siebsr sein..
Xr.
Me verfikmien „Weber".
Bei der Verfilmung von Gerhart Hauptrnanns „Weber"
haben die großen Russenfilme: „Potemkin" und „Müller
als Vorlage gedient. Schon Zur Uebernahme gewisser Stoff-
molive bot das (für den Filmgebrauch abgewandelte) Bühnen-
werk Gelegenheit. Der frühkapitalistische Fabrikant plagt die Weber.
Seine Helfer: die Polizei, das Militär und der Geistliche, der die
Ausbeutung als Gottes Gesetz mißversteht. Dem Gesicht der herr
schenden Klasse werden die Elendsgestalten der schlesischen Heim
arbeiter drastisch gegenübergestellt. Es kommt zum Hungera sstand,
zur Plünderung des prangenden^Fabrikantenhauses. Die Neb llen,
an ihrer Spitze der Urlauber stürmen gegen den Todfeind, die
Maschinen, an. Der Haufen wird von einer Kompanie gestellt,
die das Feuer eröffnet. Sie muß zum Schluß vor dem Anprall
der Masse Zurück-weichen, der die Gewalt der Verzweiflung inne-
wohnt.
Wichtiger als die thematische Verwandtschaft mit den russischen
Filmen ist die der technischen Durchbildung. Wie die Bild
folgen geführt werden müssen, wie ausgewählte Einzelheiten die
Totalerscheinung vermitteln können, wie mit Kontrasten zu arbei
ten ist und verschiedene soziale Umwelten zu symbolisieren sind
— das alles ist von den Russen gelernt. Zu sehen sind: ver
kümmerte Glieder, alte Weiber und Männer, deren Züge ergreifen,
eine verblödete Rübezahlsigur, ein holzgeschnitztcs Pietistengesicht,
ein Hundebraten, die kleinen Katen, ein Staketenzaun. Ein armer
Junge träumt in die Baumwipfel der Chaussee hinein und reitet
auf dem Schaukelpferd des Fabrikantenkindes. Weberbeine schrei
ten, das Massenhafte regt sich.
Das ist vortrefflich gelernt. U-eberdies wirken erste Kräfte mit:
Wegener, Theodor L 0 0 s, Dagny ServaeZ. Ein guter Film,
gewiß. Dennoch erreicht er seine Muster nicht, und gerade das
Wenige, das ihm fehlt, ist entscheidend. Hinter den Ansammlungen
der armen schlesischen Hungerkünstler ist das Walten des geschulten
Regisseurs zu spüren, der die Gruppen effektvoll stellt. Unentwickelt
ist die Kunst der Raumbeherrschung, die den Russen eignet (wenn
sie Militär marschieren lassen, dröhnt der Platz, während in dem
deutschen Film die Soldaten nur marschieren). Schließlich sind die
einzelnen Szenen nicht durchaus peinlich gegeneinander abgewogen.
Es werden Reprisen ohne gehörige Steigerung vorgenommen —
das wiederholte Läuten der Sturmglocken, das Hervorströmen der
Aufständischen aus den Hütten —, es wird, wie im Falle der
Plünderung, die Kleinmalerei viel zu ausführlich betrieben.
Diese formalen Unsicherheiten sind das Merkmal einer Schwäche,
Me tiefer liegt. Man hat, überschwenglich genug, dem Film den
Ehrentitel des „deutschen Potemkin" verliehen. Er ist es nicht,
denn er betrifft uns nicht mehr unmittelbar. Der Schiffsarzt aus
dem „Potemkin" lebt noch heute, und der Fabrikant in dem Film
^Mutter" stammt aus der Maschinenzeit. Die Empörung widex die
N s r L t a i L1 DrwrderunT ist ein Draktat-über die
Deciebunuen cwiseben Dunst und. Onado. tVesent-
lieb aueb kür ibn, daL er die Dunst niebt auk
Darstellung religiöser Vtokke besebranktt sie. also in-
baltlieb in keiner tVeise kostlegen will. Vielmebr :
»7816 Lielt auk Oott, sokern er der tragende Drsprüng
aller Dorm und Llarbeit ist'k Dn
klärt Naritain, in DebereinstiMmung mit Ooeteäu,
„dak Oott keine .religiöse Dunst' oder katbolisebe
Dunst' verlangt. Die Dunst, die ibm gskällt, ist die
Dunst —. mit alt ibren 2äbnen." t .
