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Urmßische Baukunst.
Berlin^ Anfang Dezember.
Die Preußische Staatshochbauverwaltung ver-
anstaltet im Verkehrs- und Baumuseum eine Ausstellung:
„Preußische Baukunst", in der an Hand ausgewahlter
Entwürfe, die zum überwiegenden Teil den Wenböden und
Archiven der Behörden entstammen, die künstlerische Entwicklung
der BauverwalLung vergegenwärtigt wird. Dank der sorgfältigen
Sichtung des Materials, die ein Verdienst von Ministerialdirektor
Dr. Kießling und seines Mitarbeiters Ministerialrat Dr. Behrendt
ist, nötigt diese Sammlung wirklich Zur Sammlung. Sie greift
auf die frühen Traditionen der Staatsbauverwaltung (um 1800)
Zurück, führt über Heinrich Gsntz und Friedrich Gilly zu Schinkel
und von diesem weiter bis zum Ende der sechziger Jahre. Hier,
vor Beginn des Krieges 1870/71, bricht sie ab, so daß man ein
geschlossenes Bild jenes wichtigen Zeitabschnittes zwischen der
Aera Schinkels und den Gründer;ahren erhalt, in
dem die klassizistisch-romantische Richtung zu Ende schwingt und
der Jndustrialismus immer stärker nach eigenem Ausdruck ver--
langt.
Dis Entwürfe aus den ersten Jahrzehnten des 19. Jahr
hunderts verraten immer wieder, wie gut sich das Preußentum
mit dem Klassizismus verträgt. Es werden einige Normal-Pläne
für Amtswohnungen, Forsterhauser usw. aus der Zeit um 1800
gezeigt, deren nüchterne Strenge unmittelbar in die Formen
Gillys überleitet. Jener Frühzeit gehören auch Zeichnungen von
Gewächshäusern an, die bereits vom Geist moderner Sachlichkeit
erfüllt Zu sein scheinen. Allerdings wäre nichts verkehrter, als
aus der äußeren Aehnlichkeit auf die Uebereinstimmung der Bau
gesinnung schließen Zu wollen. Denn während sich in den
Modernen Glasbauten das technische Wesen des Hochkapitalismus
darzustellen sucht, verkörpern die damaligen eher die traditionellen
Tugenden des preußischen Militär- und Beamtenstaates. Von
Gilly selber ficht man ein Rittergut in Steglitz, das trotz der
üppigen Raumbemessung soldatisch straffe Züge aufweist. Sie
werden auch nicht durch die im Hintergrund des Fassad Entwurfs
Lngedeutete Landschaft gemildert, die mit Hilfe von Zypressen
und Tempelchen den Berliner Vorort in ein nordisches Hellas
verwandeln möchte. Eins Staffage von schöner Zaghaftigkeit,
vor der die Lisenen und Fenster des Rittergutes exerzieren.
Paradeplätze und Kasernen sind noch dis Hauptpointen eines
SLadtplanes von Schinkel, dessen Klassizismus auf dem reibungs
losen Ineinander von militärischer Disziplin und dorischen Säulen
beruht. Er ist nicht mit seinen bekannten Entwürfen, sondern
mit ein paar Zweckbauten vertreten. Unter ihnen fällt der
Leuchtturm von Arcona auf, in dem der herkömmliche Stil zum
Aweckstil durchzubrechen trachtet.
Wer trotz mancher Beziehungen zwischen sachlichem Preußen-
tum und technisch-kapitalistischer Sachlichkeit ist noch ein weiter
Weg bis zu den Industriebauten von heute. Wie weit er ist, geht
aus der Darstellungsart Schinkels, seiner Vorgänger und Nach
folger hervor. Entwürfe vergegenständlichen zum Unterschied von
den modernen ein gebundenes Bewußtsein, das nicht in
Relationen zu denken geübt ist, und insofern das Widerspiel der
sozialen Situation, der sie entwachsen. Die Freitreppe in Gillys
Ritterguts-Grundriß stößt von einem braun ausgepinselten Ge
ländestreifen ab, der von rechtswegen nur in einem Aufriß etwas
zu suchen gehabt hätte. Daß er sich in den Grundriß verirrt, ist
ein Zeichen des Gefühls für Bedingtheit. Das gleiche Gefühl
spricht auch aus den säuberlich durchgeführten Pflastersteinen, die
einen anderen Grundriß Gillys umgeben. Man verfügt noch
nicht nach kapitalistischer Weise über den Raum, man ist in
ihn eingeordnet und hängt von ihm ab. Schinkels Perspektiven
und Fassabend etails sind wahre Wunder einer Genauigkeit, die
sich nur daraus erklären läßt, daß sich der Künstler seiner Um
welt verhaftet weiß; Jeder einzelne Backstein in einer Wand
korrespondiert mit der Landschaft, und die Barke im Fluß ist
ein Element der Architektur, an der sis vorübergleitet. Das
heißt aber nicht, daß Schinkel die Bauwerke im Sinne der
Späteren dem Milieu anpaßte; er will sie vielmehr zu einem
echten Bestandteil der Welt, seiner Welt, machen. Der Drang
Zur Eingliederung des Gebäudes in dis Natur der Landschaft
oder der Stadt tritt erst von der Zeit an auf, in der durch
technische Erfindungen, soziale Veränderungen usw. die Be
ziehungen zur Natur lockerer werden.
