Ihr Partner ist die leere Larve Harry Halms, -eines sogenannt!
hübschen Jungen. Ueber den beiden waltet Aibert Paul ich
als berufsmäßiger Lebemann der Ufa. — Die Varieiänummer
der amerikanischen Exzentrics The Vurleys geht dem Haupt
stück voran. Die Vurleys Lanzen, »schießen, jonglieren und
stemmen Gewichte. Sie tun es mit mehr oder weniger Grazie,
und mane fragt sich unwillkürlich, warum sie soviel unt rnehmen.
__-.. . Haca.
lung ist, nebenbei bemerkt, schriftlich niedergelegt, da sich die
Einzelheiten leicht wieder vergessen.
In den Ruhemonaten wird trainiert. Er verbringt sie auf
seinem Besitztum in der Nähe von San Remo. Dort hat er sich
auch eine Werkstatt eingerichtet, in der er bosselt. Tische und
Stühle zu zimmern, ist sein privater Spaß. (Vielleicht ist die Nei»
gung zu solchen Operationen der Grund für seine Chirurgen
erscheinung.) Andere sind unfreiwillige Clowns, wenn sie sich er
holen. Er erholt sich durch bürgerliche Beschäftigungen von der
harten Arbeit der Clownerie.
An die fünfzig ist er alt. Im nächsten Jahr mochte er sich vorn
Handwerk zurückziehen. (Er kann es sich leisten.) Was er anzu-
fangen gedenke? Nun er wolle noch ein wenig leben nach sechs
unddreißigjähriger Amtierung. Seinen Garten wolle er pflegen.
(Wie die römischen Kaiser; erst erobern sie die Welt, dann be
stellen sie ihre Gärten.)
Abschied. Die Gestalt ist wieder in Würde vermummt.
L a e L.
Die blaue Maus. In diesem Film der Ufa-Licht
spiele bemüht sich dir Ufa krampfhaft, Humor zu sprühen. Er
ist danach. Aus der Grundlage des alten Lustspiels werden tolle
Verwechslungen arrangiert, dre von den b.öxsten Voraussetzun
gen ausgehen. Auch das wäre schließlich mit Esprit zu machen,
aber der, den die Ufa entwickelt, ist fürchterlich, Statt die Un-
wahrscheinlickMten durch ein entsprechendes Tempo noch zu
übertreibeu, manövriert man mit solcher Langsamkeit, als seien
Chaplin in „Carmen". Der Im Gloria-Palast laufende
Chaplinsilm ist interessant für die Entwicklung Chaplins,
obne als Film eine besondere Bedeutung zu haben. Schade, daß
das Jahr der Entstehung nicht angegeben ist. Vielleicht W1 seine
Herstellung in die Zeit nach den kurzen Grotesken. Jedenfalls wäre
begreiflich, daß Chaplin um jene Epoche herum einmal die Lust
verspürt hätte, in einen anderen CtofflreiS überzutreten. Er spielt
also den Ton Josö und parodiert die Oper Carmen. Aber die
Parodie ist nicht geglückt, und der Ton Josä ist nur ein halber
Chaplin. Statt im Helm und Degen möchte man ihn lieber im
Hütchen sehen und mit dem Stock in der Hand Der opernhafte
Aufputz wirkt wie die böse Verzauberung der sonstigen Meldung.
Dränge nicht, wie schwach immer, hie und da der echte Charlie
durch die Vermummung hindurch, so könnte man glauben, er sei
völlig fortgehext worden. In der großen Fechtszene geling! es,
ihn mit dem Helden der früheren Grotesken zu identifizieren. Und
gar am Schluß wächst er Zur Andeutung des späteren Chaplin aus:
nachk^m er nämlich die Carmen und sich erdolcht hat, erhebt er!
sich wieder mit der anderen Leiche, weil das Leben zu kurz sei.
