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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

8. LraoLuer» 
LsrmsDK Lesiren: ^Vis lb!sbOS-DbH^. 
206 Zeiten. Osb «K Z. 
>,D i e Arche Noah": ein gigantischer amerikanischer Ton 
film, der Millionen verschlungen hat und Millionen umschlingen 
möchte. Müßig, sich näher mit ihm zu beschäftigen. Er besteht aus 
folgenden Teilen: 
Einem Eisenbahnunglück im Atelier mit echt rötlich züngeln 
den Flammen. 
Einer Wiedergabe der biblischen Sintflut, die zur vorsünv- 
flutlichen Kolportage wird. Massenszenen, Orgien in Sadismus, 
künstliche Blitze und Oeffnung eines Wasserreservoirs. Aber seit 
den Zeiten des Ben Hur-Films ist die Mode für solchen monu 
mentalen Kitsch vorbei. 
Einer Kriegsschilderung aus dritter Hand, mit Schützengräben, 
Stacheldrähten, guten Kameraden, Bomben und elenden Hinter- 
Trundstaffagen von Paris. Verlogenes Zeug; doppelt unmöglich 
nach „Rivalen" und den dokumentarischen Darstellungen. 
Einem bapp^ enä, das durch ein Bekenntnis zum Kellogg- 
Pakt noch versüßt wird. 
Die Aufzählung wird genügen. Fast ist der Mut, mit dem ein 
derartiger Spektakel geboten wird, so groß wie die Dummheit, 
aus deren Abgründen er stammt. Man wünscht sich eine wirkliche 
Sintflut herbei. 
Was die Vertonung betrifft, so sind einige grundsätzliche Be 
merkungen am Platz, die nicht nur für diesen Film gelten. 
Es zeigt sich hier wie anderswo, daß man noch immer mit einer 
gewissen Naivetät bestrebt ist, Stellen über Gebühr zu dehnen, die 
Möglichkeiten der akustischen Illustration hergeben. Ein Aufmarsch 
von Truppen dauert stundenlang, und stürzt ein HauS ein, so muß 
es vom Scheitel bis zur Sohle verenden, damit man das Poltern 
auch wirklich hört. Der Film leidet unter diesen Verzögerungen, i 
Gesprochene Dialoge einzuarbeiten, scheint, bisher wenigstens, 
ein abwegiges Beginnen. Schon aus technischen Gründen: weder 
läßt sich die Sprechstimme dem Sprechenden zuordnen, noch wirkt 
ihre Wiedergabe glaubhaft. Ein Mädchen, dem mau ein Helles 
VWINU 
SLLM^Si LL8VLZil. 
8sb.r Assbrtsr üsrr ^sston, 
ioü üads rrütäsrwoilo lür nsuss Luoü ^oltzsoQ 
unä raöoüto Kmon, unsorsr Vsraoreäunx AernäL, 
äarüdor soüroiüoQ.*) Ls ist mir dssonäors vioi 
äaran AtzlsASQ, ÜM6L lüror ^rützit otwaZ LN 
8LZ6Q, weil ioü rnioü Ü6I äer LoictürS äoutiioü 
MQ68 (F68präoÜ8 sriimsrts, äas wir einmal in 
der Uampsstnüo Zeiüürt Laben. Ls betrat äas 
Verbältnis äes 8obriktstel!ers, um niebt 2U 
8LZ6U äes viobters, riur Lmpirie. leb bade mied 
aueb wieäer bei Ibrem neuen Vueb äavon über- 
2su§t, äa-L 8ie Lieb aus wirWekem innerem 
Lwan» unä mit einer sebr besonäeren, sebr 
merbwüräiFSn spraoblieben Lbantasie über äie 
Lealität erbeben. 8ie umspielen ^leiobsam äie 
Leabtät mit Arabesken, unä äurob äie latsaobe, 
äaL 8ie so spielen, ist sebon binreiebenä äie 
verbältnismä^i^e ^iebtiZbeit äieser Lealität äar- 
Zetan. Ironie unä 8arbasmus bellen Ibnen äavei, 
äie ^.nsprüobs äer bloßen Labten LurüobLU- 
äränMn unä äen ^L^ent auk äaZ ru le§en, 
worauk es anbommt: auk äie eebten Ls^iebunMn 
rwiseben äen Nenseben. Im Lrin^ip also wäre 
äie 8aebe in Oränun^ unä ieb bann 8ie nur 
äa^u beFlüobwünseben, äaä 8ie so rein unä 
bonserneut ibre Linie verkoken. 
