mlles^drcht 
KunschewerhgM vor allem ihr eigenes^sPiL Zugegeben, daß ste 
wie früher so auch jetzt is spanischen Mädchen- und JunglrnM- 
kostütnen M fremd und reizend Seweech Ihr etwas volleres Gesicht 
hyt an Anmut eher gewonnen, und die fliehende ^tttn merkte cho- 
gar noch erregender, tveun nicht imnier ein LSckcyen darüber weht«- 
Sie geht auch schmal und.fein. Ger Pvknmge sie fE 
FlorÄtz dch ste niemals verletzt Werden sollte, sie pepMg eine 
Eine Vase bedarf der Draperien, vor denen sie ihren Zauber 
entfaltet. Czinmr, der Regisseur, hat bildschöne spanische Land-. 
schaften gMefeA: Straßen, über die Don Q-uichote geritten 
sein Springbrunnen in Gransda, die aus dcr Lernwand 
.zu rauschen scheinen Ausgezeichnete Ph^ Ue der 
optischen Aufwertung des alten Komödienstosfes dienen, der Edel- 
ltzute mit ihren Bediensteten umtreLLt und Liehesintrigen nach end 
losen Unglücks fallen zu^ glücklichen. Ende bringt. Die Szenen 
sind geschickt vera^ Regieeinfalle — seien sie frer 
erfunden ode-r nach der Borlage gedreht — sogar besonders lEch 
gerMten^ Einmal übernachten die Bergner und, ach, der geliebte 
Jüngling sWalther Rilla, der sick beflissen spanttch benimmt) 
zusammen im Heu ohne um ihre Gegenwart zu wissen; obwohl 
. sie beide sspmmetmsch W aus den Heubündeln der- 
russtr^en 'Das andere Ma' nartt die ^eraner bei'" Rsi„'>«kuh- 
spi«l mit ihr«« Schal den Verfolger, als sei er ein Stier und sie 
der Torero, . 
Aber ist dies« Aufmachung gleichbedeutend mit einem wir^- 
li^en Mlm? Keineswers? Au^ der RepMur ist Mr nn 
Dekorateur fund muß es um der Bergner wÄm wohl 
bat die Ausstattuna besorgt, den Natur- und Kunstlos«, erstellt, 
der für dir Bergner taugt. Eine Szene, die mehr a S dw kuttr- 
viert ausgenomwene Umwelt brächte, die rein aus dem Frlm 
heraus geboren Ware, ist ihm nirgends geglückt. 
Reihe besonderer Posen zu stellen aber das ist in der Tat aües^ 
was stestn diesem Film zuwege.bringt. 
Es ist Dekoration-. Richt in. einer Szene wird das Spiel der 
Arabesken durchbrochen, an keiner Stelle, aber auch wirklich an 
keiner einzigen kommen- Blick und Gebärde aus einer tieferen 
Schicht. Im Gegenteil, die Bergner verläM sich völlig auf die rhr 
-verliehene. Gestatt, die verlassen ist, weil weder Leihen.Hast noch 
-Vernunft sie von innen bewegen. Wie gehalten ist sie dort, wo sie 
erschüttert sein sollte. Durch einen Zufall erlangt su Einsicht m 
einen Brief, aus dem hervorgehH daß ihr der GelicL'.e für immer 
entrissen werden soll. Weint sie? Erstarrt sie? Faßt sie unverzagt 
kich einen Entschluß?. Nein, nein, nein. Aber sie liest den Bn-ef 
fünf- bis sechsmal durch und verändert bei jeder neuen Lestürechts 
Haltung des. Kopfes, damit er sich von allen Seiten gleichmäßig 
darbieLe. Im Hinblick auf die Handlung'sind die Kopfverschiebun» 
zen nicht minder .'Wecklos wie die Aeußerungen in der spatere» 
Trunkenheit/die mehr als zw-Mss, die sinnwidria sind —wie ent 
zückend immer sie im übrigen jein mögen, So geht es durch das 
ganze Stück, auS'chem LotäML in die Großaufnahme hinein: die 
Empfindung treibt nicht die. Gesten spräche hervor, sondern diese deckt 
fast die Empfindung zu- Die Erscheinung möchte sich selbständig 
behaupten. Wie eine edle in den.Wiener (oder anderen) Werk 
stätten erzeugte " Vase ist sie abgelöst von dem Untergrund- in den 
eingebettet sie erst das richtige Leben gewänne. 
Der fröhliche Weinberg» 
— Zuckmayers Bühnenstück ist für den Film sinngemäß abge- 
anbert worden: die SprcchsFenen verkleinert, die Akzente anders 
verteilt. Statt der Dialogie hat die Regie I. und L. Flecks an 
Rhein geboten, was nur in die Kamera ging. Er fließt um 
sonst, ist immer da und löst in jeder Beleuchtung Stimmung aus» 
Vor ihm läßt Carl de Vogt seine Armmuskulatur spielen, deren 
er als starker Jochem bedarf, vor ihm führt Camilba Horn 
Clärchens Liebeskummer versonnen spazieren, vor ihm stehen die 
innig umschlungenen Paare. Ueberall Rhein und die dazu ge 
hörigen- Rebenhügel und die Fachwerkgiebel — der ganze Land- 
schastspomp, der in diesem Stück ungefähr das gleiche bedeutet 
wie in historischen Stücken eine Asscmblee von berühmten Namen. 
