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zu besichtigen. So kam er auch zu einer hoͤlzernen Treppe,
die ihn auf den Dachboden führte. Dort gab es eine Boden—
kammer und an dem einen Giebel unter dem First des
Daches einen Taubenschlag.
Mun kannte Karl so ziemlich das ganze Haus von
innen, und es gefiel ihm alles ganz außerordentlich. Als er
vom Bodenraume wieder in das Erdgeschoss herabgekommen
war, lief er durch eine Hinterthür ins Freie, um die Runde
um das Haus zu machen. Munter sprang er durch den
Küchengarten, dann durch den Obstgarten und gelangte
aus diesem in den Hof, der das Haus von der Scheuer
trennte. Als er hier an der frischgetünchten Wand des
Hauses hinaufblickte, bemerkte er unter dem Dache ein
Schwalbennest.
Das gefiel ihm nicht an dem sauberen Hause. „Ihr
kecken Schwalben sollt uns das schöne Haus nicht beschmutzen!“
rief er ärgerlich und hob sogleich einen Stein von der
Erde, um nach dem Neste zu werfen. Aber der Wurf gieng
fehl und traf statt des Nestes ein Fenster. Auf das Geklirr
der zerbrochenen Scheibe kam der Vater herzu. Karl ent⸗
schuldigte sich erschrocken, er habe es nicht mit bösem Willen
gethan, er habe nur das hägssliche Schwalbennest herab⸗
werfen wollen.
„Und das nennst du nicht bösen Willen, wenn du
armen, unschuldigen Geschöpfen das Wohnhaus zerstören
willst?“ rief der Vater erzürnt. „Unbarmherziges Kind, die
traurige Zeit ist kaum vorüber, da wir selbst ohne Obdach
waren, und nun willst du den armen Vögeln gleiche Noth
bereiten?“
Karl wurde roth vor Scham und sagte weinend zum
Vater: „Ich hatte nicht bedacht, wie wehe den Vögeln
durch die Zerstörung des Nestes geschieht. Verzeih mir,
Vater, meine Unbesonnenheit! Ich werde nie mehr in