Quantum und Weltkrisis. Am SamStag abend sprach rm
BolköbilounK^ Karl Heath aus England, der Sekrerär!
des RareS der Freunde für Internationalen Dienst, über die
Serwang des QuäkertumS in der Gegenws^ Die von der Re-
ligwlen Gcjellschafl der Freunde einberusene Versammlung würde
von einer Engländerin gekettet und der auf Englisch gehaltene
Lonrag sogleich ins Deutsche übersetzt. Der Redner Legte zunächst
die bedanken dar, die durch das Quälerrum ihre Verkörperung
erfahren. Die Quäler sind Feinde der Sklaverei, deS Krregc-,
der allgemeinen Wehrpflicht, der Frauenhöngkeit; nach der poli
tischen Seite hin rmdmen sie sich dem aufbauenden Werke sozialer
Hilfeleistung, um die menschliche Brüderschaft
zu fördern und die
ersehnte Einigung der ganzen Menschheit zu erzielen. Schon
William P e n n, der sich mit den Indianern auf freundschaft
lichen Fuß ftMe, bewreZ durch seine Staatengründung in Penn-
shlrmma, daß Liebe im Leben die gröhle Brach; ist und prak
tische Freundschaft das Praktischste, was eS auf Erden gibt. Man
versteht r^ach alledem welche Haltung die Quäker gegenüber Ver
sailles, London, den Sanktionen, der Besetzung ujw. einnehmen
müssen. Der Krieg und jetzt dieser Frieden bedeutet ihnen ein
einziges menschliches Mißlingen, rohe Sregergewalt kann
niemals praktische Ergebnisse zeitigen. Diese AnsäMmng und
den Gedanken, daß statt des Weges der Macht der eines gemein-
amen Wirkens für die Menschheit einzuschlagen ist, hat sie Ge.
eüschaft der Freundschaft längst in einer Botschaft an die eng-
ischen Quäker zum Ausdruck gebracht, die nicht nur für England,
andern für dre ganze Welt gilt. Was ist nun in der gegenwär
tigen europäischen Lage zu tun? Die Quäker möchten alle haß
erfüllten Verträge und ungerechtfertigten Schadenersatzansprüche
bei eile schieben, andrerseits treten sie für die freiwillige
Wiedergutmachung des Unrechts dort ein, wo es
wirklich geschehen ist, und eß befriedigt sie daher z G. die ErNa
rung Dr. S mons' in London, daß Deutschland willens sei bei
der Herstellung der zerstörten Gebiets in Nordsrankreich mitzu-
wirken. Die Gemeinschaft der Quäker ist aber nur klein, und
damit der ersehnte Wandel kommt, wird es des Zusammenschlusses
aller gutgesinnten Individuen und Körperschaften in allen Natio
nen bedürfen. Unsere Aufgabe ist es — mit diesen von Herzen
kommenden Worten beschloß der Redner seinen mit warmem Äet-
Eaujgmssmmenen Vertrag — Münder W^ebMMd Ljß Llr-^
meen des Hasses zu zerstören und dafür zu sorgen, daß die Kräfte,
die zur Wiedergeburt führen, für immer in der We^t regieren.
Vor Eintritt in die Diskussion, in der u. a. Pros. B l u n L s ch l i
und Pros. NaLorp (Marburg) das Wort ergriffen, sprach
Dr. Epstein Herrn Heath und der englischen Gruppe der Quä
ker den herzlichen Dank der zahlreich erschienenen Zuhörerschaft
MUs.
