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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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bis zu Ende. 
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ZemerküNUk. 
Der Haderhat sich heute so tief in die Seele des deutschen 
Volkes eingesressen, daß Selbstbesinnung und Achtung des 
Gegners geschwunden scheinen. Das Gefühl der Gemeinsam 
keit grundiert nicht mehr die Aeußerungen aus verschiedenen 
Lagern, und das vernünftige Wort verhallt ungehört. Dieser 
Mangel macht sich natürlich auch in dem Verhältnis von 
Arbeitgebern und Arbeitnehmern oft fühlbar. Das liegt manch 
mal an dem einen, manchmal an dem anderen Teil. In einer In 
dustriestadt nahe bei Frankfurt stellten die zu einem erheblichen 
Teil noch voll beschäftigten Arbeiter bei den Lohnverhand 
lungen der letzten Tage Forderungen, die den Schwierigkeiten, 
mit denen die auf den Export angewiesene Industrie zu kämpfen 
hat, nicht gerecht wurden. Der Verhandlungsleiter sagte einem 
Vertreter der Arbeiter, daß die Arbeitgeber dank der vor 
handenen Aufträge zwar noch zwei bis drei Wochen Löhne 
Zahlen könnten, wie sie gefordert würden, dann aber die Arbeit 
reduzieren oder gar einstellen müßten, da das Ausland bereits 
billiger liefere. Und er fragte ihn, ob die Arbeiter angesichts 
dieser Umstände es nicht verzögen, ihre Ansprüche freiwillig zu 
ermäßigen, um der Industrie und auch sich selber über die Krise 
hinwegzuhelfen. Der Arbeitervertreter erklärte, daß er trotz 
dem die Forderungen ihrem vollen Umfang nach aufrecht ev- 
balte. Die Arbeitgeber sollten zahlen, solange sie hierzu in der 
Lage seien, und später sollten sie eben mit den Arbeitern 
„stempeln" gehen, d. h. sich bei der Erwerbslosenfürsorge 
melden. Abgesehen davon, daß die Industriellen noch keines 
wegs „stempeln" gehen, wenn die Arbeiter in diese Notwendig 
keit versetzt werden: welche Kurzsichtigkeit spricht aus dem 
Neue und alle Bucheinbände 
Den Mittelpunkt der in den Räumen der Buchhandlung 
Joseph Baer L Cs. am Montag eröffneten Ausstellung 
bildet die Sammlung kostbarer Bucheinbände von Max 
Schwerdtfeger. Die Arbeiten dieses Künstlers, sämtlich 
Unika, sind sehr durchdachte kunstgewerbliche Leistungen von unbe 
dingter Zuverlässigkeit der handwerklichen Ausführung. Erreicht 
ist vor allem, was bei BibLioPhilen-Ausgaben nicht immer ver 
wirklicht zu werden Pflegt: der Zusammenhang von innerem Ge 
halt und äußerer Gewandung. Vorsatzpapier und Schmuck des 
Einbandes sind nicht nur stets ein in sich geschlossenes Ganze, 
sondern erwachsen überdies sinngemäß aus dem Geist des Textes, 
mit dem sie sich zu übsrgreifender Einheit verbinden. Je nachdem 
Inhalt und Schriftbild es erfordern, ist der Einband bald reicher 
ausgestattet, bald in einfacher Ornamentik gehalten; sicheres 
Taktgefühl schreibt im allgemeinen — Ausnahmen bestätigen auch 
hier die Regel dem Künstler vor, ober seine Phantasie spielen 
lassen darf oder sich auf einige strenge Umrißlinien zu beschränken hat. 
