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Full text: Lesebuch für österreichische Volksschulen : Ausgabe in fnf Theilen. - 2. Theil.

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zu besichtigen. So kam er auch zu einer hoͤlzernen Treppe, 
die ihn auf den Dachboden führte. Dort gab es eine Boden— 
kammer und an dem einen Giebel unter dem First des 
Daches einen Taubenschlag. 
Mun kannte Karl so ziemlich das ganze Haus von 
innen, und es gefiel ihm alles ganz außerordentlich. Als er 
vom Bodenraume wieder in das Erdgeschoss herabgekommen 
war, lief er durch eine Hinterthür ins Freie, um die Runde 
um das Haus zu machen. Munter sprang er durch den 
Küchengarten, dann durch den Obstgarten und gelangte 
aus diesem in den Hof, der das Haus von der Scheuer 
trennte. Als er hier an der frischgetünchten Wand des 
Hauses hinaufblickte, bemerkte er unter dem Dache ein 
Schwalbennest. 
Das gefiel ihm nicht an dem sauberen Hause. „Ihr 
kecken Schwalben sollt uns das schöne Haus nicht beschmutzen!“ 
rief er ärgerlich und hob sogleich einen Stein von der 
Erde, um nach dem Neste zu werfen. Aber der Wurf gieng 
fehl und traf statt des Nestes ein Fenster. Auf das Geklirr 
der zerbrochenen Scheibe kam der Vater herzu. Karl ent⸗ 
schuldigte sich erschrocken, er habe es nicht mit bösem Willen 
gethan, er habe nur das hägssliche Schwalbennest herab⸗ 
werfen wollen. 
„Und das nennst du nicht bösen Willen, wenn du 
armen, unschuldigen Geschöpfen das Wohnhaus zerstören 
willst?“ rief der Vater erzürnt. „Unbarmherziges Kind, die 
traurige Zeit ist kaum vorüber, da wir selbst ohne Obdach 
waren, und nun willst du den armen Vögeln gleiche Noth 
bereiten?“ 
Karl wurde roth vor Scham und sagte weinend zum 
Vater: „Ich hatte nicht bedacht, wie wehe den Vögeln 
durch die Zerstörung des Nestes geschieht. Verzeih mir, 
Vater, meine Unbesonnenheit! Ich werde nie mehr in
	        
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