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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Zeitschrift: 
neuen 
„Der Ring" von dem französischen Film: „Die 
Herre n", den unser Mitarbeiter Bernard von 
Schlechte Usütrk rw grrterr Mlm. ! 
„Dieser Film mmrnt nicht Partei", heißt es in der 
Henny Portm im Film urrL Persönliche 
Sie hat sich ein Thema gewählt, in dem sie als -stolze Frau 
und Liebende glänzen darf. An Der Ostgrenze; auf dem Hinter 
grund des Kriegs. Während die Kanonen donnern, liebt sie, die 
Gutsherrin, einen Russen, genauer gejagt, einen russischen Fürsten, 
der nach der Wiedereinnahwe des Dorfs durch die Deutschen aus 
der Flucht getötet wird. Anders hätte auch der Ulm nicht enden 
können, da ihre Liebe sonst als VaLerlandsverrat gegeißelt worden 
wäre. So aber darf.sie an der Leiche knien und den Mund des 
Toten hingebend küssen. Das Stück, ein sinniger Gartenlaub es 
Roman, ist gepflegt ausgemacht, und durch die ClichS-Figur der 
Heldin leuchtet allenthalben das ursprüngliche Talent der Porten 
hindurch. Sie hat die Herrschaft über Gesicht und Gestalt, voll 
zieht sicher den Uebergang von Ausdruck zu Ausdruck und kann 
überhaupt mehr als mancher deutsche und amerikanische Star. 
Nur schade, daß sie sich veraltete und unaktuelle Rollen aussucht- 
in denen sie ihre mimische Originalität dummen sentimentalen 
Zwecken dienstbar machen muß. Freilich, die gleiche Neigung, 
die sie in die durch die Courths-Mahler endgültig bestimmte 
Sphäre treibt, befestigt den Glanz ihres Namens Leim großen 
Publikum- Deß konnte man gelegentlich ihres persönlichen Auf 
tretens Zeuge sein. Das gefüllte Haus jubelte rbr entgegen, als 
sie, in duftiges Weiß gehüllt, das Podium betrat. Sie las ein 
Gedicht, das von der völkerverbindenden Macht der Liebe han 
delte, schritt dann zögernd Stufe um Stufe hinab, verweilte 
einen Augenblick und hob lächelnd die Hand zum Zeichen des 
Danks für den unermüdlichen Beifall. Noch um ihren Waaen 
draußen stauten sich begeisterte Scharen, die ihr beinahe sämtüLe 
Pferdekrafte ausgespannt hätten. (Der Film: „Die ^errl'n 
und ihr Knecht" läuft in den BieberLau-L^cht. 
spielen und in der Camera.) Us e L. , 
«s lHMywosv präsentiert sich selber.^ Kern dokumen 
tarischer Film wie damals der ausgezeichnete HöllnegelS, sondern 
ein "handfestes Lustspiel mit schwierigem Anfang und glücklichem 
Ende. Ein Mädel (Diarion Davies) kommt mit großen Augen 
und Planen nach Hollywood, gerät in eine mindere Filmgesell 
schaft, die Groteskstucke herstellt, verliebt sich in den Komiker (Wil 
liam Hahnes), steigt zum Star an, benimmt sich größenwahnsinnig und 
findet sich zuletzt nach einem äußeren und inneren Zusammenbruch 
zu ihrem Komiker zurück. Der Witz besteht darin, daß die Fabel 
sich vor den Kulissen des wirklichen Hollywood äbspielt. Man sieht 
nebenbei (wenn auch nicht mit den Augen Kischs): die verschie 
denen Studios der Filmstadt; die Unterwelt der Extras; kleine 
und große Regisseure, Filmaufnahmen und Typen der verschie 
densten Schichten. King Vidor hat den Stoff stellenweise satirisch 
aögewandelt und eine Anzahl entzückender Szenen gedreht. So 
gleich das Debüt der Heldin: sie möchte eigentlich gar nicht in der 
ihr zugeüachten komischen Rolle auftreten und wirsi gerade darum 
sehr komisch. Dann der Kampf um die Dränen: sie soll auf Kom 
mando weinen, kann aber doch so plötzlich nicht weinen. Vergeblich 
spielt die Musik rührende Schlager, wettert und fleht der Regisseur. 
Zuletzt gelingt das Wunder, und die Tränen fließen in solchem 
Uebermaß, daß man Zehn dramatische Höhepunkte damit bestreiken 
könnte. Schließlich das Finale, in dem sie ihren Partner küssen soll. 
Der Partner ist eben jener Kameradaus den Anfängen ihrer Lauf 
bahn. Beide küssen sich eine Ewigkeit lang und merken nicht, daß 
sich die Kurbelmänner längst lachend entfernt haben. Zu den be 
sonderen Reizen des Films gehört, daß in ihm zahlreiche beglau 
bigte Stars, als untergeordnete Nebenfiguren mitwirken. Der echte 
Doug macht beim gemeinsamen Frühstück kleine Kunststückchen, und 
Marion Davies als Heldin erblickt einmal M ihrer Freude die 
.Filmdiva Marion Davies. Nach ihrem ersten Erfolg kommt übri 
gens ein unbekannter, wenig stattlicher Herr auf sie zu und bittet 
sie um ein Autogramm. Im Vollgefühl ihres Starberufs behandelt 
sie den Zudringlichen von oben herab. Als sie dann freilich von 
ihrem Begleiter den Namen hes Herrn erfährt, sinkt sie unverzüglich 
in Ohnmacht. Der Name lautet: Charlie Chaplin. — (Der Film: 
l,Es tut sich was in Hollywood" läuft im Frankfur- 
i Ler Ufa-Theaier.) Tr. 