Nach Schinkel bemächtigt sich die gleichzeitige Romantik mehr
und mehr der Baukunst. Zwei kleinere KirchEntwürfe, die neben
einander hängen, veranschaulichen in lehrreicher Weise diese Ent
wicklung. Der eine von Schinkel selber steht an der Schwelle des
Kommenden: antike Formen behaupten sich inmitten gotischer
Vertikalen, vertrocknender Klassizismus bändigt gerade noch die
romantische Schwärmerei. Der andere von Stüler, der etwa zehn
Jahre später entstanden ist, zeugt schon von fortschreitender Er
weichung. Die festen Rundbogen Schinkels werden zugunsten
launischer Wölbungen verdrängt und gut organisierte Wände, die
für sich selber sprechen könnten, von englischer Gotik überzogen.
Das Bürgertum glaubt die blaue Blume zu suchen, und macht sich
tatsächlich viel blauen Dunst vor. Eine schlesische Hochofenanlage
aus dem Jahre 1850 sieht wis eins mittelalterliche Festung aus,
von deren Wällen nur dann die Zugbrücke herabgelassen wird,
wenn ein verbündeter Raubritter naht. Man steckt schon zu tief
im Frühkapitalismus drin, um jene altpreußische Nüchternheit
zu bewahren, dis, ohne ihn zu meinen, doch durch ihre vnge-
schminktheit sein wahres Wesen enthüllte. Gewiß, die Fabrikschlote
sollen rauchen, aber niemand soll's wissen. So zieht man sich von
den häßlichen Produktionsstätten des Profits in die Schönheiten
christlicher Basiliken und italienischer Villegiaturen zurück. Das
Idyll wird Trumpf. Ihm huldigt der Potsdamer HofarchitekL
Ludwig Persius, der dis Symmetrie verwirft, den geschlossenen
Baukorper auflöst und seine Architekturen in die unberührte Na
tur hineinkomponiert, aus der sich die Zelt entfernt hat. Dis
ideologischen Abläufe jener Jahrzehnte sind besonders deutlich den
Entwürfen Carl Ferdinand Busses zu entnehmen, dessen Wer?
m dieser Ausstellung Zum ersten Male vor Augen geführt wird
(vergl. den interessanten Aufsatz von Walter Curt Behrendt über
Busse im „Zentralblatt der BauverwalLung", Heft 53). Er kommt
aus der Strenge Schinkels und gibt sich dann der romantischen
Strömung hin. Das Pfarrhaus Zum Beispiel, das er für die
Wiesenkirche in Soest entworfen hat, wäre die geeignete Unter
kunft für eine Spitzweg-Figur. Hinten schwebt die bläuliche Kirche
und vorne wuchern die Lauben. Und doch kündigt sich trotz solcher
Lieblichkeit in diesem Künstler die Ahnung der modernen Welt
an. Sein Moabiter ZeLlengef a n gnis, das heute noch zur
Stadtbahn herüberdroht, hat sowohl die Romantik wie die klassi
zistische Verkleidung abgestreift. Kahl steht es in der rauhen Luft,
eine angegraute Architektur, mit deren UnversonUchkeit ihre
Jllusionslosigkeit versöhnt.
Den Beschluß der Schau bildet die Emser Trinkhalle (1860),
die mit ihrem Renaissanceprunk schon auf den Zauber der Grün
derjahre hindeutet. Doppelsäulen tragen die Bogen, Statuen froh
locken in den Nischen über die reichen Gewinne, und ein riesiger
Glasbaldachin überdacht die Terrasse, auf der sich Geschäftsleute
von den Strapazen ihres Berufes erholen. Noch sind die Stützen
aus Gußeisen, die den Baldachin tragen, aber mit dem Fortschrckt
der Technik werden sie nach weiteren stürmischen Jahrzehnten
ebenso verschwinden wie die Renaissancesrnamentik und dis
Statuen, die der Anonymität der modernen Kapitalmächte nicht
mehr entsprechen- b.