Siadtkammerer Pros. Bleicher sprach» sich für Überweisung
der Anträge an die NosstandZdepuwtion cmZ. Dieser Vorschlag ging
durch rnit der Maßgabe, daß Stadtv. Lang zu den Beratungen
ZugeZogÄN werden solle.
Führender Frankfurter Sozialdemokraten, sein volles Einver
ständnis mit den Worten des Referenten aus und legte gleich
falls Verwahrung gegen den Antiseminsmus ein. Ein anderer
Redner, der sich ausdrücklich als Nichtfude bezeichnete, bekannte
seine Enttäuschung darüber, daß die Versammlung nicht ener
gischer dem deutsch-völkischen Fascismus entgegengetreten sei
und trat dann für seine kommunistischen Ueberzeugungen ein.
Nach der vergeblichen Aufforderung des Vorsitzenden, es möge
ein Vertreter der deutsch-völkischen Iudenhaffer den Mut-finden
und das Podium besteigen, beschloß der Referent des Abends
mit knappen Worten der- Entgegnung die Versammlung, die
trotz der in diesen Tagen angespeicherten Erregung im ganzen
hier wie überall zu Einschränkungen. Mit scharfen Worten
sprach sich der Stadikämmerer gegen das Verhalten der Ver
sammlung aus, das nicht dazu gssi^net sei, den Kredit der
Stadt Frankfurt hochzuhalten, hätten doch die wenigsten Redner
bei ibren Ausführungen sich um die allgemeine Finanzlage und
die Notwendigkeit einer Deckung des städtischen Defizits nur
im geringsten gekümmert. Stadtv. Kirchner polemisierte
in seinem Schlußwort gegen die Erklärungen des Kämmerers
und bat um Annahme der Anträge des SchuLausschusses.
Stadtv. Korff (Dem.), als Berichterstatter des Hauptaus
schusses, drückte seine Empörung darüber aus, daß die meisten
Redner sich von ihrem persönlichen Interesse hätten leiten lassen,
ohne des Allgemeinwohls eingedenk zu sein. Bei der Abstim
mung wrrrde der Hauptausschußantrag auf Fortfall der dnitten
Turnstunde abgelehnt. Annahme fand mit 41 gegen 33 Stim
men bei namentlicher Abstimmung der Antrag des Schulaus--
schusses, der die Reduzierung der^PstichLstundenzahl an den
Fachschulen verwirft. Der Antrag des Hauptausschusses, die
Lernmittelfreiheit nur Bedürftigen zu gewahren, wurde aöge-
lehnt. Im übrigen fanden alle Anträge des Schulaus-
schusses An nähme.
O
Die von uns zrnn Teil schon veröffentlichten Anträge des
Hauptausschuffes Zum Nachtragsetat, betreffend Wohlfahrtsamt,
Jugendamt, KriegshinLerbliebeneru' und Kriegsbeschädigten
fürsorge HochbauamL, Museen. Bibliotheken, Theater-Aktiengesell
schaft, Zoologischer Garten wurden ohne weitere Diskussion ange-
nommerr.
Vsrsbiedcne Anträge des LLefbauMusschuffes erl-edigten sich
deLaLleloZ.
Eine vom sozialpolitischen Ausschuß besürwortete Unter
stützung der jugendlichen Erwerbslosen wurde
angenommen.
Den von uns bekamrtZegebenen Anträgen des Schubmsschusses
zur Schulgeld-Staffelung trat Stadtv. Lang (Komm.)
mit einem eigenen Antrag entgegen. Die Schulausschuß-Antrage
fanden einstimmig AnnaLme.
Um die Erhaltung oes Luft-, Licht- und Sonnen
bades auf dem Sachsenhaufer Berg noch für einige Zeit zu er
möglichen, schlug dar Stiftungs-Ausschuß vor, den Besitzer deS
Terrains darum Zu ersuchen, dem Verein eine Raumungsfrist von
einigen Monaten Zu gewähren. Ein von Stadtv. Mühlig (Soz.)
eingebrachler Antrag Hnßwolf, der Enteignung des GelSn^s
fordert, wurde als ErgSnzungZantrag zum Antrag des SMungs--
Ausschusses angenommen.
Der Vorschlag des SchulauZschusses, die Verlängerung
der Osterferien um eine Woche einheitlich für alle Schulen
am Ende der regulären Ferien vEunehmen, fand ebenfalls Ge
nehmigung. Dafür sollen die Pfingstferren gestrichen
tverdm. Zu bezweifeln sei freilich, wie der Berichterstatter Stadtv.
Pros. Zink, hervorhsö, ob der Minister auf diese Regelung ein-
Mhe.
BEmpftmI des WmherS mrd der Teuerung.
