IranKfurler AngelegenZeiLm.
StüdiverorLneken-Versammlung.
Zu Beginn der Sitzung teilte Vorsitzender Hopf mit, daß der
Magistrat dem Beschluß wegen Erhöhung der Preise für elektrische
Energie und SLiastcnbahnfahrten beigetrcren ist. Ferner gab er den
Rücktritt von Stadlrat Dr. Rumpf bekannt und sprach ihm den
Dank der Versammlung für feine verdienstvolle Tätigkeit aus.
Ein Antrag der soZialdemokratijchen Fraktion, die Veihilse
an die Alt Veteranen auf 100 Mark Zu erhöhen und sie auch
aus die noch lebenden Witwen der Altveteranen auLzudehnen, wurde
ohne Debatte einstimmig angenommen.
i WLeiprerSerhZhunA
Stadtv. Heißwslf (Soz.) wandle sich gegen die Erhöhung
der Mietpreise um 7 0 bis 150 P r o Z. der o'ncdcnsmiete, die für
die Mietcrschast unerträglich sei Er beantragte, das; bis Zu der ge
planten reichsgesetzlichen Regelung keine örtliche Erhöhung
mehr vorgenommen werden jolle. W.e Stadtrat Lutsch betonte,
! ist räch eingehender Ausschustberalung die Erhöhung Zur Erhaltung
des Hausbesttzes unvermeidlich, und es geht nicht an, mit ihr bis Zu
dem Zustandekommen des RAchsnttetSgelctzcs zu warten. Die voc-
geschlagene Lösung regle endlich die Frage der Reparaturen und
werde viele Streitigketten zwischen' Mietern und Hausbesitzern aus
der Welt schassen. Im Aurchluß an Ausführungen des Stadtv.
Wagner (Mittelst.), der von: Standpunkt des Hausbesitzers aus
die Notwendigkeit der Erhöhung rechtfertige, sprach sich Stadtv.
Lang (Komm.) für Ablehnung der Erhöhung aus. Stadtv.
Landgrebe (Lib.) wies aus die Notlage der Hausbesitzer hin,
der abgeholfen werden müsse, und erklärte sich, freilich nicht ohm
Einschränkungen, mit der MagistralsvorLage einverstanden. Die Ab
stimmung ergab Annahme dcs Antrages Heißwols mit
32 gegen 20 Stimmen. Ebenfalls Annahme fand ein andrer An
trag Hcißwlüf auf Rechnung dcr Mictpreiserhöhung für die städti
schen Zufchußhüuser. Ferner wurde ein Antrag Kirchner (Soz.)
angenommen, dcr die Mag.stratsvorlage betreffend die Erhöhung
der Bezüge dcr V e a m t § n a n w ä r 1 e r und der jugendlichen
Angestellten sofort zu genehmigen bittet.
Vorsitzender Hops berichtete sodann über die vom Aeltestenaus-
schuf; vorgeschlügene Entschädigung für Bürgerschafts-Depu-
tierte, unbesowcte Magistratsmitglieder und Stadtverordnete bei
nachweisbarem Gehalts- oder Lohnausfalt. Die« Borschläge gelang
ten nach kurzer Debatte gegen nur 2 Stimmen Zur Annahme. —
Wie Stadtv. Kirchner (<.oZ.) mitteilte, hat der Aettesten-Aus-
fchuß dcr Magistratsvorlage wegen der Herausgabe eines städti
schen A u z e i g e b l a t t e s grundsätzlich zugestimm! und Bor
schläge für dessen bessele Ausgestaltung gemacht. Stadtv. Pros.
Lrumpler (Dem.) und Stadtv. Fleischer (Lib.) beantrag
ten Ueberweisung dcr Borlage an den Finanz- und Hauptausschuß
zur Nachprüfung ihrer finanziellen Tragweite, während Stadtv.
Nelles (Zcntt.) für ihre sofortige Genehmigung eintrat. Die!
Anträge des Acltcsten-Ausschusses wurden angenommen. s
Stadtv. Stottze (Dem) berichtete über einen Antrag des
Hochbauansschusses, der die Annahme einer Magistratsvorlage
wegen Einbaus einer Vadcwasscr^Negenerations in der
Mäiuierschwimmhalle ! des städtischen Schwimmbads
empfiehlt. Demgegenüber sprach sich Stadtv. Lion (lib.) als
Spezialsachmann f^r Ablehnung des MagistraLsatttrags aus Neu-
bewilligung weiterer Mittel aus und ging auf die Wahl der
Firmen ein, denen die Einrichtung übertragen werden soll.
