Kino in derWünzpaße
wieder beginnt, -ist es Mit dem Schlummer vorbei. Rechts in der
flitzt, und verlasse den Stall. Die Sonne scheint, aber-
um richtige Pausen LinZuschalten. Wahrscheinlich dient das Dessert-
manchmal als Mittags
Albers setzt die Mutopartie genau an dem Punkt fort, an dem
er sie abgebrochen hatte, Und rE den - Gipfelhöhen
des llapM such entgegen. Ich warte nicht, bis er sie erklommen
hat, sondern Mssierß wieder die Leinwand, anst,der er riesig,daW
dir Kreise, diß ihn aufsuchen, genügend Geld haben, um sich schon
vormittags zu amüsieren, - während das Publikum- in der' -Münz-
««elw, E»° März.
In der Münzgaffe hinter dem Alexanderplatz befinden sich
Mehrere Tageskinos, die alle schön um 11 Uhr vormittags
eröffnen. Um diese Zeit ist diß Münzsträhe so mit Passanten
gefüllt, daß man sich ordentlich tzmchMngen Muß, um weiterzU-
kommeü. Die Menge, die aus Arbeitern, Frauen/ KleinM
Lhpm und in der Hauptsache aus jungen Burschen besteht, hat
es nicht eilig. Langsam schiebt sie sich voran, man spürt, daß die
Arbeitslosigkeit auf ihr lastet. Begrenzt wird der träge Fluß auf
der einen Seite von Lebensmitttzlsuhrwerken, auf her andern von
Straßenhändlirn, Geschäften und Restaurants, deren Schaufenster-'
gerichte aber längst Nicht so viele Illusionen zu erwecken scheinen
wie die Bilderwände der Kinos, Sie gleichen schönen Uferp^
ten, an denen sich-das Publikum staut. Vielleicht übertrifft auch
wirklich der geistige HE
Bei dem Anblick d ieser Kinos erinnere ich Mich des Pariser
Paramount-Theat^ Nähe der Oper, das ebenfalls tags ¬
über in Betrieb ist. Ein lichtübergossener Prunkpalast, der lauter
Novitäten bringt und dazwischen bunte Ensembleszenen. Obwohl
er eigentlich mit den Lokalen um den Alexanderplatz nicht in
einem Atem genannt werden darf, ist er ihnen doch darin VM
wandt, daß er wie sie die Unterhaltungsb M von Leuten
befriedigt, dis nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen. Nur daß
ster der bösen Zeit vertreibt. Sie verwenden es wie eine Medizin,
die man im Krankheitsfall schluckt. Ihre Hautfarbe ist schlecht,
und das Bewußtsein der Nutzlosigkeit trübt ihren Blick. Manchmal
zögert auch ein Pärchen vor den Bildern, das im Dünkel Ver-
Dem Beispiel mehrerer Vorgänger folgend, entschließe ich. Mich
trotz dem schönen Wetter Zum Eintritt. Nie in.jeüen verschollenen
Zeiten, als noch diß Wme stum^ muß man
einen Geruch aus,-an dessen Herstellung offenbar Generationen
gearbeitet haben, und wimmelt von Menschen. Ich sehe sie nicht,
spüre aber, daß sie Zu Klumpen zusammengeballt sind. Die Bilder
auf der Leinwand sind schon ein wenig verregnet und sprechen so
undeutlich, daß man kaum eine Silbe versteht. Liebesgeflüster
klingt wie Gekeife, und schlichte MäNnerwM verwandeln sich in
Alarmsignale. Gespielt wird ein älterer Tonfilm mit Hans Albers,
der überhaupt der Favorit der Münzstratze Zu sein scheint, da er
so ziemlich in allen KiNos auftritt. Bezeichnend für das Publikum
sind die Stellen,, an denen gelacht wird. Besonderen Jubel löst
eine kleine Szene aus, in der Albers seine Muskelkräfte
Wert entwickelt. Er springt Zum schmächtigen Nühmann in die Bade
wanne hinein und taucht ihn Mehrere Male unter. Es sind Er
werbslose, die über den-rohen Spatz lachen, ausgeL'öotete Mensche
denen jeder Ulk DanMrkeit abnötigt. Sie stehen außerhalb des
Arbeitsprozesses und. verlieren dadurch allmählich das Unter
scheidungsvermögen. Man dürfte es ihnen nicht einmal übel
nehmen, wenn sie auch. die . glänzende Karriere beklatschten, die ihr
Liebling Albers im Film gewöhnlich macht.
Auf der Leinwand erscheint: „Fortsetzung folgt", und der Zu
schauerraum erhellt sich. Ich habe mich nicht getäuscht, die meisten
Reihen sind, dicht besetzt. Jacken und dünne Mäntel flüstern mit
einander; ein alter Mann schläft. Nachher, wenn der Lärm vorne
nach rechts Noch nach links und wartet. Sir ist in mittleren'
Jahren, eine gowoW die nichts Zu tun hat.und darum
einfach irgendwo am Straßenrand stehen bleibt. Wenn nicht einer
Nische haust eine Art von Büfett, das. den. Räum Zum Waxtesaal
vormittags zu amüsieren, - während das Publikum- in der -Münz-
ß ra ß e e i nem er zwu ngenen Müßi gang f r ö n t. . _ stempelt. Er hat keine' Farbe'' mehr und" gleicht 'den Sälen der
_ Arbeitsnachweise und Wärmehallen aufs Haar.. Wer den Kellner
M an mer kt es ih m am Di e j u ngen Bu rs H en , di e v or d en für überflüssig hielte,.- der. in schmieriger, Schürze, Pfefferminz,
Kinoeingängen herumlungern und kritisch die Photos betrachten, Waffeln und'Negetküsse MN irrte sich sehr. Seine Waren sind
sehen alle mißmutig/aus. Der Zeitvertreib, der sich hier bietet, -stärker erfragt als in den feinen Kinos, die allerdings zu fein sind-,
ist ihnen weniger ein Vergnügen als ein Mittel, das die Gespen-
schwinden will. Oder ein Mädchen überlegt sich, ob es im Augen
blick nichts Besseres anfangen kann. Das Risiko ist in der Tat
tzt, un verlasse en ta . e onne scent, aber-
nicht gering/'denn Erwerbslose zahlen gegen Vorzeigen ihres diese Menschen die Sonne an? Vor dem Kinoportal W
Ausweises ganze K Pfennige, und die Zogen, oder was sich so Frau im imitierten Pölz' und kaut. Mutlos kaut sie, steht weder
nennt, kosten gar 1 Mark.
kommt und . sie ins dUnLß.AiNö mitnimmt, kaut sie sicher noch bis
an der niederen Leinwand. vorbei in die Hintergründe des Zu- in die Nacht hinein anm.l und. die SostneMcht. M
schauerraumes^ ein unermeßlich langer Schlauch ist. Er strömtverrichteter Dinge ab. ' 8.