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Schnell gieng Georg zum Vater und sprach: „Vater,
ich habe das Bäumchen abgeschnitten; es war schlecht von
mir! Verzeih mir!“
Da sprach der Vater zum Knaben: „Weil du deinen
Fehler gestanden hast, so soll dir für diesmal verziehen
sein.“
86. Der Birnbaum.
Der alte Ruprecht sab im Schatten des groben
Birnbaumes vor seinem Hause. Seine Enbel aben von
den Birnen und konnten die sühen Früchte nicht genug
loben.
Da sagte der Grobvater: „Jeh muss euch doch
erzählen, wie der Baum hiehergekommen ist. Vor mehr
als fünfrig Jahren stand ich an der Stelle, wo jetzt der
Baum steht, und klagte dem reichen Nachbar meine
Armut. „Ach,“ sagte ich, „gern wollte ich zufrieden
sein, wem ich mein Vermögen nur auf hundert Gulden
bringen könnte.“
Der Nachbar, der ein kluger Mann war, sprach:
„»Das kannst du leicht, wenn du es recht anzufangen
weißt. Sieh, hier auf dem Plätzchen, wo du stéhst, sind
mehr als hundert Gulden in dem Boden versteckt. Mache
nur, dass du sie herausbringst.“
lIeh war damals noch ein umverständiger, junger
Mensch und grub in der folgenden Nacht ein großes
Loch in den Boden, fand aber zu meinem Verdrusse
keinen einzigen Gulden.
Als der Nachhar am Morgen das Loch sah, lachte
er, dass er sich beide Seiten hielt, und sagte: „O du
einfältiger Mensch, so war es nicht gemeint! Ich will
dir aber einen jungen Birnstamm schenken; den setze