Stadtv. Lang (Komm.) begründet einen dringlichen Antrag,
der den Ausbau der Preisprüfungsslelle, die Lieferung von Brenn
stoffen an Minderbemittelte und eine Staffelung der Preise für
Gas, Wasser usw. fordert. Stadtv. Mayer (Soz.) vertrat
namens feiner Fraktion den folgenden Antrag Thomas:
^Die Swbwsrsrdneten-Versamml^ wolle beschließen, den
Magistrat zu ersuchen:
I. zü veranlassen, daß schärfste Kontrolle der Versorgungs
regelung der Lebens- und Gebreuchsmittel durchgeführt wird,
ferner allerschärfste Bekämpfung des^Schieber-
u n d W u ch e r L u m s;
II. scharfe Beobachtung und Handhabung der Vorschriften
über die A r b e i t s st r e «jun g bei Gefahr der Arbeitsstockung.
Der Magistrat möge an die Dsmobilmachungsbehorden heran
treten, um diese bei einirEnden Arbeitseinstellungen Zu ver
anlassen, die gegebenen Vorschriften strengstens Zu beachten,
insbesondere starke Kontrolle bei Miriebseinstellungen über deren
Notwendigkeit.
II!. Größte Fürsorge inLezug auf NaLuralverpflegung für
Erwerbslose, ELwerbsbeUBEe und sonstige VersotogungZ-
öerechtigte. Schleuniger Ausbau der Volksküchen,
besonders für Alwrsrentner, der Schul- und Frühstücksspeisung.
IV. Abgabe billiger Leöensmittel sowie Brenn
stoffe (Holz, Kohlen, Gas) und Bereitstellung von Fonds zu
ihrem Ankauf zwecks Abgabe an Unbemittelte.
V. Beschleunigte Bereitstellung von Mitteln für Zwecke der
produktiven Erwerbslosen - Fürsorge. Es ist
besonders eins Belebung der Bautätigkeit zu ver-
muessen, um darE gleichzeitig den fs notwendigen Wohnraum
Sksdlveksrimelen-Versammluus.
Sitzung vmn 20. FeLrurrk.
Nach debattelose- Erledigung einiger Vorlagen stellte
SiadLW Dr. EpstLin (dr^.) erneut den folgenden Antrag zur
Abänderung der Der gn'üGu n g Ast ern er, her
Magistrat nicht zugestimmt hatte:
„Die StadtverEdnetErv-VersMuM ersucht den Ma
gistrat, bei Vorträgen Wissenschartlichen, Politischen oder welr-
arrschaul-ichen Inhalts von Erhebung einer VerZrLZungs-
steuer aLzusehen nicht nur, wenn die Veranstaltung
geltlich ist, sondern entsprechend dem Beschluß der Etadtver-
ordnLtLn-VersamuMng vom 6. Februar 1923 immer dann,
wenn sie ohne Absicht auf Gewinn unternommen ist."
Stadtv. Pros. Dess au er (Aentr.) protestierte im Inter
esse der Vermittlung Listiger Güter gEHen den Beschluß des
Magistrats und fragte an, ob es sich bei die fern Beschluß um
eirwn Irrtum handiE» SLadtrat Dr. Langer be stritt, daß
durch die bisherige Handhabung der Vergnügungssteuer die Ver
breitung der Bildung gehindert worden sei. Er bezeichnete es
als möglich, Veranstaltungen gemeinnütziger Art steuer
frei M lassen und bat um dementsprecheude Abänderung des
Antrags, Der Antrag Epstein wurde einstimmig angenommen.
Erhöhung der StratzenLahntsrife.
SMtv. Nolles erklärte M Berichterstatter des Haupt-
vusschusses, daß die neuen Sätze, die der Ausschuß bereits ge-
DehmigL habe (Mindestfahrpress WO Mkch vorderhand
noch nicht in Kraft Lveten sollen. Ern Antrag Lang, dem
Hauptausschuß das Recht der Festsetzung der Trambahntarife
wieder zu entziehen, wurde abgelehnt, dagegen fand ein Antrag
des HauptauZschussLs Annahme, der die Einführung -eines er
höhten Straßenbahntarifs für Ausländer vorsieht. Zu.-
gestimmL wurQe ferner der Gewährung einer FahrpreiHermäßi-
gurcg^ für di^ Besucher der Hochschulwoche.
SpawlaßnohnEN im Schulwesen.
Stadtv. Korff (Dem.) berichtete für den HauvkaWschuß
Lezw. für Via Siebener-Kommission über die vorgesehenen Er
sparnisse im Schulwesen, Die entsprechenden An
trags des Haupk^usschmsses sind von uns bereits mitgeteilt
wordsn. Die Stellung des SchulauZschusses zu den Sparmaß
nahmen des Magistrats gab Stadtv. Kirchner kund. Danach
beantr^t der SHuLausschuß die vom MaoMrat vorgeschlaoene
Erhöhung der Klaffenfreguenz ebenso abzustchnen wie eine Ra-
duziLrung der UnteinnchtSsturck^nz auf 6 bezw. 4 Stunden.
