nünftiger Dezentralisation gerichteten Bestrebungen zu einer Unter
grabung der Verfassung führen.
Nach kurzer Würdigung des Ermächtigungsgesetzes^
SR dem er rügte, daß es die Möglichkeit von Verfassungsänderun
gen durch dM Kabinett zulafle und insofern wohl Zu weit gehe,
polemisierte Dr. Luppe noch gegen die Zu lange Ausdehnung des
Ausnahmezustandes und den Mißbrauch, der mit ihm
getrieben werde. Auf Grund des Ausnahmezustandes, der doch
nur der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung in Notzeiten
gilt, sind in letzter Zeit Verordnungen erlassen worden, die als
etwas leichtfertig erscheinen. Wird er aber derart als Machtmittel
gebraucht, so bildet er eins ständige Bedrohung der Verfassung,
gegen die wir uns Mr Wehr setzen müssen. Seine Aufhebung ist
Zumal jetzt vor den Wahlen'zu fordern, denn Wahlen und
! Ausnahmezustand gehen in keiner Weift zusammen. Wie notwen-
- big sein Verschwinden ist, beweist zur Genüge die Tatsache, daß
ZrüSsLsrags.
Einsturz und Neubau.
In der langwierigen und an Unterbrechungen reichen
Baugeschichte der Alten Brücke stellt der Einsturz der Notbrücke
eine besonders traurige Episode dar. Schon Zu ihren Lebzeiten
ist d-iose in den Jahren 1913 bis 1914 ausgeWagem Notbrücke
ein wahres SchmerZmÄlnd gewesen; ursprünglich nur für drei
Jahre bestimmt, hat sie den ganzen Krieg überdauern müssen
und fortgesetzt erkleckliche Kosten für Reparaturen verschlungen.
Immerhin durste man sich bis Zuletzt der Hoffnung hingeben,
daß sie die nächsten zwei Jahre auf ihrem Posten ausharren
werde. Nun hat der Eisgang sein machtvolles Wort gesprochen,
und nur ein geknicktes Gerippe zeugt von entschwundener Pracht.
Angesichts' dieses Ereignisses drängt sich von neuem die
Frage nach dem F o r t g a n gdes B r ü ck e n L a u s auf. Sie
ist in den letzten Jahren mehr als emmaT aufgeworfen worden,
denn wiederholt galt es zu Projekten der Behörden Stellung.
zu nehmen, die an dem. zur Ausführung bestimmten Entwurf
der Architekten Heberer und v. H ov e n Abstriche vorneh
men oder ihn gar amsschalten wollten. Zu ihrer Rechtferti
gung mußte stets der Hinweis auf die finanzielle Notlage der
Stadt und des Staates herhalten. Gewiß ein triftiges Argu
ment, das aber in diesem 'besonderen Falle nicht zwingend war.
Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten nämlich wäre man wohl
doch-zum Ziele gekommen, wenn man die baulichen Arbeiten
mit größter Intensität gefördert hätte, statt ste endlos lang hin-
Mschleppsn, und dann — wie konnte und kann je Sparzwang
zm Begründung und Verteidigung eines künstlerisch nicht ganz
vollwertigen Bauwerks genügen? Eines.Bauwerks zumal, das
sich an. einer Stätte von histmüschsr Bedeutung erhebt und auf,
Jahrhunderte hinaus LmftreM Stadtbild seinen Stempel aus
drücken soll?
Der vor über zwei Fahren in behördlichen Amtsstuben aus-!
