eins Lsutsebo ^usZabs vsranstaltst
nen wollen.
8. Lraeauor.
mir osi darüber, daß sie hier frieren.
S. Kracausr.
von Raris
^voräsn ist.
oin ^.U82UZ
kranrösi sebon
Vorkasssrin
sebimpkun§on
(Rlito-Verlag, Dsip2i§.)
aus äsm Vorwort 2ur
^ukla§s bsiZsküZt. in
böebst tsmporamsntvoll
rurüekvsist, äis ibr äiossr
RsportaZs ^vogsn ^viLsrlabrsn sinä. Und r^va? rsebt-
ksrtiZt sie ibr Ilntornobmon Laniit, Lall sis ?uin
Untsrsebioä vom ZsküblssoliFsn Victor NarZuoritts
unä Lem ästbotiLisronäsn Oareo äis Rrostitution
oinriZ unä allein in äor nioralisebsn ^bsiebt
otuäiort babs, äurek ibrs LekiläorunZon äio
^ukdsdunA äsr Voräslls in Rrankroieb 2u bo^virksn.
MOM8OWUIM4AMDZ8L:
Nar^ss Oboist, eins Rarissr Roportsrin,
bat mit ^vsibliebor ^suMer unä mannliebsm Nut
äis V^slt unä Umwelt äsr Rarisor Rrouäsnbäusoi'
äurebinosson unä ibrs Rrkabrun^sn in oinsm Ruck:
„Du mois sbs2 los killst" nioäsrZoIoAt, von äsm
nnn aueb unter äsm Mol: „In äsn Dioksn
Ibr ist
200000.
äsm äis
äio Rs-
Zo^NAton
/8/ -
>
Der Zettungsverkäufer.
Berlin, Ende Juli.
Mein Zeitungsverkäufer ist nicht mehr da. Seit einigen Tagen
schon ist der Platz auf der Potsdamer Straße leer, auf dem er zur
Mittagsstunde immer Zu stehen pflegte. Ich kaufte mir jedesmal
die Zeitung bei ihm, bevor ich in den Omnibus stieg, um nach
Hause zu fahren. Nun fahre ich ohne Zeitung im Omnibus, denn
ich kann mich beim besten Willen nicht dazu entschließen, meinem
Zeitungsmann untreu zu werden. Wahrscheinlich hätte ich vor ein
paar Wochen noch die Lücke gar nicht bemerkt, sondern mich einfach
an irgendeinen anderen Verkäufer gewandt, die Potsdamer Straße
ist ja mit ihnen förmlich gepflastert. Aber inzwischen ist jenes
winzige Ereignis eingetreten, von dem ich berichten will.
Auf der Potsdamer Straße herrscht, wie man weiß, tags
über ein starker, ein geradezu weltstädtischer Verkehr. Wichtig in
diesem Zusammenhang ist, daß sie nicht so sehr von Flaneuren be-.
gangen wird als von Passanten, die ihr Geschäftsweg hierher führt.
Sie tragen Mappen und haben keine Zeit, auf ihre Gesichter zu
achten. Und schlenderten sie auch müßig dahin, so fänden sie doch
nicht leicht die Gelegenheit, vertraut miteinander zu werden, da
alle Tage ein neuer Menschenstrom sich über die breite Straße er
gießt. An der Ecke, die mein Zeitungsmann mit Nachrichten be
lieferte, ist der Mittagstrubel in der Regel sehr lebhaft. Dort
mündet eine Straße ein, die auf dem jenseitigen Ufer zum Wann-
seebahnhof weiterführt. Sie kommt aus dem Tiergartenviertel,
und wer sie etwa mit dem Omnibus befährt, genießt ein Schau
spiel, das auch in einer an Gegensätzen so reichen Stadt wie Berlin
selten genug ist. Er wird zum Zeugen des plötzlichen Zusammen-
pralls zweier Welten. Glitt er eben noch durch die stille Abge
schiedenheit des Alten Westens, so ergreift ihn im nächsten Augen
blick ohne jeden Uebergang ein unerbittliches Tosen. Vergangen
heit und Gegenwart schneiden sich rechtwinklig, statt sanft inein-
andergewachsen Zu sein...
