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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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i.KrüüjLVrLprockuktron" 
Von äon mir dskanatsn Viieliern äer iMton AM 
badtzu mäeb 2^61 aus besonderen Orünäen ^ei'eösM. 
Das eins ist äie llntorsnebunß: „Dio jußonäliono 
^rbsitsrin" von Disbotb V r a u 2 6 uM c 1- 
1 6 r s d e r Z. In diosom Vneb, äas siob 
spannender als ein Lensationsroman liest, ^virä 
Meines Mssens 211m ersten ^sal das Da 
sein äer Arbeiterinnen niebt et^va kolpor ¬ 
tiert, sonäern an Kand von Uaterialien ^iriäieb 
äar^esteUt unä erklärt. leb ^ünsebts mir mebr 
soleber ^Verke, äie äen unZenüßend aus^ebiläeten 
Vealitätssinn äer veutseben sebulen. Das anders 
Lueb istNare Irlands mit äem Ooneourt-Dreis 
ausseLtziebneter Vornan: „D'oräre", äer zetrt in äer 
vorrÜAlieden IlebersetLunß Kessels beä VEobV or- 
sebienen ist. Dureb äie Dektüre äieses ^erks, äas 
riebtiZe Nenseben unä unverkälsebte Deiäensebatte» 
gestaltet, sinä mir niebt ^ulet^t äis uuKemeinen 
Leb^ierißkoiten vorstänälieb Ze^voräen, äenen un 
sers äeutsebe Vomanprodnktion unterließt. Doob ieb 
komme darauf bei anderer OeleZenbeit Lurüek... 
IIm aueb äie angeborene Drüb.iabrsliteratur ru strei 
ken, so interessiert mieb aus ibr «um Verspiel äer 
neue Vornan Hans VaNadas. Kein erster Vornan: 
„Vaneru, Vonren, Vomben" ^var ein banäkestes Vor 
sprechen, äas äer u^Ms, äer in ^ußesteMenkreisM 
spielen soll, boklentlieb einläsen ^virä. Von VrotEis 
Darstellung: „Oktoberrevolution" erwarte ich mir 
eine Stenge entscheidenäer ^ulKIarunßen. Dach keb 
2um KebluÜ gerade noch andeuten, was mich keine 
Kpur interessiert? Die verkehrende Vomanüberpro- 
äuktion irgendvoleber unbekannter oder aueb be 
kannter, untalentierter oder balb^egs talentierter 
junger Autoren, die niebt ääo geringsten Vrlabrun- 
gen baben, sondern nur das Vedürknis, 2m schreiben. 
8. Lraeauor. 
Zwei 
8. M., Berlin, im April. 
Mona Lilly. 
Josef von- Sternbergs endlich zu uns gekommener Film 
„Sch a n g y a i - E x P r e ß" enthält ein paar wundervolle Bild- 
Uttd-'Geräuschreportagen. Vor allem ist das Bahnhofsdurchein 
ander in Peking und Schanghai so fabelhaft geschildert, daß man 
vermutlich enttäuscht wäre, wenn man es an Ort und Stelle er 
lebte. Am die flimmernde, flirrende Welt festzuhalten, bedient sich 
Sternherg ^iner impressionistischen Technik. Er zeigt Ausschnitte 
und Fragmente, die von der Phantasie ergänzt zu werden verlangen, 
und Mt nicht den inhaltlichen Bedeutungen nach, sondern den 
Licht- und Tonvaleurs. Eine Handhabung der Apparatur, die zu 
ähnlichen Effekten wie die französische Malerei führt und durch 
den Stoff gerechtfertigt sein mag. Darüber hinaus sind die Typen 
gelungen,..die den internationalen Expreßzug bevölkern. Die Be 
sitzerin des Boarding-Hauses, der Reverend usw.: diese zusammen 
gewürfelten, leicht komisch gezeichneten Reisegenoflen haben Kon 
tur Md wirken so glaubhaft wie die Chargenfiguren eines Kolo- 
niülkömanes vpn Claude Farrere. 
