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Full text: Lesebuch für österreichische Volksschulen : Ausgabe in fnf Theilen. - 2. Theil.

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93. Das Maiglöckehen. 
Maienlilie, kannst du sagen, 
warum du musst Glöcklein tragen? 
„König Mai wird kommen heute, 
und ich muss es mit Geläute 
allen Blumen eilig künden 
in den Wäldern, in den Gründen, 
dass sie mögen blühend stehen, 
wenn er wird vorübergeben!“ 
Schults. 
94. Der Distelfink. 
Als der liebe Gott die Voͤglein machte, da gab er 
ihnen Beine zum Hüͤpfen, Flügel zum Fliegen und Schnäbel 
zum Fressen. Und als sie alle fertig waren und um ihn 
her standen, da nahm er einen großen Farbenkasten und 
malte ihnen bunte Federn. Da kam die Taube an die 
Reihe und erhielt einen blauen Hals und röthliche Flügel, 
und der Kanarienvogel wurde so gelb wie eine Eitrone, 
und die Bachstelze wurde grau und bekam einen schwarzen 
Strich und einen weißen Fleck daneben, und alle Vögel 
wurden prächtig gefärbt, wie es sich für jeden schickt. Nur 
einer war übrig geblieben, weil er hinter den andern stand 
und sich nicht vordrängen wollte; das war der Distelfink. 
Als er endlich auch herbeikam, da hatte der liebe Gott alle 
Farben verbraucht, und es war nichts mehr übrig, als die 
leeren Schälchen. Da weinte das arme Voͤgelchen, dass es 
nicht auch ein so buntes Federkleid haben sollte wie die 
andern. Der liebe Gott aber redete ihm zu und sprach: 
„Sei ruhig! es ist noch in jedem Schaͤlchen ein klein wenig 
Farbe zurückgeblieben, das will ich mit dem Pinsel austupfen 
und auf deine Federn streichen.“ Und er that es und malte 
den Distelfink ein bisschen roth und ein bisschen gelb und
	        
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