Diese Beschlüsse stünden im WiderfzTruch mit Beschlüssen der
oberen städtischen Behörden. Dagegen versucht der Ausschuß
den Magistrat über die Erhöhung der Vflichtstundenzahl der
Lehrer (und zwar der Lehrer aller Kategorien) mit der
Lehrerschaft zu verhandeln. Stadtv. Honig (Zentr.) stellte
den Antrag, der Magistrat möge sobald als möglich eine Vor
tage über die Gewährung größerer Lernmittelfreiheit ambrin-
gen. StadLvai MeckbaH rechtfertigte nochnwls die vom Ma-
Mvat öorgeschlagsnen Sparmaßnahmen, die im Interesse der
städtischen Finanzen unerläßlich seiEm Die Erhöhung der
PflichistundenAchl der Lehrer sei übrigens noch nicht endgültig
beschlossen worden. Stadtv. Lorey (Soz.) erklärte sich mit den
Anträgen des SchulauOschu-sses im allgemeinen einverstanden.
Er wandle sich besonders gegen di? Sparmaßnochmen im Fach-
schultSesen urcd ernpfahß hierin weiteroshen-d als der Schulaus-
fchuß, die Tusdehnung des Werkunterrichts. Im Ver
lauf seiner folgenden Ausführungen erörterte er im einzelnen
die Stellung seiner FraMon zu den Magistratsbeschlüssen. Nach
längeren Darlegungen des Stadtv. Lang (Komm.), der den
Magistrntsbeschlössen woiLgehende Forderungen entgegensetzte.
ergriff Stadtv. Dr. H an au er (DEM.) das Wort. Er sprach
sich u. a. gegen die Erhöhung der Massenfregumrz aus, forderte
Ausbau des Turnunterrichts und warnte vor einer Ueber-
spannung der SpavnmßnabM-en auf Kosten der Jugend. Stadtv.
Laudgrebe (Lio.), der auf die finanzielle Notlage der
Stadt urch die Verantwortung der Stadwersrdneten-Vsrsamm-
kung hmwiss, emvfahl ^dringend die Annahme der Beschlüsse» der
Siebener-Kommissin. Ein von ihm gestellter Antrag fordert
die Beschränkung der Pstichtstunden^ahl an den Fachschulen auf -
das gesetzliche Maß. Im Anschluß an Aeußerungen des Stadtv.
Schütz (Dem.), der sich im wesentlichen gegen die Erhöhung
der Klassenfreguenz und der Pflickststundenzah! aussprach,
warnte Stadtv. Walther (Dom.) im Interesse der Ausbil
dung des gewerblichen NachwuchscK vor eiE generellen Redu
zierung der Stundenzabl in den Fachschulen ouf 6 Stunden
und erklärte, daß sich die SchulwerkstäLter selbst erstellen,
SLadikämmerer Pros. Bleicher richtete den Ävpell an die
SLadwewrdueten-Vrr^ die Magiitraisbsschlüsse Zu g§-
nehmigen. Die allgemeinen GesichtsMnktL müßten^ voran ge
stellt werden, man komme nie zum Spcwen und versündige sich
nur am Volk, wenn man immer die Wünsche der Interessen^
ten berücksichtige. Eine Reduktion der Schulen sei
unum g ä ngli ch, das riesengroß cnrschwelleV.de Defizit nötige^
Stadtv. Dr. Hanauer (Dem.) fragte cm, was der Magistrat
dagegen Zu tun gedenke, taß sich mrch Aufhebung der öffentlichen
Hmiser die Unierkünftsverhältnisse der über die ganze Sradt Zer
streuten VrostLLution wesentlich versKlechtLrt hätten und da
durch Zahlreiche neue sanitäre und mmülW? Jnftklisusquellen ge
schaffen seien. Er regte die Schaffung eines Prostitutionspslege-
amts an, wie eZ schon in anderen Städten bestehe.
SLadtrat Dr. Schlosser betonte, daß nicht die Stadtverwal
tung, sondern die Polizei in dieser ÄnMeg-eMeit zuständig sei. Eine
Wiedereröffnung der betreffenden Häuser konns der Polizei nicht
'Zugemulct roerdsn. Im übrigen sei die Zahl der GeschlechMmnken
;eit Aufhebung der Bordelle nicht gestiegen. Unangenehm empfun
den werde lediglich die Störmrg des Straßenbildes, aber da es sich;
überhaupt nur um 74 Prostituierte handle, ließe sich schon um dieser
geringen Zahl willen nicht an die NückgängiMMung der einmal
getrosteren Dtaßnahme denken.
Schluß der Sitzung um 5L10 Uhr.