Angesichts der Beschaffenheit dieser Gegdnd wird man es
entschuldbar finden, daß ich den Mann, der mir meine Mittags
lektüre bescherte, früher niemals beachtet hatte. Ich drückte ihm
regelmäßig das bereitgehaltene Geldstück in die Hand, der ich die
ebenfalls schon zur Uebergabe hergerichtete Zeitung entnahm. Eine
gleichgültige Szene, die sich stumm vollzog. Kaum wurde ich mir
dabei bewußt, daß die Hand lebte und zu einem Menschen gehörte.
An einem Montag Mittag — ich hatte es besonders eilig, da
der Himmel nach Regen aussah -- geschah das Unerwartete.;, der
Zeitungsverkäufer sprach mich an.
„Sie waren vorgestern abend im Lunapark.^
Ueberrascht gestand ich die Tatsache ein. Wir waren eine kleine
Gesellschaft gewesen, ein auf der Durchreise in Berlin befindlicher'
Freund hatte den Lunapark besichtigen wollen.
„Ich habe Sie dort gesehen/ fuhr der Mann fort, „Sie müssen
nämlich wissen, daß ich abends immer im Lunapark Zeitungen ver
kaufe."
Es hatte zu tröpfeln begonnen, und ich suchte Mich mit meiner
Zeitung auf gute Art zu entfernen. Schon war ich etliche Schritte
weit vorgerückt, als mich der Mann wieder zu sich rief. Ein wenig
unwillig kehrte ich um.
„Wenn Sie wieder einmal in den Lunapark gehen/ erklärte
er, „sagen Sie es mir nur einen Tag vorher. Ich kann Ihnen
eine Freikarte geben."
Zum ersten Mal sah ich dem Mann richtig ins Gesicht. Er war
ein älterer Mann mit freundlichen Augen und einem Bart, der M'
beiden Seiten des Mundes gutmütig herabhing. Er hatte eine
Kapuze um, deren feuchter Glanz mir verriet, daß der erwartete
Regen mittlerweile wirklich eingetroffen war.
„Auch für den Sonntag habe ich Freikarten/ versicherte er,
zum Ueberfluß, als fei er noch nicht aufmerksam genug gegen Mich
gewesen, „Sie müssen es mir nur rechtzeitig sagen/
Ich dankte ihm und verabschiedete mich. Ich war verwundert,
beschämt. In dieser ungeheuren Stadt, in der die meisten Menschen
nebeneinander herleben, ohne sich je zu gewahren, hatte mitten auf
der Potsdamer Straße, dort, wo das Gewühl besonders dicht ist
und mehr noch als anderswo jeder seine eigenen Zwecke verfolgt,
ein Mann unmittelbaren Anteil an mir genommen, der mir nie
vorher aufgefallen war, und dem ich selbst nichts weiter sein konnte
als einer von vielen Paffanten, die sich im Vorübergehen die
Zeitung erstehen. Er hatte mich nicht nur als täglichen Käufer
vorgemerkt, sondern sich die Umrisse meiner Figur eingeprägt und
sie so säuberlich aus der Umwelt herausgehoben, mit der sie ihm
sonst verschmolzen waren, daß er sie im Gedränge des Lunaparks
wieder zu erkennen vermochte. Und schließlich hatte er ein übriges
getan und mir, dem Unbekannten, eine Gefälligkeit zugesagt, von
der er mit gutem Recht voraussetzen durfte, daß sie mir etwas
bedeutete. Denn in Berlin die langen Abende zu füllen, kostet nach
allgemeinen Begriffen einen Haufen Geld, und kommt man gar
am Sonntag umsonst in den Lunapark, so ist man gewiß ein vom
Glück außerordentlich begünstigter Mann. Der Zeitungsverkäufer
hatte diese Umstände bedacht und, ohne irgendeinen Gegendienst
erhoffen zu dürfen, für mein Vergnügen Vorsorgen wollen.
