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waren. Und da ihnen alle Tage Heu und Hafer in die
Krippe gebracht wurde, so hielten sie es aus und
erfroren nicht. Die Menschen aber hatten sich Ofen
verfertigt und machten Feuer hinein. Je ärger es der
Winter mit seinem Froste machte, desto mehr Holz und
Torf und Steinkohlen brannten sie in den Oöfen. Und
wenn schon das Trinkwasser in die Wohnstube gebracht
werden musste, damit es nicht zu einem Eisklumpen
wurde, und obgleich hier und da einem ein Finger oder
gar die Nase erfror, so blieben doch die Menschen am
Leben. Da merkte der Winter, dass er nicht Kraft genug
besaß, die Thiere zu vertilgen und eéebensowenig die
Menschen, weil diese Vernunft genug haben, um sich
vor dem Grimm des Winters zu schützen. Er ließ nach,
und die Sonne besiegte ihn alle Tage mehr, und bald
sangen die Vögel wieder, und die Wiesen wurden grün.
Curtman.
137. Gott.
Wo wohnt der liebe Gott? —
Die ganze Schöpfung ist sein Haus.
Doch wenn es ihm so wohlgefällt,
so wählet in der weiten Welt
er sich die engste Kammer aus.
Wie ist des Menschen Herz so klein!
Und doch auch da zieht Gott hinein.
O halt das deine fromm und rein,
so wählt er's auch zur Wohnung sein,
und kommt mit seinen Himmelsfreuden
und wird nie wieder von dir scheiden!
5
—Xä