Dieses Dekenntnis kübrender krancösiseber Datbo-
liken —eines Dbllosopbbn und eines Diobters-—ist
immerbin geeignet,, die allcu primitive kukkaZsung
cu beriebtigen, die in manobsn konkessionellen Dreisen
Deutseblanäs sieb über das, angebliebe Zübordina-,
tionsverbältnis der Dunst cur positiven lloligion ver-
kestigt bat. Hiervon abgeseben, greikt der Äeinungs-
austauseb in äie deutseben Vsrbältnisse niebt son-
r r.,
durch beide Gestalten bezeichneten Herrchaftsverhält greift in '
die Gegenwart.
Die „Weber" dagegen — der Film, nicht das Drama, für das
andere Maßstäbe gelten — gehören ganz und gar oer Ver
gangenheit an. Sie pielen in der Zeit des Uebergangs von der '
Manufaktur zur Fabrik. Die damals verübten Schändlichkeiten sind
durch die Sozialpolitik und die Gewerkschaften erledigt, und jeder
Arbeiter weiß nachgerade, daß die Machinenstürmerei eine .Kinder
krankheit war. Das hat mit uns so wenig Zu tun wie der Bieder
meierfabrikant, der Polizeiwachtmeister im Schnurrbart, der
romantische König und das altmodische Militär Das ist so end
gültig dahin, daß es nicht nur nicht revolutionär wirkt, sondern,
im Gegenteil, veranschaulichen mag, wie herrlich sich die Zeiten
verändert haben.
Ein anständiger historischer Film; nicht mehr. Raca.
Der IL«««tIsr «»S üer Velse. 7«««
Doer 6 QA Drisf K-r /QreUös UarrtKM.
./Qe<7ues 6'or-
issA. ^4döur/7, Dr. SMno 9A
Lsrtrn. De/r. §.69.
Dieser in äsn käst durebwex überLeuKsnäen Ver-
äeutsebunK' von Naria Libvlla Dabmen ersebienene
D^stweebsel bat äie Dunstkreise in Drankreieb be-
sebäitiZt. Dr wird aueb in DeutsManä interessiersn.
äsan Ooeteau, äer Dreunä Dieassos unä
Ltrawinskv s, von dessen Lebrikten und Ltüeken
einige 2u uns berüber KeärunMn sind, ist vor
wenden äabrsn konvertiert und damit in den
Dreis äes ibm^ sebon krüber nabestebenden Naritain
Mtreten, der den Dbomismus in Drankreieb erneuert
nan. laul DIauäel Kenieb»t in diesem Dreise Ver-
vsrstordons SuüIsLmno ^polliimirs M-
bort^ ibm an.
Das Lebreiben Doeteaus ist eine kraMnen-
- Aosebiebte seines Daseins als Lünstler. Dr
Meilt m äw Leit vor der Vekebrunx Mrüek: wie er in
unter Dübrunk Dris Vati es
nie iranLosisebe Musik -vorn V(aMerianismus-Lu be-
suebts; wie er äsn jungen Raymond D a d i -
äer, ibm vreMtarb — er nennt ibn.
Mbu 'A^äsebub des Dimmel^ unä bemerkt: ,,0kt
ruebt äsr Himmel - Aandsebube än, "um Uns berübreb
.Tu können, obntz sieb cu dssebMutken^ wie er
naeb HaäiMßts Doä sieb.äem Opium erxab, dessen
V/irkunMn er wundervoll besebreibt. Dann kommt,
unter dem Dinkluü von Döre 6barls8,Mie V^enäun^.
das Deben des OiäubiMn. eindrinLt,
desto nibbr sebernt sieb ibm alles cu verlanAsamen,
V ^on dem DnMk- den dis prükenäo
/ s Vu L a m u n aus jedem Din^ beraussprin-
' "kä verÄerekt sein ^ukt^ mit den
-^^?I?on6n, die unter, der Zeitlupe siebtbar werden.
Dunst? ,,Die Dunst kürs Volk
LblE ^Msebinaekt ^wie D'art pour I'art. äeb
K^l.Knst^är. Oott." And^was will
^on der Dunst? Antwort : „Dr verlangt wede r
Dunst, noek katdolisebe
smd einkaeb seine Diebtor, seine
Maler, seine Nusiker, seine Dilmkünstler."
«rÄS? ^IILLLL iLirä LeIÄesi-
8<rZrskt. Versuch Äbsr äie mense^iie/ren bru^-
pbnieiäensekKften dar/7eta?r sm ^4ntL§6mrrismrL§.