Hier schwingt, auch in der Mimik, ein Ton mit, der an das Ende
des Zirkussilms erinnert. Ueber den parodisüschen Versuch selbst
schweigt man am besten. Der Stoss ist denn doch zu europäisch, um!
ein taugliches Objekt für diese Art amerikanischen Humors zu sein-!
Der Hauptfilm: „Herzog Hans'l", der ein Wiener Fabrikat
ist, erzählt das Liebesabenteuer des ReicksverweserS Erzberzog
Johann-Mit der Posthalterstochter Anna Vlochl. Das Stück ist
nicht besser und schlechter als andere historische Filme auch. Viel
überflüssige Staatsaltionen, viel Steiermark und viel Liebe; für
das märchenhafte e-nä hat die Geschichte selber gesorgt.
Reizend ist Paul VienSseld als Kaiser Ferdinand ll.; eine
Gestalt von Osfenbachscher Komik. Lenia Desni gibt mit blon
der Lieblichkeit die Braut aus dem Volk.
--- Villa Falconirri. Der in den A ! e m a n n t a - L! ch t s p i e-
l e n lausende Film ist nach einem Roman von Richard Voß ge
dreht. Man kennt dir Mftüffige Handlung dieser Literatur, in der
üdle Männer ödlen Frauen begegnen und nach manchen Widrig, s
Lulu-
--- Frei nach dem „Erdgeist" und der „Büchse der Pandora"
hat man einen Film gedreht, der jetzt im Capitol vorgefüyrL
wird. Die Tiefenwirkung des gewaltigen Wedeu^ Stückes
aus die Fläche bannen zu wollen, war ein Wagnis. Es ist nur zum
kleinen Teil geglückt. ,
Gewiß sind die Szenen Wedekinds auch im äußeren Sinne an
Handlung reich Aber dw.e Handlung ist so an den Dialog, und
durch den Diawg wiederum w an den Bühnenraum gekettet, daß
die Kamera sie gar nicht fassen rann. Weder hat sie etwas mit
jener Art von Wirklichkeit gemein, die dem Kurbelkasien gegen-
übersteht, noch ist es ihr möglich, auf das Wort zu verzichten.
Man muß sie also gehörig verändern, um hoffen zu dürfen, daß
auch nm ein Bruchteil ihrer Bedeutung mit in den Streifen ein-
gehe.
Nun, man hat die Handlung verändert. Was aber ist geschehen?
Aus dem tragischen Klaus ist ein Gesellschaftsstück geworden,
mit einer Gerichtsszene, einem Spielsalon, einer pruukhaften
Revue und mondänem Treiben. Ein großer Ausstattungsavparat
rrttt so an die Stelle der Bühnenvorgünge, in denen sich die
Sprache verleiblicht. Ersetzt er die Sprache? Er ersetzt sie nicht,
Laut vielmehr der Dämonie ein üppiges Haus, in dem sie nicht
wohnen kann. Lulu, die Naturkraft, drückt sch bei Wedekind sicht
bar auf der Bühne aus. Im Film wird sie von Sichtbarkeiten
umstellt, die ihr den richtigen Ausdruck verwehren. Man hat einen"
Uebergrisf bei der Verfilmung begangen. Man hat eine Gestaltung
auf die Leinwand zwingen wollen, die Leben allein hat, wenn
sie im Raum tönen darf.
Nur gegen das Ende hin ist eine Annäherung an der Gerst
des Wedekindstückes gelungen- Der Nebel in den Londoner Stra
tzen hüllt die Welt so ein, daß sich der Mikrokosmos des Dichters
aufschließen kann. Die Treppe, die Zur Dachkammer führt, ist ccht.
Und während des Zusammenseins mit dem Bauchavischlitzer
schwinden hinreichend die störenden Konturen der Dinge.
Der Regisseur G. W. Pabst hat sich sehr um Formung be
müht. Leider macht er zu viele Abschweifungen, und entgleitet bei
den Interieurs immer wieder ins Kunstgewerbliche. Bei der
Längenbemessung der Szenen folgt er nicht genug dem inneren
Gehör, sondern läßt sich von dem Glanz stummer Dekorationen
betäuben. Immerhin ist der englische Weihnachtsmarkt sicher ein
gebaut, und das blitzende Messer erscheint als Verhängnis.