^.ber eine MinÄssbeit stört miob äabei, äer, 
wie ieb glaube, von Ibnen abZebolken wer- 
äsn sollte. Lei äer Lrörterun^ äieses Lunbtes 
bomme ieb auk unser Oespräob^ von äamals ru- 
rüeb. 2um Lntersebieä von mir meinten 8ie im 
Verlaut lener LnterbLltun^, äak äer Oiebter siob 
niebt weiter tiek in äie Lmpiris einsenben 
müsse; es xenüZe äie oberLLebliobe LsrübrunZ 
mit äer Lmpirie, unä im übrigen b8.be er aus 
sieb selber LU soböpksn. Nit äer LoräerunZ, äaü 
er aus sieb selber ru sebopken bs.be, bin ieb. Zs- 
wik einverstanäen; aber äer Nan§el einer 
enteren LerisbunZ 2ur Lmpirie räobt sieb naeb 
meinem Lrmessen noeb an Ibrey Arbeiten, Ls 
sebeint mir nLmlieb, Als wäre jene von Ibnen 
, stilistiseb äanFestellte ironisebe LeberleZenbeit 
über äie Lealitäten äes Alltags erst äann Ze- 
reebtkertiFt, wenn sie aus äer reebten Lrkabrun^ 
1 eben äieses LlltaZs bervorginAS. blur äas, was 
- eräuläet unä ernstbakt erFrikken ist, äark reebt 
eigentbob bagatellisiert weräen. Lei äer Lebtüre 
Ibrer neuen Lr^blun^ bleibt nun äie Lmpkin- 
äun§ 2urüob, als sei äie von Ibnen abZesebobene 
Lealität in äer Ist niebt bewältigt woräen. Das 
aber entbrLktet äie Ironie unä verlsibt ^.euke- 
runZen äen 8ebein äes Loobmuts, ja äer ^rro- 
LLN2, äie ein ^sieben äer Irauer sein sollten. 
8ie suobsn, mit Leebt, äas V^ssen abseits aller 
LbLnomene, äie vom banalen Verstanä als Rea 
litäten verbuobt weräen; man müNe merken, 
äak 8ie äureb äiese Lealitäten binäurebZe- 
sebritten sinä, um Ibnen äas ^Vessn wirblieb ru 
glauben, ieb wünsebte, wäre: äaL Ibre Ae- 
staltun^en noeb etwas mebr 8ebwere erbieltsn, 
äaL sie so weit naeb unten rsiobten, wie sie 
naeb oben rielen. 
! Kolkentbob versieben 8ie meinen Linwanä 
! riobtis. Lr beliebt sieb auk etwas Abstellbares. 
lob bin übsrreu§t äavon, äak äie meines Lraob- 
tens notwenäiASn LorreLturen von selber ein- 
tretsn weräem 
i «v- 
In Äsm OLrob«-L«fr „7a t" W-L. 
I/'M-is) LLe^ L« /r-airsöÄss-iLn 
Kkuatto« <r«f 
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/ortsesetst. vnt«- Äe« Nrei.i 
«-s-üE-r Lnefe ro» VokMeck öe-r» Lgo» 
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s«>er«. «vtzeLj^s»^ yxrstjgM 
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»^«rL (SeLwerLe,- ^«rLL^nL 2S^icL) tat t« 
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«WgeMreL»et SsbMe^e 
FfL, ^«sa «oLoiv-^asv Ä 
Lmaerviksen «ei äi«f cks« 
- Hmgabs. Dieser Film der Gloria - Lichtspiele ist ein 
Wiener Fabrikat und beweist, daß Wien, was den Film betrifft 
nach em wemg in der Vorkriegszeit lebt. Zugrunde liegt eine total 
veraltete psychologische Novelle, in der es um Einzelschicksale gebt 
Sie niemand mehr interessieren. Der Held ist ein Bildhauer, der 
nur zu dem Zweck plötzlich zu erblinden scheint, dainit sein Freund 
^°?^°r°n muß Der tut es unter der Bedingung, daß die von 
ihm geliebte Frau des Erblindeten verspricht, sich scheiden zu lassen 
""d tun zu herraten. Die Erpressung kommt später an den Lag 
Haxgefuhle treiben zu einer Art von Duell, und allein der kärgliche 
Notausgang sichert der gestörten Ehe zuletzt doch den Fortgang. 
Wen kummern^uch^ solche Privatkonstruktionen, die auf nicht 
Voraussetzungen beruhen? Marcella Albani 
' A"mens mehr eine Haremsfigur als eine Italienerin 
ist, ipielt das hingebende Weib mit einem Mangel an Hingabe, der 
a n"« ^I r^^bglfchkeit herrührt. Der Bildhauer Adalbert 
/iri.m ist zu grob geschnitzt, und sein Mütterchen 
m? Pkeßnech gehört zu jener schrecklichen Muttersorts 
umarmt^ shren großen Jungen immerwährend 
aller VerIbtbeit^des°^ Chirurgenphystognomie Bei 
des Dtoffs hat die Regie einige recht geschickte 
L^n geliefert. Die Rührseligkeit der Handlung wird dmch 
Ansichten von Wien und vom Semmering unterstützt. Laca.
	        
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