--- AMKmkKMschAS im Usa-PslaH Grsß-Frrmkfmt. Solana? 
noch alle Möglichen technischen und künstlerischen Unklarheiten auf 
dem Gebiet des Tonfilms herrschen, sind wir vorerst in Deutsch 
land gerade nicht mit der besten amerikanischen Auslese gesegnet. 
Immerhin wird es vielleicht manche interessieren, den kleinen 
Sketch: „Die 42. Mmße" Zu hören, in dem wenigstens deutlich 
gesprochen und gelungen wird. Das Lustspiel „Erfahrene 
Frau gesucht" mit Tolle en Moore in der Hauptrolle 
ist figsnMch kein Tonfilm, sondern ein stummer Film, dem die 
musikalische Illustration offenbar nachträglich Leigefügt worden 
ist. Die Moore ist ein spaffiges Mgürchen, das sich weidlich an-. 
strenA, uns durch seine Possen zu unterhalten. Weibliche Komiken 
rinnen sind selten, und mit dem Firlefanz ließen sich einige 
Kabarettnummern bestreiten.. In dem viel zu geräumigen Stück 
kommt die Soloproduktion nicht recht zur Geltung. aa 
Brentano anläßlich der Berliner Aufführung bereits kurz und 
treffend gekennzeichnet hat, „aber er Zeigt fast zwangsläufig, wie 
> der parlamentarische Betrieb die Persönlichkeit absorbiert und 
zerstört, und das um so mehr, je unverbrauchter und unverbildeter 
die Menschen sind, die in ihn hineingeraten." Es hat seinen 
Grund, daß gerade der „Ring" die politische Bedeutung des 
Films unterstreicht; denn das nach dem Theaterstück der Schwant- 
fabrikanten R. de Flers und F. de CroisseL gedrehte Lustspiel 
nimmt durchaus Partei. Nicht etwa deshalb, weil es auf die in 
den Boulevardtheatern übliche Weise parlamentarische Unsitten 
verspottet. Die Satire auf unerlaubte Beziehungen zwischen Liebe 
und hoher Politik, Bestechlichkeit und offizielle Ministerbesuche 
läßt man sich gerne gefallen, und es bedarf schon einer gehörigen 
Plumpheit, um die leichte Komödie in einen schweren Angriff 
gegen den Parlamentarismus umzudeuten. Schlimm dagegen ist, 
daß der Film iw engeren Sinne ParteipolM treibt. Er stellt 
einem gräflichen WgeordneLen einen Arbeiterdeputierten gegen 
über. Während er aber auf die vorn „Ring" ausdrücklich an 
erkannten vornehmen Manieren und alten Traditionen ^es Grafen 
alles Licht sammelt, stempelt er den ehemaligen Gewerkschafter 
zum eitlen Wicht, der als Minister sofort seine Gesinnung ver 
leugnet. Ist damit dem parlamentarischen Betrieb das Urteil 
gesprochen? Keineswegs; jandern es handelt sich einfach um ein 
; Zerrbild der Wirklichkeit, das freilich reaktionären Wunsch 
träumen entspricht. Die schlechte PolM rächt sich im übrigen auch 
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runx von karis. SM^Watlseds Dn tckHNLunMrsissn 
ckureb M sinMnsn tzuartiers Mercksn veranstÄtst, 
nnck ckis breucks an cksm MrÄied Hr^orbsnen Vesitr 
verstHiKt sieb ro ckem MarrüLLten VorsMaZ, Debr- 
stübls kur karisertmn rü Arüncksm ^der Lein GLK° 
berLWr 8toIZ bebsrrsebt cksn nun Ssrslltsn karLser. 
Vr versamwÄt vislNsbr Dorn m cksx DrinnsrunZ chs 
! ksrnen Stäckte um «leb, in Mnen sr W^süt bat, unck 
WiLnxt Nr cksr DrbeDntms: ,^.ueb ibnen geboren vir 
ein biboben an, nnck kür Mß Zum minckeetHn sinä Äs 
Ms Lw ssldsn Dana §Äsgeh unck bücken mit Daris 
nur eins smÄM Ltackt, ckeisn Lentnun karis ist." — 
Di« Sebrlkt, aus ÄM ckas bisbensinancksr so versekls- 
äsner ^ntorsn vis NoranA nnck ^.raxon em 
verktLnckUebsr virck, Ist von Nax U/sbnsr aus- 
ssLsrebvstz übertragen ^oräsm Dr bat Lbr aueb 
ckn« jscksM Diebbaber van karis ZMÜL vüILowmsnO 
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