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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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auf der Hand liegt. Hätte man noch die phantastischen Friedens 
kämpfer im Trommelfeuer umkommen lasten, so wäre dem Publi 
kum wenigstens die Gewalt der Mächte bewußt geworden, die sich 
der Bereitung des Friedenszustandes widersetzen. Der Zug durchs 
Niemandsland dagegen ist eine leere Tirade, die nicht dem Frieden 
dient, sondern die Schwäche der hier eingenormnenen pazifistischen 
Position enthüllt, und beinahe als ein Hohn auf unsere heutige 
qualvolle Existenz empfunden werden muß. Soviel über die 
Konzeption des Films. Dieser selbst krankt daran, daß sie ein 
reines Gedankending ist, das sich bestenfalls filmisch illustrieren 
Läßt. Statt daß die Idee erst im Material des Films Leben ge 
wönne, besteht sie unabhängig vom Film und wird nur eben in 
seine Sprache transponiert. Die Szenen entwickeln sich daher 
nicht nach einer dem Bildwerk immanenten Gesetzlichkeit in stetem 
Fluß, sie sind vielmehr gemäß dem jeweils von außen her ein 
greifenden Zwang aneinander gestückt. Daß einige von ihnen er 
schütternd wirken, ist der intensiven Regie, der mimischen Aus 
druckskraft Sokolofss und vor allem der menschlichen Tiefe und 
der großen Kunst des Negers Louis Douglas zu danken. 
Vom Friedensfilm zum Militärfilm ist nur ein Schritt. Zumal 
dann, wenn es sich um die Verfilmung des „Hauptmanns 
von Köpenick" handelt. Sie ist unter Mitwirkung Carl 
Zuck mayers von Richard Oswald hergestellt worden, der 
diesmal eine ganz glückliche Hand gehabt hat. Allerdings macht er 
fich's insofern leicht, als er sich bis weit in die zweite Hälfte 
hinein bild- und wortgetreu an das Theaterstück hält. Entsteht 
auf diese Weise auch nicht gerade ein echter Film, so doch eine 
Konfektionsarbeit, die achtbar ist. Und vom Beginn der eigent 
lichen Köpenickiade ab löst sie sich mehr und mehr vom Original 
ab und nimmt eine freiere filmische Entwicklung, die zum Glück 
auch das Satirische nicht zu kurz kommen läßt. Das strömt zwar 
nicht breit dahin, verläuft aber angenehm und verdichtet sich sogar 
einmal zu der sehr hübschen Gestaltung des Gelächters der Welt 
über den gelungenen Streich. Max Adalbert als Hauptmann 
vollzieht wunderbar den Uebergang aus der stummen Trauer 
des getretenen Wurms in die Verve der Militärverson und in 
trunkene Ueberlegenheit. Die Nebenrollen sind mäßig beseht, und 
der angeflickte Schluß ist ein Kompromiß.
	        
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