geheckte Plan, die Brücke zum Teil in Eisen auszu-
führen, wurde zum Glück gleich im Keim erstickt. Im Juli des
vorigen Jahres erfuhr man dann, daß das Tiefbauamt ver-;
schiedene neue Sparprojekte -erwäge. Drei Möglichkeiten
wurden von ihm ins Auge gefaßt. Einmal dachte es an eins
VerschmäLerung des BrückenquerschniLLs, eine Vereinfachung der
Pfeileworköpfe usw.; zum andern schlug es vor, die in der
Breite dM 19 Metern projektierte Brücke zunächst nur in der
geringeren Breite von 14 Metern zu errichten, und schließlich -
regte es die Schaffung eines weiteren Provisoriums in Gestalt
einer Fußgängerbrücke von etwa 6 Metern Nutzbreite an. Das
alles, ohne die Architekten Heberer und v. Hoven als die doch
eigentlich Berufenen von diesen Planungen überhaupt in Kennt
nis zu setzen. Wir schrieben damals (vergb Stadt-Matt vom
18. Juli 1923): „Es zeugt von einer nur schwer faßlichen
Verkennung des künstlerischen Schaffens, wenn man dem Archi
tekten die Führung zu entreißen und- ihn Zum Handlanger des
Statikers zu machen sucht, während doch gerade umgekehrt der
Techniker seinen Ehrgeiz dar-rinfttzen sollte, den Intentionen
des Architekten möglichst getreu Folge Zu leisten. Welche Motive
das Tiefbauamt dazu bestimmlm, immdroelche Pffwe ohne
Hinzuziehung der Architekten ausZuarb^ wissen wir nicht;
sicher ist nur, daß damit der Sache nicht gedient wird, und,
nebenbei bemerkt, durch solche ProMftrunK auch Summen
verschlungen werden, die vermutlich Zweckmäßiger Zu verwenden
gewesen wären." ,
Mit dem Einsturz der Notbrücke ist der Brückenbau aus der
Zeit der Vorprojekte und ProvisoMw^
Ja, wenn die Patin nicht wäre und ihr seltsamer Diener, der
Äfft Ion! Ach, diese Patin, ste gleicht v. Korss ferner Base, von
der Morgenstern fingt, jener Zauberin aus Odelidelase, „die aus
Kräuterschaum Plansten blaset Planeten aus Kräuterschaum:
Frida Richard als Patin blast sie schelmisch und wundersam.
Sie haust im alten Turin beim Friedhof, und wenn ste Harmonium
spielt, schaut Aschenputtel ihren Prinzen, wenn sie das Däumchen
anhaucht, schüttelt es sich und üb-erwirft AschrnMttel mit einem
Silbergewand, wenn sie dem Prinzen dft SpielVarten nimmt und
wieder zeigt, erkennt er Mf ihnen Aschenputtel auch im Alltags»
kleid, wenn ste aus ihren ZauÄerspiegel schlagt, macht ste die Ranke
der gössen Her" (Gertrud Eysoldt) zunichte, und wA sie einen
der Gegenspieler fortschasftn, so sperrt .sie ihn einfach in ein
Einmachglas. Sie ist das gute Prinzip in dieser verworrenen
Welt, und Wunder über Wunder: st- stellt alles wirklich an seinen.
rechten Platz. Die stiefmütterliche Torheit erntet zuletzt verdiente
Sckande, und der Prinz findet am Ende dir Füße, die M den
verlorenen Schuhen gehören, und wenn Aschenputtel und er nicht
gestorben sind, so leben ste gewiß auch heute noch.
Das Ganze ist eine Filmlsistung ersten Ranges,
die das Mürcken nicht realistisch umdmtet, sondern viel eher um
gekehrt das Wirkliche in den Bereich des Märchens einbezieht.
Manche Szenen (etwa die Es dem Kirchhof) prägen sich ihrer ge
stalteten Phantast!? wegen dauernd ein, und mögen die Kinder
sich nur an dem Manchmfpiel entzücken, so spüren die Erwachsene
wohl auch die leift Ironie, die das Spiel nochmals mit einer
Klammer versiebt. Man wird den Wunsch nicht los, von Dr.
Berge? noch andere MLvchmstücke W sehen: Hauffs „Zwerg Nase"
1 B. würde sich gewiß vortrefflich für dft FAmbeartzeitung eig
nen. Ms von Guido Vagier zusammen gestellte Musikluglei tun
die unter Anderem Hahdn und Mozart mitverwertet,, trägt übrigens
viel Mr Msamtwirkung bei. ' rLe.
antwortung tragt. Das verstieße jedoch wider das demokratische
Grundprinzip der Weimarer Verfassung und wäre einem unge
heuren Rückschritt gleich zu erachten.