Wie immer auch die Komposition stch entfaltet, sie berücksichtigt 
von vornherein das Material mit und ist bis in die kleinste Einzel 
heit hinein technisch vollendet durchgebüdet. Häufiger Gebrauch 
wird von farbiger Leder-Intarsia gemacht. Mitunter 
füllt sie den größeren Teil der Fläche, wie etwa auf dem ausge- 
seichneren Robinson Crusoe-Band, mitunter ist sie auch als kleine, 
schnittige Vignette einem einfarbigen Grund eingelegt; von Werken 
dieser Art seien die Prachtbände der Buchfolge „Genius" und der 
sehr kapriziöse Einband einer snobistischen Berliner Zeitschrift 
„Der Kleiderkasten" genannt, der zu Beginn des Krieges eine kurze 
Lebensdauer beschieden war. Unter den reinen Pergament 
Bänden ragt eine mächtige Lutherbibe! inMindpressung hervor; 
an die Flächen mit ihrer breit ausladendM und doch zurückhalten 
den Ornamentik schließt sich der derbgewichnge Rücken ausge 
zeichnet an. Im Gegensatz zu solcher Monumentalität stehen die 
goldgeprsßten Einbände Rilkescher Gedichtbücher, die stch auf 
hauchartige Andeutungen beschränken und durch die Auserlesenheit 
des Materials bestechen Verschiedene Einzelleistungen verdienen 
noch emsn besonderen Hinweis: so der mir farbigen Arabesken und 
Genreszenen übersäte Einband der Indischen Sagen, der ebenfalls 
hmrdgemalte Einband eines chinesischen Gedichtbuchs (vonBethge , 
das nach Art der chinesischen Blockbücher gebunden und geheftet 
ist, und das mit feinstem Geschmack ausgsstatrete Gedichtwerk der 
Sappho, ein Meisterstück der Buchtechnik, das durch die schöne 
Hülle einen Reiz mehr empfängt Neben ^iesen^ndividuetten Er- 
Sollen den Klosterhof. In Verbindung mit ihnen sind auch 
dre Räume für Archiv und Kartbotek, sowie das Zimmer des 
DMktorr ungeordnet. Nach rückwärts schließt sich der fünf- 
Seschossige Derwaltungsteil an. der durch eine Wendeltreppe 
Mit dem Institut und der MittslhaLe verbunden ist. Im Erd 
geschoß befinden sich Buchbinderei und Duchdruckerei darüber 
liegt die Hausmeisterwohnung, die sch-on bald bezogen werden 
soll. Die drei oberen Geschosse bergen ihrer ganzen Aus- 
deynung nach die BücherMagaZine in sich, die rund 60 900 
Bande aufnehmen können; ein Ausleihe- und Abgaberaum 
vermittelt den Verkehr zwischen ihnen und dem Lesesaal. Die 
erfordelichen Nebemäume, wie Garderoben, Paprermagazin, 
Mtentvssoc, Keller für Brennmaterialien und Zentralheizung, 
sind all« im Souterrain untergebrachk. Auch ein großes'Kistsn-Ü 
Magazin, das gleichzeitig als Auto-Unterstellraum dient, fehlt 
Lbricens nicht. 
Die schwierige Aufgabe, einen baulichen Organismus 
zu schaffen, der so verschiedenen BestimmungSzwecken gereckt 
wird, ist voll bewältigt. Klar und übersichtlich oreisen die 
Raumgruppen ineinander, Zusammengehöriges steht in zweck-' 
mäßiger Verbindung und nirgends erhält man'den Eindruck 
der Künstelei. Bei der Grundrißbildung und Fügung des 
Ganzen hat äußerste Sparsamkeit gewaltet. Damit das uner 
läßliche Höhenmaß nicht überschritten werde, sind die Semi 
narräume und der Lesesaal von niedrigeren Zwischengeschossen 
umgeben, in denen die kleineren Räume Unterkunft gefunden 
haben. Auf mcssive Konstruktionen ist überall großer Wert 
gelegt. Im wesentlichen hat man mit Eisenbeton aearbeitet, 
der in Pfeilern und Deckenbalken unverhüllt zum Ausdruck 
gelangt. 