Was die waschechten Liebesszenen betrifft, so steht natürlich der! 
Film dem Theater nicht nach. Sie gehen unter der Assistenz! 
daftig aufgepäppelter Schweine, Hinterteilen von Kühen und ver-! 
schwiegener Heuschober vonstaLLen. Wie es sich kr einem Volksstück - 
gehört; mit der erforderlichen Blechmusik daW, damit es noch 
lauter schallt. Zum Glück gibt Fritz Odemar seinen Assessor 
Knuzius auch im Film. Er hat sich prächtig auf die Jupiterlampen 
umgestellt. Der blamable Exkaiser-SchnurrLart, der Kneifer, der 
immer auskneisen möchte, die Bewegungen beim Weineingießen, 
die Darstellung der Liebesgefühle, das nnßglückte Fensterln, der 
Gang über die Straße — das alles sitzt, in Total- und Groß 
aufnahme, ist eine runde, fertige Leistung. Angesichts seines Spiels 
regt sich der Wunsch, ihm noch öfters auf der Leinwand zu be 
gegnen. Seine Partnerin Camilla Horn ist übrigens im betrunkenen 
Zustand entzückend. Sonst sind noch außer dem Mein einige gute 
Volkstypen der verschiedenen Konfessionen Zu erwähnen, auch seien 
die zum Teil vorzüglichen Nat'/photographien anerkannt, von 
denen abgesehen her Film regiemäßig wirklich nichts Besonderes 
bietet. (An manchen Stellen wird mit den AebeMendungm nur 
so „geaast".) Bei der Aufführung im Gssor ia-Palast, deren 
musikalisches Mompagnement Zu rühmen ist, ?eigt sich Fritz 
Odemar in Originalgröße und erzählt dem Publikum, wie es so 
beim Filmen zu geht. Das wacht er-«sehr witzig. — Als Begleitfilm 
laust ein kurzer Streifen, der einige nette Karikaturen Paul 
Simmels enthält. 
Der Film „Der fröhliche Weinberg* wird übrigens auch in den 
Alewannia-LichLspielen gezeigt. .kLeo. 
E DaS Mädchen aus FrLseo. Es geht abenteuerlich zu in 
diesem Film der Capitol - Lichtspiele. Die blonde Un 
schuld einer Tänzerin (Helga Thomas) gerät auf ein übles 
Schiff, das dem Opium und der Liebe dient. Der Kapitän will z 
daS Mädchen zur Ehe zwingen, ein rüder Kerl, dem Louis 
Ralph das verbissene Wesen und die langjährige AbgebruhcheU 
verleiht. Er hat in dieser Rolle von Lon Ehaney gelernt. Wer 
rettet das Mädchen, das so nicht untergehen kann und darf? Ein 
niedlicher enMcher Seeoffizier und Rudolf Klein-Rogge 
als erfahrener Weltenbummler. Als Kurtisane großen Stils deren 
Heim in Schanghai allen Junggesellen geöffnet ist, greift auch 
Erne Morena helfend ein. Leider erscheint sie nur selten auf 
der Szene. Sie ist fein und vornehm wie immer; etwas von Ge 
heimnis haftet ihr an, Die Regie ist durchschnittlich. Zur Erweckung 
exotischer (Andrücke hat sie einen gut spielenden asiatischen Dar 
steller hcrüngezogen und sich im übrigen mit einigen Straßen- 
aspekten aus San Francisco begnügt. Der Hafen scheint deutscher 
Herkunft zu sein; cmch Hermann Picha als Oberrnaat wirkt nicht 
gerade bedrohlich R-nes. 
Ehschliu-FMe. In dm Drrxrl^Lichtspie« 
l«n laufen zwei alte ChoMn-Mlkm unter den Titeln: »HM mir 
mal ein Dina drehen" und Letzt Kttns loSgehen". Chaplin dreht 
rnmwc °m Ding, und auch los geht es stets bei ihm. Wie gewSLn- 
ltch taucht Charlie in den beiden Stücken irgendwo auf, wo man 
ihn nicht vermutet Hütte und entschwindet dann wieder am Schluß 
unterrichteter Dinge: ein rührender klerner Gentleman, der nur 
darum oft so dumm und plötzlich ist, weil er nicht die geringste 
Beziehung zur Umwelt unterhW. Er möchte lieben, findet aber 
Ane Frau, möchte geradeaus gehen, aber die Wege sind krumm. 
Daß das. Stückchen sich an allen möglichen Gegenständen verfängt, 
nicht sewe Schuld. Im Keim sind in den zwei Filmen schon 
sämtlich«e Motive enthallteenn,, die stch später im „Goldrausch" ent- 
wicckeltt darstellen. Niemand, der Chaplin liebt, sollt« sich diese 
frühen Stückchen entgehen lassen. «ae»
	        
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