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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Von Bergeshöhm und GefSngniszeÄerr. Die Hanbkuntz 
in dem Fllmstück: ^Firnen rausch", das in der Reuetz 
LichtSühne vorgeführt wird, ist so Menkitschig, daß man die 
Seele um des Kitsches willen erträgt. Toni heißt der Me Buch 
der da stirbt, wenn er liebt. Jung noch, treu und unschuldig, 
ernährt er durch seine Bergführertalente Mutter und Geschwister 
un d so gin-ge es wohl fort und fort, käme nicht jene nette Künst* 
Mn ins Dörfchen, die sein Herz bezwingt. Er klettert mit ihr 
aus Pflicht und Neigung in seinen Bergen hemm und stürzt sich 
plötzlich von einem Felsen in den Abgrund, weil alles halt gar so 
hoffnungslos ist. Das erste Mal noch ohne tödliche FMen: A 
zu feinem Glück oder Unglück, läßt sich nicht leichthin sagen, denn 
wäre er 'gleich geblieben, so Wie er nicht ergeben müssen, daß dir 
Angebetete M in einen vornehmen melancholischen ZWoßherm 
verliebt, den seine Frau^ eine Weltdmm, zu Tode peinigt. Dies» 
Frau, denkt Toni in seiner schlichten Kolportage-Phantafie, muß 
beseitigt werden, damit sein gMebtes Fräulein mit ihrem Melan 
choliker sich vereinigen bann. So denkt er und springt zum zweite« 
Mal in die Tiefe, fetzt aber das Flatterweib mit sich reißend, dk 
als Lebende so empfindlich störte Bei Fackelschein findet man bis 
Leiden Leichen. Die Wasser rauschen, und grÄhrt rÄenM daS 
Fräulein Tonis Liebs, die ihr und dem ebenfalls gerührten 
Schloßherrn die Freiheit zum EhebuM schenkt. Die ungerührt» 
FcksenMcht des ZugspitzgebiM ringsum wird in heEchen 
Aufnahmen vergegenwärtigt, wie überhaupt Szenenfolgen und 
B Maus schnitte jede Anerkennung verdienen. — Als Beipro»« 
gramm immer mal wieder eine amerikanische Groteske: »LarrH 
Sernon im fidelen Gefängnis". Die Verbrecher MÜ 
Larry an der Spitze brechen ein und aus, sie fliegen bei aus« 
gehobenem Schwergewicht durch die Lüste und fangen die Gefän^ 
niswärte-r, die wiederum sie verfolgen. Die BeweMM an sich 
wich hier Zum einzigen Sinn. 
Arankfurter Angelegenheiten. 
Eröffnung der Kunstmeffe. 
f Sonntag vormittag wurde, ganz unfeierlich, die Frankfurter 
Kunstmesse im Römer eröffnet, die nach alter Gepflogenheit 
den Auftakt zur HauptmLsse bildet. Auch diesmal hat das 
Meßamt, sewLT kulturelle Verpflichtungen eingedenk, in den 
Römersälen eine Ausstellung Veranstalter, dre ein wunder 
volles Stück deutscher Vergangenheit vor Augen führt. Sie 
umfaßt den Marn und ferne Kunststätten. Ihrem 
verdienstvollen Organisator Dr. Lüb Lecke ist es gelungen, 
das Wirker: früherer Jahrhunderte in jener mlturgesättigten 
Landschaft lebendig Zu vergegenwärtigen. Kulmbach, BamberA 
Würzburg. Wertheim, Aschas fenburg/Hanau haben Werke von 
hohem Kunstwert entsandt, und werden selber an zahlreichen 
alten und neuen Abbildungen dargestellt, die von der selbstver 
ständlichen Schönheit dieser mit der Landschaft innig verwachse 
nen SLavtorgänism Zeugen. Neben den Schöpfungen osr 
Maler, Bildhauer, Architekten sind Gebilde der Kleinkunst und 
handwerkliche Leistungen vertreten; Kostbarkeiten in Fülle, die 
Zum großen Teil der Zeit des Barocks und Rokokos entstammen. 
Die Kunstgesinnung Zu erfahren, oie sich in ihnen allen aus- 
drückt uno auch dem Gebrauchsgegenftand noch ein Gepräge ver 
leiht, mag gerade für den Meßevesu nicht ohne Wert sein. 
Daß die Ausstellung so reich beschickt worden ist, hat man nicht 
zuletzt dem Entgegenkommen der Städte — die bayerischen wer 
den in dieser Hinsicht sehr gerühmt — und der Privatsammler 
zu danken. Erstaunlich, welch umfängliches Material die Samm 
lung Winterhelt in Mltenberg Matze fördert, die sich 
auf 'das gesamte fränkische Kunstschaffen erstreckt. Die Kunst 
messe im Erdgeschoß bietst im ganzen das übliche Bild. Was 
das Arrangement betrifft, so jttcht eine kleine Sonderschau für 
angewandte Kunst durch chre straffe Aufmachung ange 
nehm hervor. Wir werden über die Ausstellung und die Kunst 
messe noch ausführlicher berichten. 
Herr Bildhauer Henning (Berlin) nahm an der Jur 
nicht teil, weil die kaum sebr wesentliche Trennung der Hand 
werks- und Jnduüriserreuaniffs mcht srrena durkb^eMrt werden 
konnte. .
	        
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