Stadtrat Bernecker begründete nochmals sachgemäß die Vor
lage, wobei er hcrvorhob, wie unzulässig es sei, daß Stadtverord
nete, girade als Spczialfachlcute, im Plenum für bestimmte
Firmen enureleu. Der Ausschußäntrag wurde angenommen. -
Es folgte die schnelle Erledigung einer Reihe weiterer Hochbau-
und Tiefbau-Ausschußanträge. Erwähnenswert ist die Annahme
einer Vorlage wegen Herstellung eines Sportplatzes im
Ctüdtwald. Auch sie Berichte des Organisationsausschusses er-
lcdigtcn sich ohne Stockung.
Stodw. Korff (Dem.) berichtete über die von uns schon
mitgcteilte Neufassung der Vergnügungssteuer durch
den Hauptausschuß, eine etwas mildere Handhabung der Steuer
befürwortend, die von dem Magistrat auch zugesichert worden ist.
Stadtv. Fleischer (lib.) beantragte, von der Erhebung einer
Berc für den Besuch des Goethchauses m Zukunft
abz^.hen. Stadtkummercr Pros. Bleicher erwiderte, daß
der Magistrat aus Bittigkeitsgründen auf die Einziehung der
Steiler bereits verzichtet habe. Die Abänderungsanträge des
Ausschusses wurden angenommen, ein Antrag Nagel, der Steuer
freiheit religiöser Veranstaltungen Vorsicht, und weiterhin
empfiehlt, bei Vereinsveranstaltungen, die lediglich der einfachen
Geselligkeit dienen, Eintrittskarten bis zum Betrag von 2 Mk.
steuerfrei zu lassen, fand Ablehnung. s
, Arankturter Anqelegenkciten.
Die Abwärtsbewegung der neuen Jugend.
Der Nhein-Mainische Verband hatte am Dienstag in Gemein-
(Wrst mit der Vereinigung für Erziehungs-wesen und dem Jugend»
ring den Pater von D u n i n - B s r? o w s k i Zu einem Vortrag
Mer die Aufwärrsbewegung der neuen Jugend eingeladm. Der
"Redner, ein gütiger Fürsprecher der Jugend, faßte diese Aufwätts-
jdeweguW als Drang zuinnererFreiheit auf, die ihm gleich-
chedeutLnd mit seLdstgewolller Einfügung in die GefttzmäßüMt des
lelgnen Innern und der den Menschen umfangenden Gemeinschaften
.ist. Wie sucht nun die Jugend zu solcher richtig verstandenen
'Freiheit zu gelangen? Zunächst zielt ihre Bewegung auf Ein«
'fachheir ab, die sich etwa in der Rückkehr Zum Wandern, zum
Volkslied usw. äußert. Mit dem Drang nach Einfachheit verbindet
Ach der mach Aufrichtigkeit; Jugend will sich geben können,
,wre sie ist, und hegt Abscheu vor leeren Formen. Hinzu gesellt sich
.ihre Sehnsucht nach Harmonie des ganzen Lebens. Wie sie
Einheit des Körperlichen und Seelischen begehrt, so möchte sie har-
MOnifch die Gegenwart mit der Zukunft verknüpfen. In diesem
Verlangen liegt aber der tiefste Grund der Bewegung, besagt es
Hoch, ürß die Jugend die Erziehung in Schule und H^uZ durch
Selb st Erziehung zu ergänzen und Zu erleichtern'strebt und
Ne Erwachsenen um Ehrfurcht vor den Ansichten der Heranreifen
' den Littet. Eins Jugend, der man das ihr zukommende Maß von
-Freiheit gewährt, wird von selber Zur Bescheidenheit, zur
^Achtung vor dem Geziemenden geführt werden und um Nein
Zeit auf allen Gebieten des äußeren und inneren Lebens ringen.
Nachdem der Redner einige typische tragische Zusammenstöße
Mischen der Jugend und den Erwachsenen berührt hatte, wobei
zLr nicht nur Verständnis der Eltern für die Kinder, sondern umge
kehrt auch der Kinder für die Eltern forderte, warf er die Frage auf.
