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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

zeuoMsen, von denen das eine oder andere ichon die Grenze des 
Gesuchten streift, finden sich auch Einbände, die über den Rahmen 
guter Stilkonventionen nicht hinausMisen; sie wirken vornehm, 
ohne durch besondere Eigenart aufzufallen. Trotz derartiger 
Schwankungen hinterläßt aber die Kollektion doch den Eindruck 
einer reifen Künstlerschaft, die sich der Bestimmung des Buches 
willig unterordnet, ihre Eigenart in den gegebenen Schranken 
bewußt zur Geltung bringt und sich vor den Gefahren über 
triebener Selbstbetonung und routinierten Epignonentums gleich 
sehr zu hüten weiß. Zu erwähnen bleibt noch, daß eine Anzahl 
von Bänden aus Privatbesitz stammt. 
Die Verlagswerke des Münchener Verlags Ro eSlL Co., die 
in der gleichen Ausstellung gezeigt werden, umfassen in der Haupt 
sache Klassiker und Memoirenliteratur. Heine, Cervantes, 
Büchner, Kleist (diese beiden von Arnold Zweig herausgegeben), 
alles Bände großen Formats, treten reihenweise in Leinen,' Halb- 
leder und Leder an; ein fünfzigbändiger Goethe sott, wie man 
hört, noch vor Weihnachten folgen. Der Güte des Drucks ent 
spricht das untadelige äußere Meid, das sich mit derselben Liebe 
um die Tragödien eines deutschen Dichters wie um die Denk 
würdigkeiten der Margarete v. Balois oder der Dubarry legt. 
Der Unternehmungsgeist des Verlegers., der heute stattlich-präch 
tige Ausgaben in solcher Fülle auf den Markt zu bringen wagt, ist 
auf alle Fälle zu bewundern. Liebhabern ser verraten, daß die 
Lederbände in einem bei uns noch nicht benutzten Oasenziegenleder 
hergestellt sind, dem Lichtechtheit nachgerühmt wird. Ein Borzug, 
der vermutlich teuer zu erkaufen ist. 
Ergänzt werden diese Kollektionen durch eins Sammlung 
alter Bucheinbände aus den Beständen der Firma Baer 
selber, die sich von einem griechischen Einband um 1200 in chrono- 
logsicher Reihenfolge bis zu den romantischen Einbänden aus der 
Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckt. Zahlreiche Kostbarkeiten 
sind hier vereint — eine wahre Schule der Ornamentik, in der 
Italiener, Deutsche, Franzosen einander zu überbieten trachten. 
Pros. Nob. Schmidr, der Direktor des Kunstgewerbe-Museums, 
wird in seinem morgigen Vortrag diese zum Teil seltenen Arbeiten 
ausführlich würdigen. ' Lr.
	        
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