Schlimmer noch ist die zweite Forderung der bayrischen Denk
schrift, die durchsetzen möchte, daß jedes Land seine Verfassung
selber wählen darf. In Bayern lieft das auf Wiederein
führung der Monarchie sowie des Zweikammer
Systems und ein in jeder Hinsicht verschlechtertes Wahlrecht
hinaus. Um diese Verfassungsänderung in Bayern selber zu er
wirken, hat die Bayrische Volkspartei ihren bekannten Jmtiativ-
Antrag eingebracht, der das ersehnte Ziel durch Referendum und
Zweidrittel-MshrW erreichen will. Der Antrag sowohl Wie die
Denkschrift bedeuten aber einen glatten V ersass ungs-
tzruch, und wenn der Reichskanzler jüngst erklärt hat, daß er sich
i über bis sachliche Haltung der Denkschrift freue, so' wäre es nicht
; minder Pflicht der Reichsregierung gewesen, die bayrische Regie-
frung dararrf aufmerksam zu machen, wie gänzlich unverantwortlich
im gegenwärtigen Zeitpunkt Anträge auf Verfassungsänderung
sind. Ihre Folge ist nur die Gefährd u.n g der Reichsein-
h e it, die wir als letztes Gut aus dem Zusammenbruch gerettet
- haben. Zudrm: selbst wenn sich in Barern eine Mehrheit für
die Nestituierung der Monarchie ergäbe, so stünden sich doch in
allen Einzelfmgen — der neunte November hat es gezeigt — die
weiß-blmre und die schwa^-wLiß-roLs Richtung unversöhnlich
gegenüber Md die Klrfft zwischen Gruppen und Parteim würde
- nur noch mehr aufgrMen. *
In seinen weiteren Darlegungen erörterte der Redner den
übertriebenen Zentralismus, gegen den sich die bayrischen
Anträge ebenfalls wenden. An einigen dem Gebiete der Steuer-
und Schulgefttzgebung entnommenen Beispielen zeigte er, wie ver
hängnisvoll der Unitarismus gewirkt habe: freilich nicht der Zen
tralismus des Reichs allein, sondern gleich sehr der der Länder.
Er bezeichnete es vor allem als notwendig, den Gemeinden
ihre alte Selbständigkeit wieder zurückzuaeLen und die Entscheidung
über kulturelle und religiöse Fragen in weitgehendem Maße.den
einzelnen Ländern selber Zu überlassen. Aber das alles ist ohne
Verfassungsänderung möglich, es ist zum größten Teil Sache der
AusWrungstzestimmuugen. Nie und nimmer dürfen die auf ver-
VKftWWSkSNpf «O MchsMHM.
FrEhrrt, 21. Januar.
Ftt' Ämr vsm ReyLblikanischen Reichsbund
edcherufenen VechMNÄMH rochnete heute abend der Nürn
berger ObeMM-ermeffter Dr. Luppe rmt den verschiedenen
Besuchen ab, dÄ Mr AM auf eme AenderuM der Weimarer
Verfassung - abzielen.
Zunächst wMdte sich her lebhaft begrüßte Redner entschieden
gegen die Deutsch r ist Bayerns an die Reichsregierung,
deren Hauptforderungen, wie er nachwies, ganz dazu angetan sind,
die Verfassung in ihren Grundvesten zu erschüttern. Wenn die
bayrische Regierung in dieser Denkschrift völlige Wiederherstellung
des Bundesrats verlangt, so heißt das nichts anderes, als
daß für Gesetzgebung und Gesetz ssausführung wieder eins Stelle
geschaffen werden soll, die dem Reichstag gegenüber keinerlei Ver
nTä w ßch jetzt alle Parteien gegen seinen Fortbestand
Zum Schlüsse ermähnte der durch langanhaliefidm Beifall
bedankte Redner zur einmütigen Bekämpfung aller Versuche einer
MUirdleAenLen VeMssungMaderunH, da durch Mißachtung der
Weimarer Verfassung die Einheit und Festigkeit des Reiches
aufs schwerste gefähichet werde. ' ' -
Der Diskussion Mb das gewohnte-Auftreten der Kom
munisten Richtung und Tam Ihrem Hauptredner- Staora.
Lang, der sich kurioserweift als „kmrnmmistisch-en Republikaner"
bezeichnete, wmde von verschiedenen Seiten, besonders vm
Reichstagsadg., H ütt m a n n und von DtS Luppe in seinem
Schlußwort zu Gemüte geführt, daß die Weimarer Verfassung
trotz mancher ManMl mifrecht erhalten und verteidigt werden
müsse, wenn man nicht jenen Elementen Zum Sieg verhelfen
wolle, die danach strebten, mit der Republik alle Freiheiten'des
Volkes Zu begraben. Bisher allerdings seien es gerade die Kom-
rmmisten tM>sftn, die der Reaktion die wirksamsten Vorspann
dienste leisteten.
Schließlich nahm die Versammlung eine Resolution an,
in -der mr Äs auf dem Boden der republikanischen' StaatswMr
stehenden Vertreter des deutschen Volkes im Reichstage die
dringende Mahnung gerichtet wird: Die Reichsverfassung gcMN
die MrLikularistischen Bestrebr.mgcn, deren Verwirklichnr:g die
Zerschlagung des Reiches bedeuten würden, zu schützen, die Ver
ordnung des Reichspräsidenten vom W. September 1923, nach
dem Ne vollziehend Gewalt auf den Reichswehnnimsftr über?
tragen K, sofort mrsWheben und den Ausnahmezustand M be-
! seittgsn, sowie in Bayers' THMiMM und Sachsen pelftssnn^-
j nmßiM Zustände herZustellen.