!wie man denn die Aufwartsbewegung der Jugend am besten unter--
Aützen könne. Der Erzieher bedarf hierzu vor allem einer Jntui-
'LLonsgaöG, die es ihm ermöglicht, in; den oft unter vielen
'.Hüllen sich verbergenden Wesenskern der Jugendlichen einzudrin-
Äm. Ferner muß er den Kindern dazu helfen, sich so zu geben,
wie sie sind, und schließlich den Mut haben, besonders fähige junge
Menschen zur Führerschaft hewnzubilden; d. h. er muß ihnen
Zeit zu Entgleisungen lassen und jenes Gefühl der Rücksicht auf
'andere in ihnen einpflanzen, das gerade der Führer so dringend be
nötigt. An einer Reihe von Beispielen, die er aus der Fülle eigener
Erfahrung schöpfte, schilderte der Redner das Wesen des echten
Hrziehers. Je nach der Altersstufe der Jugendlichen und ihrer
.Eigenart wird dieser sich anders zu Verhauen haben, stets aber
Mt es für ihn, warten und zuhören m können, zartfühlend die
Scheu zumal der heranreifenden Jugend vor einer Aussprache zu
jkLerwinden und durch einen „Handgriff der Güte" zu rechter" Zeit
bchrängtM jugendlichen Seelen zu Hilfe Zu kommen. Wenn die Ju-
Send den Berg auswärts stürmt, so mögen wir, die Erwachsenen,
die wir oben stehen, und leise das Glöcklem läuten mit diesem
^Gleichnis beschloß Pater von Borkowski seine von Liebe zur Ju-
Bonld getragene Rebe.
-- kMe Heilige Geschichte im Film.) Daß eine Darstel
lung der Passionsgeschichte im Film von vornherein dazu ana-tan
l,i. triftige Bedenken Zu erwecken, versieht sich eigentlich von selber.
Wir sind glücklicherweise noch nicht amerikanisiert genug, um solcher
Vorführungen zur Anfochung unserer Frömmigkeit zu bedürfen; im
Gegenteil, wir lehnen sie aus Frömmigkeit eher ab, da Wir durch >
sie, die nicht, wie die Obevammergauer Passionsspiele "etwa, durch!
Tradition geweiht und an einen bestimmten Ort gebunden sind,
eme Profanierung heiligster Glaubensgütcr befürchten. Immerhin >
mag eine Darbietung, die im allgemeinen dem GeM widerstreitet
M KimMLe. unter gewissen Bedingungen statthaft sein. Daß die
LuWhmng des italienischen Filmwerks „Christus",
A n den lchten Lagen vor geladenem Publikum stattfand, in je ¬
! nr Hinsicht befriedigte, hieße zu viel behaupten; aber sie erregte
doch zum mindesten keinen eigentlichen Anstoß und brächte sogar
emigc «Men (z. B. die Rnb'ümg der Hirten), die sich hem Ge
müt einprägte». Der Film ist im Heiligen Land und in Aegypten
ausgenommen worden und seinen Hauptreiz bilden denn auch wohl
dir in reicher Abwechslung einander folgenden landschaftlichen
Hintergründe und die oft wunderbaren Impressionen orienta
lischen Lebens. Zum Lobe der italienischen Darsteller muß gesagt
werden, daß sie ihre Aufgabe im allgemeinen mit Zurückhaltung ge
löst haben. Auch die Regie hat Geschmacklosigkeiten nahezu völlig
vermieden; ja, die Verkörperung der Wunder, wie überhaupt die
Sichtbarmachung des Ueberirdischen ist ihr wider Erwarten gelun«
gen. Der Fluß des Geschehens staut sich mitunter, gewiß nicht'
zum Schaden dcs Ganzen, zu lebenden Bildern, die nach Meister
werden der italienischen Renaissance gestellt sind. Freilich wird
man nur für Augenblicke in die Sphäre der hohen Kunst entrückt,
das Leben flutet weit« und seine einzelnen Szenen sind hie und da
(wie z, B. beim Kindermord und der Geißelung) von einem Rea-
ttsmus, dessen Kraßheit wohl nur noch für ein italienisches Publi
kum erträglich sein mag. Xr