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Full text: Lesebuch für österreichische Volksschulen : Ausgabe in fnf Theilen. - 2. Theil.

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kalten Braten und eine Flasche Wein reichen und nahm 
seine Mahblzeit im WVagen ein. 
Kunz sah ihm missgünstig zu und dachte: Wenn 
ich es doch auch so gut hätte! 
Der vornehme Herr merkte das und sagte zu Kun-: 
„Guter Freund, hättet Ihr wohl Lust, mit mir zu tauschen?“ 
„Das versteht sich,“ antwortete dieser, „steigen Sie 
nur heraus und geben Sie mir alles, was Sie haben; 
ich, will Ihnen auch alles geben, was ich habe.“ 
Sogleich befahl der Reiche seinen beiden Bedienten, 
ihn aus dem Wagen zu heben. W'elch traurigen Anblick 
bot derselbe jetzt! Seine Fühße waren gelähmt; er konnte 
nicht stehen, sondern musste sich so lange halten lassen, 
bis man ihm seine Krücken reichte. „Nun,“ fragte er 
jetzt, „nabt Ihr noch Lust, mit mir zu tauschen?“ 
„Nein, wahrlich nicht!“ gab der erschrockene Kun- 
zur Antwort. „Meine gesunden Beine sind mir lieber 
als Ihr ganzer Reichthum. Ich will lieber Schwarzhbrot 
essen und mein eigener Herr sein, als Braten essen und 
mich wie ein kleines Kind führen lassen!“ 
Mit diesen Worten stand er auf und gieng fort. 
„Hast recht!“ rief ihm der Reiche nach. „Lönntest 
du mir deine gesunden Fübße geben, du solltest all meinen 
Reichtium haben! Aber die Gesundhbeit ist ein Schatz, 
der sich nicht mit Gold erkaufen lässt!“ Salzmann. 
57. Sprüche. 
Ein frohes Herz, gesundes Blut 
ist besser als viel Geld und Gut. 
Früh nieder und früh auf 
verlängert den Lebenslauf.
	        
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