--- ^Indische Krmst.j Im Rahmen der ostasiatischen Vor-
träge sprach Mittwoch Abend Dr. William Cohn über die Kunst
Indiens. Der Vorführung der Lichtbilder schickte der Redner
einige Einleitungsworte voraus, in denen er sein ungeheures
Thema knapp umriß und indisches Kunstschaffen europäischem
Empfinden nahezubringen suchte. Während die Literatur Indiens
schon lange bei uns Eingang gefunden hat — Schlegel, Goethe,
Schopenhauer, um nur ein paar Namen zu nennen, sind ihr bereits
mit Verständnis begegnet — ist die indische bildende Kunst bei
uns bis vor kurzem beinahe einstimmig abgelehnt worden. Wie
erklärt sich diese Haltung? Nun, dem Europa, das die Gotik fast
vergessen hatte, galt die Antike als höchstes Vorbild, schön war nur,
was aus ihrem Geist und dem der Renaissance erwuchs. Die in-
drsche Kunst ist aber das gerade Gegenteil der Antike, und erst heute
sind wir so gelost und gewandelt, daß wir uns in ihre Seele ver
setzen können. Nicht der Mensch, sondern die Gottheit steht
im Mittelpunkt dieser Kunst, sie beruht nicht auf Naturnachahmung,
sondern ist Ausdruck und Symbol, unbeherrscht durch Maß und
strenge Proportion verkörpert sich in ihr eine überschwangliche
Phantasie, die ins Unendliche strebt. Manche Regungen unserer
neuesten Kunst beweisen, daß wir uns von der vorwiegend ratio
nalen Gesinnung der vergangenen Epoche abzuwenden beginnen,
woher es denn rühren wag, daß wir jetzt für das Verständnis einer
Kunst reif werden, die einzig dem Preis der Gottheit dient. Die
eigentümliche Kunst Indiens entwächst den drei Hinduistischen Reli
gionen des Brahmanismus, das Buddhismus und des Dschainis-
'mus Dem Brahnranismus, der ältesten Religion Indiens, ent
nimmt sie ihre immer wiederkehrenden Symbole. Der Vuddhis- '
mus macht sich die brahmamschen GötLergestalten: Schiwa,
Wischnu, Krischna usw. Untertan und gibt der Kunst als neuen!
Gegenstand die Darstellung des Lebens Buddhas auf. Aus der!
verhältnismäßig kurzen Dauer deZ Buddhismus ftn Indien (vom
3. Jahrh, v. Chr. bis zum 8. Jahrh, nach Christus) erklärt sich die
kleine Zahl buddhistischer Kunstwerke. Erhalten sind uns von
indischer Kunst hauptsächlich Schöpfungen in Stein und Bronze so
wie spärliche Ueberreste von Malerei; wir besitzen sol
cher Denkmäler in Fülle, trotzdem vieles der Zer
störung anheimgefallen ist. Bei der Betrachtung dieser
Kunst dürfen wir niemals nach vertrauten europäischen Be
griffen eine Scheidung zwischen Architektur und Plastik vornehmen,
sondern müssen uns daran gewöhnen, beide als eine untrennbare
Einheit aufzufassen. Baukunst und Bildhauerkunst verschmelzen
völlig miteinander zur Ganzheit eines Denkmals, das reinen Sym-
bolwerl hat und Lei dem jeder Gedanke an irgend einen Zweck
zurücktritt. Die älteste Form indischer Baukunst ist der Stupa,
die kuppelförmig-e Bekrönung heiliger Stellen. Charakteristisch für
die Kunst Indiens sind besonders die Höhlentempel und die aus
dem lebenden Felsen herausgehauenen Bauten, die oft eine gewal
tige Ausdehnung erreichen. Niemals erfüllen Säule und Pfeiler
irgendwelche tragende Funktionen, sie werden vielmehr zumeist in
Figursngruppen aufgelöst, die von dem Ueberschwang der indischen
Seele zeugen. — Unterstützt durch treffliche und klug ausgewählte
Lichtbilder unternahm der Redner im Anschluß an seinen einlei
tenden Vertrag eine Wanderung durch die weiten Reiche der indi
schen Kunst. AnheLend bei den ältesten vorhandenen Denkmälern,
die aus der Zeit des Königs Asoka stammen, geleitete er an den
Werken der FelsLaukunst vorüber zu den erhabenen nord- und süo-
indischen Freibanken, deren unermeßlicher Reichtum an die Ueppig
keit der Tropenwälder gemahnt. Sehr dankenswert war die Vor
führung einiger noch wenig bekannter Proben indischer Bildnis
kunst, deren Realismus gerade in diesem Land der Unwirklichkeit
besonders verblüfft. Von Bauten im indischen Kolonialgebiet sah
man u. a. den Stupa zu Borobudur, Lei dem die Kunst schon stellen
weise in Lloße Virtuosität übergehk Der Vergleich einiger
Schöpfungen echt indischer Kunst mit solchen der sogen, gräco-
buddhistischen Kunst ließ erkennen, wie sehr der fremde antike Ein
fluß das indische Schaffen in seiner Ursprünglichkeit oelähmt bat
Durch seine verbindenden Worte verstand es der Redner, den Zahl
reich erschienenen Hörern die Aufnahme des von ihm Gebotenen
zu erleichtern und sie in der Welt Indiens heimisch zu machen