^UMeit wäre die Sache gut und in Ordnung, Aber die eigentliche 
Handlung des Films ist eine klebrige, widerwärtige Magazinge 
schichte, deren baM end sich kaum weniger lang hinauszieht wie 
die" Fährt nach Schanghai. Ich nM nicht, was peinlicher ist: daß 
der ganze chinesische Bürgerkrieg mit Zugüberfällen Maschinen 
gewehren und Foltern aufgeboten wird, um die Liebe der beiden 
Helden zu verschleppen und auf die Probe zu stellen, oder das 
edle Getue dieser Zuckerstangenliebe selber. Elive Brook und 
- Ma-r-l e n e D i e t r ich bilden das schmachtende Paar. Er: der 
ins Quadrat erhobene Mann; ritterlich, als sei die Welt ein 
Turnierplatz, und von einer Verhaltenheit, die man drei Tage- 
reisen-West fauchen hört. Sie nennt sich Schanghai-Lilly, hat dem 
Vernehmen nach unzählige Wärmer gehabt, aber immer nur den 
einen geliebt, dieser UeLermann, für den sie sich im Kriegsgebiet 
schwAgMh opfern, möchte. Damit man nur ja an ihre Seelentiefen 
„glaubt, lächelt Marlene Dietrich in einem fort ein ergxündliches 
Mona-Lilly-Lächeln und ringt' die Hände, statt ihre Keine zü 
zeiMi -K'E eine Dirne, wie sie in den schlechtesten 
tzbMMoM steht,sind, eine Verwirklichung 
Iikme. 
abgeschmackter PubenäLsträume, eine durch und durch verbeM 
literarische Erfindung. 
Ich sage daS so deutlich, weil diese Bilder verlogener Inner 
lichkeit blind gegen die Erscheinung der echten machen, weil durch 
einen solchen Film auch Gesten, die wirklich aus dem Herzen 
kommen, in Gefahr sind, entwertet zu werden. Opfermut. Liebs, 
Schweigen — alles, was irgend, wirklich ist, wird hier mißbraucht 
und um seine Richtigkeit gebracht. Wenn es so weiter ginge mit 
der Falschmünzerei, vermöchte bald kein Mensch mehr den anderen 
zu erkennen. 
Scherzo. 
Der Film „Fünf von der Jazzband" ist eine erfreu 
liche Ausnahme unter den deutschen Lustspielfilmen und bestätigt 
wieder das Talent Erich Engels. Zum Lobe dieser nach 
Joachimsons Theaterstück gedrehten Komödie wüßte ich nichts 
Besseres zu sagen, als daß sie eine reizende Zerstreuung ist, hie 
bis auf den abfallenden,' grundverkehrten Schluß voller scharmanter 
Pointen steckt. Während das Gros unserer Filmoperetten und 
Unterhaltung.filme mit leichtem Gepäck schwer dahertrampelt und 
aus einem Nichts ein Etwas zu machen sucht, gibt Engel niemals 
vor, mit großen Gewichten zu hantieren, sondern behandelt die 
Nichtigkeit so spielerisch, wie es ihr zukommt. Gerade dadurch 
aber erreicht er, daß sie ihren Zweck wirklich erfüllt. Der Inhalt 
des Films besteht einfach darin, daß vier Jazzband-?Jünglinge 
aus Zufall eine Partnerin gewinnen, die sich aber immer wieder 
dagegen sträubt, diesen Zufall anzuerkennen und bei der Bande 
zu bleiben.- Auftritte hinter den Variete-Kulissen, Eifersüchteleien 
und Verwechselungsgeschichten vervollständigen die Handlung, die 
keine ist. Sie könnte, wie es gewöhnlich geschieht, zu einem dum 
men und groben Film ausgewalzt werden, wird aber tatsächlich 
von Engel in ein Arrangement übergeführt, das kaum eine leirre 
Stelle enthält. Die Situationskomik ist manchmal bezwingend; 
die Dialoge sind nicht dalbrig, sondern gescheit; die Leute benehmen 
sich nett und nicht doof; die Musik wird witzig verwandt und setzt 
an den passenden Stellen ein. Jenny I ug 0, die man lange nicht 
mehr gesehen hat, entwickelt unter dieser Regie eine ungeahnte 
Schalkhaftigkeit, die an die der Nagy anklingt. Hoffentlich bear 
beitet Engel nächMM ern. substantielleres Thema.
	        
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