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den Kopf. Man kann denken, was das für ein Getümmel
auf dem Kopfe war. Nun begegnete ihm ein Fremder, der
grüßte ihn freundlich und sprach ihn an: „Guter Freund,
wo geht der Weg hinaus?“ Weil aber der Michel die Spatzen
auf dem Kopfe hatte, so dachte er: Was geht dich der
Fremde an? ließ seinen Hut sitzen und gab gar keine Antwort.
Der Fremde sagte zu sich selbst: „Hier müssen grobe Leute
wohnen,“ und ließ den Michel weiter gehen. I
Jetzt begegnete diesem der Bürgermeister, den pflegten
alle Leute zu grüßen; der Michel that es aber nicht, einmal
weil er die Spatzen unter dem Hute hatte, und zweitens
weil er ein Grobian von Haus aus war. Der Bürgermeister
aber sagte zu dem Gemeindediener, welcher hinter ihm hergieng:
„Sieh doch einmal, ob dem Burschen dort der Hut an—
geleimt ist!“ Der Gemeindediener gieng hin und sprach:
„Hör' einmal, Michel, der Herr Bürgermeister möchte gern
sehen, wie dein Hut inwendig aussieht. Flugs zieh ihn ab!“
Der Michel aber zögerte immer noch und wußste nicht,
wie er es machen sollte. Da riss ihm der Gemeindediener
den Hut herunter, und brr! flogen die Spatzen heraus nach
allen Ecken und Enden. Da mußsste der Bürgermeister
lachen, und alle Leute lachten mit. Der Michel aber hieß
von der Stunde an der Spatzenmichel, und wenn einer
seinen Hut oder seine Kappe vor Fremden nicht abzieht, so
sagt man noch heutigen Tages: „Der hat gewiss Spatzen
unter dem Hute.“ Curtman.
795 Räthsel.
In den Winkeln an den Mauern
pflege ich auf Wild zu lauern
ohne Hund und Schießgewehr.
Netze spann' ich um mich her,
und mein Tisch bleibt selten leer.