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brachte es der kranken Mutter heim. Als diese es
anschnitt, — da fielen einige Stücke Geld heraus. Die
Mutter erschraß und sagte: „Gib das Geld den Augen-
blick zurück; es ist gewiss aus Verschen ins Brot
gekommen!“ Hedwig geborchte.
Allein der wohlthätige Mann sprach: „Nein, nein,
es war kein Verschen, ich habhe das Geld mit Bedacht
in das kleinste Brot backen lassen, um dich, gutes Kind,
zu belohnen. Bleibe immer so bescheiden und genügsam.
dann wird dich Gott auch segnen!“ Chr. Schmid.
19. Sehen.
Mit den Augen sieht man. In der Augenhöhle bewegt
sich der kugelförmige Augapfel. Die beweglichen Augenlider
schützen das Auge; die Augenbrauen halten den Schweiß
zurück, der von der Stirn rinnt; die Wimpern fangen den
Staub auf, damit er nicht ins Auge falle, und ist ein
Stäubchen in dasselbe gekommen, spülen es die Thränen
hinweg.
Im Zimmer sehe ich Tische und Stühle, auf dem
Geflügelhofe Gänse und Hühner, im Garten Bäume und
Blumen. Ich kann die Dinge nach Gestalt und Größe
unterscheiden. Ich sehe, dass das Laub grün und die Rose
roth ist; ich kann die Farben der Dinge unterscheiden.
Ich sehe, ob eine Linie krumm oder gerade, lothrecht,
wagrecht oder schräge ist, ob zwei Linien gleichlaufend sind
oder nicht; ich kann ihre Richtung angeben.*
Wo Licht ist, kann ich genau sehen; im Dunkeln
kann ich die Gegenstände schwer unterscheiden. Manche
Thiere, die in der Nacht auf Raub ausgehen, sehen auch
im Dunkeln scharf. Manche Menschen haben ein schwaches
—8*