^67r ^4-- no L d X u) e i /7. Ue-är-r. OustQP Drepsn-
§69 LeiLeir. Oeö. ä9.
Das ist oin anstäudiMS Vueb. äas es sied seliger
lULeük. Ds deiLt Oalidan. Ei die Ldakospoars-
Di.^ur dem Vsrkasssr als äis Verkörperung jenes
Oruppsntrisds gilt, ant dessen Ueeknung er aueb äen
^ntisomitisinus sstct. Dr nennt ibn äsn „Dikkoronc-
LUokt", das ksiüt äsn ^kMt. äer äie Orupps cur
bösartigen ^bkebung von anderen Oruppen kübre,
unä meint, daL er von dlatur uns jeäsr Orupps so
SIMS vüe äsr „2entralitätsakkskt". äureb äsn sis kiek
stets in ibrer Nitte cu bebaupteu traobte. Mrnolä
2veig ist ein Diebter, unä es ^vare unbillig, seine
Dsrmino'ogis cu belasten. Mesentlieber als äie ange-
strebts principielle DIärung ist Kev/iÜ äer Xieäer-
seblag äsr konkreten Drkabrungen unä äis Darstel
lung sinsr rsinllebsn Haltung, an äeren Xntstebung
äsr Drieg seinen Enteil gsbabt bat. Nit ivobltuenäer
Dnbeiangenbsit kennceiebnet ^v^sig äsn äsutseben
Antisemitismus. Dr bebt seine versobiedenen 8piel-
arten bervor, entbüllt äen pssuäo^vissensebaktliebsn
Deberbau des Xkkekts und bemerkt init traurigem
V/isssn, äaü niemand sob^erer äureb seine unge-
broebens ^.usvürkung gssebädigt v/erde als äer äeut-
scbs Obaraktsr selbst. Von geringerem Interesse sinä
äis Detraebtungsn. die 2veig den Darteiungen der
deutseben äuden vüämet. Imm7.rbin verdient erlabn t
cu werden. daL er, dsr sieb kür Daiastina einsetct
und auk die Rekonstruktion des jüdisebsn Volks ver
traut, dein ^ssimiiantentum Oereebtigksit ^viäerrab-
ren läüt Lind unsers nationaljüdisobsn Lürger
... die Pianisten äer Ortsgruppen, die jüdiseb-natio-
nalsn Akademiker, äis wandernden äuMnäbünde . . .
viellembt weniger assimiliert als die ^.ssimil anten?
Von ^Vüna aus betraebtet ist dsr Zebattisrungsunter-
seblsd reälieb komiseb". Out beobaobtet sind einige
Dsrormationen, dis dsr deutsebe äude äureb äsn ^n-
tisemitismus erleiden mull: äis Dnbekangsnbeit äes
Leins wird ibrn geraubt, eins neurotisobe Disposition
verkestigt sieb in ibin. >Vird dsr Antisemitismus als
Oruppenakkskt gedeutet, so liest dis ^useinanäer-
sstcung niit dem psvebologiseb verwandten Natio
nalismus nabs. In ibrem Vsrlauk seblägt der op-
timistisebe Verkasser eins internationale Leauksieb-
tigung der Dresse dureb den Völkerbund vor, um ten
denziöse Dalsebmsldunsen und nationalistisebs Ltim-
mungsmaebs cu verbäten, und bekennt sieb cur
Dsmokratis. 2ur Debanäluns der ungezügelten Orup-
penakkekte bält 2wsis eine Dberapie im Zinns
D reu äs kür geboten; niebt umsonst ist das Dueb
ibm cugeeignst. Ds vürd, dem ^.utor cukolM, daran!
ankommen, die unerbelltsn Oruppentriebe unter dis
Dontrolle des DswuÜtseins cu cvvingen. Dine ^.rt von
analvtiseber ^nkklärnng sebwebt ibm vor, unä sis
ist aueb vermutlieb äas eincigs Nittel. äas auk äis
Dauer bilkt, vorausgesetzt, äall sie mit einer vernünk-
ti^sn DsM^un^ des Oessllsebaktslebsns Hand in Danä
rrsbt. -^— Der Dnbsbolkenbeitsn in" dem ^weiZseben
Lueb sind visls, aueb verrät dis bauki^ cu MZpreicte
Dbstorik die ^.nwessnbeit romantiseber Dsstände, die
manebs 2uMn^s cur blanken Deälität verbauen,
^b^r desunMaebtet dark das Dueb um seines Xsrnss
willen dsr Lvmpatbie reälieb äenkenäsr Nenseben