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8s0. Vom Spinnlein und Muchklein.
Die Spinne hat gespomnen
den Silberfaden zart und fein.
Du Mũcklein in der Sonnen,
nimm wohl inacht die Flügelein!
Die Spinne hat gewebet
ihr seid'nes Netz mit kluger Hand,
wer weib, wie lang noch lebet
fein Mücklein, das die Fügel spannt.
Fein Mücklein, horcht, wie denkt es?
„Durchs Noetz zu fliegen ist ein Spiel.“
Frau Spinne aber fängt es
und speist es auf mit Stumpf und Stiel.
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81. Die drei Schmetterlinge.
Es waren einmal drei Schmetterlinge, ein weißer, ein
rother und ein gelber, die spielten im Sonnenschein und
tanzten von einer Blume zu der andern. Und sie wurden
es gar nicht müde, so gut gefiel es ihnen. Da kam auf
einmal der Regen und machte sie nass. Als sie das spürten,
wollten sie schnell nach Hause fliegen, aber die Hausthüre
war zugeschlossen, und sie konnten den Schlüssel nicht finden.
So mußsten sie außen stehen bleiben und wurden immer
nässer. Da flogen sie hin zu der gelb und roth gestreiften
Tulpe und sagten: „Schöne Tulpe, mache uns ein wenig
dein Blümchen auf, dass wir hineinschlüpfen und nicht nass
werden.“ Die Tulpe aber antwortete: „Dem Gelben und
dem Rothen will ich wohl aufmachen, aber den Weißen
mag ich nicht.“ Aber die beiden, der Rothe und der Gelbe,
sagten: „Nein, wenn du unsern Bruder, den Weißen,