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Gartenzaun emporwuchs. Kopfschüttelnd sagte er: „Das
gefällt mir nicht, dass die schwache Ranke dort s0
grobe, stattliche Früchte trägt, während der mächtige
Pichbaum so kleine, armselige hervorbringt. Wenn ich
die Welt erschaffen hätte, so sollte mir der BHichbaum mit
lauter grohen, goldgelben, schweren Kürbissen prangen.
Das wäre eine Pracht!“
Kaum hatte der Bauer dieses Worte gesprochen, so
fiel eine Hichel herah und traf ihn mit der Spitze auf
die Nase, dass sie blutete. „Ich Thor,“ rief er aus, „da
hab' ich für meine Naseweisheit einen derben Nasenstüber
erhalten. Wäre die Frucht des Hichbaumes ein Kürbis
gewesen, so hätte sie mir die Nase zerquetscht.“
Chr. Schmid.
128. Herbstlied.
Wo sind die Vöglein hin? —
Ein Vogel sprach zum andern:
„Kommt mit, wir wollen wandern
weithin nach einem wärmern Ort!“
Da zogen alle, alle fort.
Wo sind die Blumen hin? —
Wo sich die Blumen trafen,
da sprachen sie: „Kommt schlafen,
der Frost drückt uns die Augen zu!“
und giengen allesammt zur Ruh'.
Wo sollen wir denn hin? —
Wir bleiben noch auf Erden,
bis wir gerufen werden
zum sanften Schlaf vom bittern Tod;
wir wachen auf und sind — bei Gott!
A. Becker