Die Fassaden sind folgerichtig aus dem Grundriß ent 
wickelt. Sie sollten ursprünglich in Klinkern ausgeführt wer 
den, da aber nach der Sperrung der Grenzen dieses Material 
aus dem besetzten Gebiet nicht mehr zu beschaffen war, griff 
m n zum fränkischen Muschelkalk. Er verleiht dem Aeußeren 
einen ernsten, beinahe festungsartigen Charakter, den der< 
durch die flachen Dächer erzielt? horizontale obere Abschluß 
noch beträchtlich steigert. Auf den ersten Anschein hin wirkt 
Liese schmucklose Architektur, die bewußt auf die Uebernahme 
tradit oneller Stilelemente verzichtet, etwas befremdend, zumal 
ihr- Beurteilung erschwert wird durch das hohe Nachbarbaus, 
dessen Stockwerk- und Fensterteilung einen falschen Maßstab 
hergibt. Wer hat stch erst das Auge richtig eingestellt, so gewinnt 
die äußere Erscheinung mehr und mehr anUleberzeugungskrast 
und man spürt, daß sie das gedrungene und komprimierte 
Innere mit großer künstlerischer Unbefangenheit zur Dar- 
siellung bringt. , Lr. 
Der Kaufmann von Venedig. So nennt stch ein achtaWger 
Prunkfilm, der frei nach AreLino, Mastuccio und u. a. auch — 
Shakespeare von Peter Paul Feiner sür den Film bearbeitet 
worden O. Das Stück, das zurzeit im National-Lheater und in 
den Skala-Lichtspielen vorgsführt wird, entfaltet sich breit und 
zögernd in einer schleppenden Handlung- Beiwerk rückt in den 
Vordergrund, und jedes Geschehen wird Mzugründlich motiviert. 
Von Shakespeare ist nicht mehr viel übrig geblieben — kein Wun 
der schließlich, ws so viele Autoren Pate gestanden haben. „Das 
Ganze fehlt, auf den Inhalt hin angesehen, strikt wider den Geist 
des Films; sichtbarer sprunghafter Bewegtheit gibt es gedankliche 
Uebergänge und überflüssige Verzahnungen, statt grotesker Oöer-- 
läche falsche SssLenLiefe, statt überraschender Improvisationen 
orgfäMg präparierte Sßenen. Kurzum: kein echtes Filnsstück, son 
dern schlechtes Theater und glanzvolle Revue. Für diese gründe 
'Wichen Verirrungen entschädigen allerdings überreichlich die 
herrlichen Bilder und bis schauspielerischen Leistungen. Die Auf 
nahmen stnd in Venedig und Umgebung gemacht und mögen 
rElHem armen Schlucker hierzulande einen Ersatz für dre Jtaften- 
reise bieten Die Markusktrche steigt auf in magischer Schönheit, 
dichte TmrLenscharen umflattern den Turm, man wandelt in 
Sansovinos SäulengLngbu, gleitet in der Gondel durch verschwie 
gene Kanäle, oder fahrt in der Mondnacht zum Lids hinaus, wäh 
rend die Kuppel von Ssn Salvatore weit und weiter schwindet. 
Jede? Winkel der einzigen StM wird lebendig, und wieder und 
wieder erfährt man den Zauber der Palaftfassadm, die ebenso 
scheinhast find wie ihre Spiegelung irr den Kanalem Die Szenen 
sind mit viel Geschmack gestellt: lebende Renaissance-Bilder nach 
Paolo Versness und anderen berühmten Mustern. Eine ganze 
Reihe erlauchter Filmstars gibt sich in dem mittelalterlichen Venedig 
Rendezvous. Voran Henny Porten als sehr reizende Porzia, 
dann Lia Eiben schütz, die der Jessiea ihre Verführungskrast 
leiht. Werner K?auß — als Raffle noch in gutem Angedenken 
-- spielt den Shylok, eine für den Film nahezu unmögliche Auf 
gabe, die er aber innerhalb des gegebenen Rahmens groß bewältigt; 
sein Partner ist Albert Steinrück, der den Tubal mit charak 
teristischen Gesten verkörpert Auch unser Carl ELerL hat den 
W-eg zum Film und zu Henny Porten gefunden; sein Antonio 
ist ein wahrhaft königlicher Kaufmann, der sein Geschick mit Würde 
trägt. Harry Liedtke steht ihm als leichtsinniger Bass-nris 
ebenbürtig zur Seite. -- Voran geht die hier schon gesehene ame 
rikanische Groteske: .Fatty als ländlicher Held", ein 
lr-Orger Schmarren, fmngerecht und unwahrscheinlich von Anfang s
	        
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