Louise Brooks gibt die Lulu. Sie wirkt durch ihr Kinder
gesicht, das angesichts der SchreckenserNgnisse rein heraustritt,
und mitten im Blutwirbel nur um so schrecklicher ist. Es fehlt ihr
an der Gewalt des Trieblichen und für die Dirne reicht sie nicht
aus. (Zwischen ihr und Lulu steht das Girl.) Großartig ist Fritz
Kortnsr als Dr. Schon: dumpf, hart, elegant, mit eingemauer-
Ler Seele. Krafft Raschig § Quast ist zu oberflächlich hingefstzt,
und den Jack (Gustav Dieß!) hätte man sich doch anders vorge-
stcllt. Carl Goetz leiht dem Schigolch die nötige Verkommenheit,
Franz Leder er führt als Alwa seine hübsche Jugend ins Tref
fen- Die Gräfin Geschwitz schließlich wird durch Alice Roberte
treffend charakterisiert. kr.Lca.
sie wahrscheinlich; statt den Schwank frech hinzuhauen, zieht man
ihn großartig auf. als sei er mehr als ein Schwank. Für -wie
dumm hält man das Publikum eigentlich? Und g.aubt man
wirtlich, es mit dem bis zur Unerträglichkeit ausgesponnemn
' Unsinn durch die Einschaltung zahlreicher erotischer Zwischen-
stationen in Großaufnahme versöhnen zu können? Schade, daß
Jenny Jugo ihre reizvolle Erscheinung für derartige Zwecke
immer wieder so durchsichtig machen muß wie diese Zwecke selbst
--- Die Abenteuer einer schönen Kurtisane. Unter diesem Titel
hat in den B i e b e r b a u - L i ch t s p i e l e n ein in Hollywood
hergestellter historischer Film zu laufen begonnen, der das Sch'ck al
der ManonLescaut erzählt. Die Herren haben sich in
Allongeperücken gezwängt, und die Damen bewegen sich im Ro
koko-Kostüm. Manchmal klappt die Mimik nicht ganz, und es
werden Girlblicke geworfen, die besser zu einem Bubikopf paßten.
John Barrvmore nimmt alle seine Verve zusammen, um den
Kavalier des Grieux im Zeitgeschmack und zugleich mit Tempera
ment zu spielen. Seine Partnerin, Dolores EostelLo ist eine
schöne Manon, die in verführerischem Aufputz den Pflichten ihrer
Rolle genügt. Im Hintergrund fleht man gestelltes Pariser Ge
mäuer und mehrere bedeutende historische Persönlichkeiten, die
unmittelbar einem kulturgeschichtlichen Bilderbuch entstiegen find.
Die einzelnen Episoden reihen sich mehr oder weniger frei nach
der Nomanvorlage aneinander, ohne filmisch durchdrungen Zu
sein. Außer der einen vortrefflich gebauten Karten^pielszene. in der
es um den Besitz der Manon geht. Hurra.
die Leinw?id^i'ch?^ wird. Stoff«,
sHci h n ö tneerngr A unndsnsinad 'h hiner ^^ di. .^""ergr d üenr d Cu «bm. puandgndiaes /A er
Parkdetails, und das Auae erÄftt k NEnmffancegemzchcr,
dem übermäßigen Licht. G-geEe/^r Boumschatien und
. Nnbczsacnen Natur -u der in v»um Glück ganz
i es durchaus gleickgültiV daü Lurn- ^-° Sdöster gehören, bleibt
ten Dichter dorstM und^^u^
sein- Partnerin ist Liebes, und Akn-Wkr Jaeobini
nur die Staffage. C-,eciuchtSsz«nen sind dieses Mal
" —— . Kaca,