Seit er nicht mehr an seinem gewohnten Platz steht, erscheint
mir die Potsdamer Straße leer, auch wenn sie von noch so vielen
Menschen bevölkert wird. Er fehlt mir, der freundliche Mann mit
. dem Schnauzbart. Vielleicht hat er sich Lei dem schlechten Wetter
eins Erkältung zugezogen und taucht doch bald wieder anst Ich
habe mich nach jenem Gespräch bemüht, die Menschen anzuschauen,
mit denen ich unterwegs in Berührung komme. Aber es ist schwer,
sehr schwer, und fast nie blickt einer von ihnen zurück. Sie klagen
Vs ^irä sebon so sein; äonn ist) sis aueb aus mob-
rsrsn vornokmon 8alons vsrstoüon ^oräon, so Lat
ibr äoeb Rsrr Obiapps, äor sittonstronFS Roli^ei-
prasiäsnt von Raris, einen ^norkonnunAsbrisk §o-
sebrisbsn, unä oin (Zeistlieder im nörLliebsn Rrank-
roieb eins Nesss kür nie lesen lassen.
leb derveikls, ob sied äis Vsriasssrin bei uns
goraäs äie Ussss vsräient bätto. Ibrs RsportaZen
sinä kür äoutsebo Lexrikke ru loiebt ZssebürLt, als
Lall sie je äsn §utsn Avsek srrsiebsn könnten.
Wir kabron in RraebtäLinpIsrn. Labor, ^vo man in
Rrankrsieb ^vis ein IVirbelvänL üdsr äie ^VoZon
^leitet, ^der aueb in Rrankroieb bat äis gute Rto-
rarisebs RoportaZs im allgemeinen wsbr DiskZanF,
unä mii- ist ein Vueb über äie Iranrösisebsn Ror-
äells bekannt -- über äas „Voräell^vesen", vüräs
man visll siebt in DsutseblanL sagen —, äas orbob-
lieb seligerer ^viegt als Liess Rotte Lollektion, ebne
äarum langweilig ru sein.
Oooebiekt ist Dran Obois^, äas muL man ibr
lassen. Nit jenem kranLösisebsn Rsprit aus rweiter
Ranä ausgerüstet, äsr Las unsebeinbarsts Detail
niebt etwa ru Leuten, sonäern Lübseb Lu krisieren
versiebt, begibt sis sieb auk ibre pikante Lxxe
äition. Äs lallt sieb als 8tubenmääebsn in einem
ökkentlieben Laus anwsrben unä bsobaebtst äort aus
näebstsr blabs Las Treiben Ler Mäebsn. 8is äringt
ins „Milieu^ ein, in Lie Hauptquartiers äsr Au-
baltsr, mit Leuen sis unsrsebrockon Rokanntsebakt
seblieLt. 8ie ergebt sieb in äsn Rromsnoirs äer
Uusie-Ralls, besuebt galante Rrivatrirksl, bomo-
sexusllo unä lesbisebs Dekalo unä Renäsavous-
Raussr unä äurebstrsikt so Lie ganre Region, Lie
sieb Lwisebsn äsm Obabanais unä äsn Zeinsbrüeken
äsbnt.
Lin burtiges Rotpourri, äas manebe ausgersieb-
nete Vsmerkungen, Lebiläerungsn unä Vonmots out-
bLlt. 80 ist äis mukkigs ^.tmospbäre äor Drovinr-
boräsllo siebsr srkaüt, äis versebisäsnsn Dirnen-
tzqren treten äsutlieb bervor, unä es keblt aueb
niebt an prin^ipiolleren Dinsiebtsn in äsn Kleinbürger
lieben Alltag Ler Rrvstitulortsn, wis übsrbaupt in
äis ^rt äss Regiments, äas Liese untergessllsebakt-
lieben 8ebiebtsu rusammenbült. Dsnnoeb ist äas
Vueb allru okt in seblsebtem 8inns obsrkläeblieb.
8eblügt ss aueb ksins sentimentalen Dons an, so
krönt es Loeb äsm Daster äor Zslbstbespiegelung.
I^iobt selten verweebselt es Las klüebtige Erlebnis
mit äer wirkliebsn Rrkabruvg oäer reitigt ein psin-
liebes Oemiseb aus 8snsations1ust unä ^ukklärungs-
ärang. Nan merkt niebt äis ^.bsiebt unä ist ver
stimmt. ^ber so gebt es bäukig bei Lsrartigsv Rs-
xortagsn: sis vsrlisren sieb im Dsben, äas sis ban-