(vergl. Reichsausgabe vom 80. September 1932) bereits aus-
führte, ßnd die rätselhaften Buchstaben, die nicht antworten, eine
Abkürzung für: „Flugzeug-Plattform 1", und unter dieser Platt
form wiederum ist eine künstliche, im Atlantik schwimmende Insel
Zu verstehen, die als Stützpunkt für den transozeanischen
Luftverkehr dienen soll. Mit Hilfe eines gewaltigen Auf
wands an Mitteln ist es geglückt, die nicht vorhandene Insel so
realistisch darzustellen, daß ihre Existenz nicht den geringsten
Zweifel zu dulden scheint. Man verfolgt ihre Entstehung in der
Werft, sieht sie auf gewaltigen Stempeln mitten im Weltmeer
ruhen und beobachtet vom bequemen Sessel aus die Landung eines
Flugzeugs auf dem Jnselverdeck. Die gigantischen Konstruktionen
des Unterbaus, die funkelnden Lichter bei Nacht und die Vision
der dem Morgengrauen entsteigenden Plattform: das sind Ein
drücke von einer Großartigkeit, wie sie der Film bisher selten
erschlossen hat. Ein technischer Traum ist hier ins Dasein herein
gerissen, ehe er überhaupt zum Dasein gehört. Die Vollkommen
heit der Illusion wird noch durch fabel^rfte Fliegeraufnahmen
gesteigert. Sie vermitteln nicht nur außerordentliche Naturbilder,
sondern geben auch Perspektiven wieder, deren Kühnheit die Phark
Laste mühelos zur schwimmenden Insel hinleitet.
Im Vergleich mit der technischen Konzeption wirkt die Fabel
allerdings doppelt erbärmlich. Sie gipfelt in einem Sabotageakt
gegen die Insel, der aus unerfindlichen Gründen von unbekann
ten Auftraggebern veranlaßt wird. Und ihr Held ist ein vagabun
dierender Ozeanflieger, der aus Gram darüber, daß die geliebte
Frau seine Neigung nicht mehr erwidert, beinahe die Flugzeug
Plattform einschließlich der Frau und dem Freund untergehen
läßt. Erst im letzten Augenblick rettet er dann doch noch das tote
und lebende Inventar. Ein Kitsch, der angesichts des Glanzbaus
der U. 1 ziemlich peinlich berührt. Immerhin erfüllt er, wenn
auch Wider Willen, die Funktion, einmal drastisch zu veranschau
lichen, wieviel Unreife und Sentimentalität zwischen Eisenrippen
und in Flugzeugkabinen wohnen und wie wenig der Stand des
menschlichen Bewußtseins vorerst dem der, heutigen Technik e
spricht.
Karl Hartl, ein begabter Regisseur, hat nach besten Kräften
versucht, den pompösen Stoff sachgemäß und spannend zu ent
wickeln. Ganz ist er seiner nicht Herr geworden. Das Tempo
schleppt manchmal zu sehr, und über der Ausmalung der mensch
lichen Bagatellen wird die Schilderung der technischen Vorgänge
vernachlässigt, die viel interessanter gewesen wären. Man hätte
gern mehr Plattform und weniger Gefühlsleben gekostet. Es ist,
als würde Hartl eine gewisse Befangenheit nicht los, die ihn zum
Beispiel bei der Darbietung der Matrosenszenen und des Han«
seatenmilieus spürbar beeinträchtigt. Nur in den Montagen, den
Flugbeschreibungen und an einigen anderen Stellen kämpft er
sich zur unbelasteteren Gestaltung durch.
Eine neue Erscheinung im deutschen Film ist Sybille
Schwitz. Sie verkörpert die weibliche Hauptrolle mit einer er
staunlichen suggestiven Gewalt. Ohne daß ihr Gesicht an sich ewe
zwingende Form besäße, erlangt es in der Bewegung des Spiels
sofort eine Macht, die beinahe magisch genannt werden muß. Jede
leise Veränderung der Züge beschwört Gehalte herauf und weckt
ganze Vorstellungsketten. Nicht anders braucht die Stimme nur
Zart zu modulieren, um weit auseinander liegende Empfindungen
Zu vergegenwärtigen. Hans Albers als Ozeanflieger? M
mal zum Glück nicht immer nur siegen und strahlen. Und gerade
dadurch, daß er die Rolle des Unterlegenen sympathisch aussüllr,
beweist er, wie groß seine Naturgaben sind. Statt ihn zum Plakat
eines Volkshelden zu stilisieren, sollte man ihn in den Niederungen
alltäglicher Konstellationen Zeigen, in denen er seine reiche Wü-
gift besser verwerten kann. Paul Hartmann, der den Insel
ingenieur spielt, bringt zu diesem.Beruf die nötige Härte und
Bestimmtheit mit. Der harmlose Fotoreporter Peter Lorre.s ist
Mb Ausgeburt anheimelnder Unheimlichkeit. (,F. ?. l ant
wortet nicht" wird zurzeit auch im Frankfurter Ufa
Palast gezeigt.) 8. LraeLU^