Mus ArchiiekLurzertschrifL^ „WasmuthsMo-
kaLsbefLe für Baukunst" führen in dem ersten Doppelheft
ihres neuen Jahrgangs holländische Baukunst der Gegenwart
vor. Außer etlichen Arbeiten von Verlage, des ersten Erneue
rers der holländischen Architektur, werdm Schöpfungen von
Oud, Lauweriks, van t'Hoff, Margarets Kroph oller
usw. gezeigt. Alle dieft modernen holländischen Architektm ringen
-nach nsuzütlichcn Formen, und w nn auch manche ihrer Werke
in dem Streben nach schmucklose? geometrischer Strenge nicht selten
zum Widerspruch reizen, so fesseln und erfreuen sie doch sämtlich
durch ihre Sachlichkeit und innere Aufrichtigkeit Adolf Behne
bat die Abbildungen mit einem vwständnisvollen Geleitwort ver
sehen. — Die Halbmonatsschrift „S t a d t b a u ku n st" wirkt
church ihr reiches Programm anregend. In ihren letzten Heften
Erachte sie u. a- gute Beispiels für Kriegerehrungen sowie ein
LurmhausprojeLt für Jerusalem, das neben anderen Funktionen vor
allem die eines Wafferlurms erfüllen soll. Ferner hat sie mit der
Ausgabe von Sonderheften begonnen, deren erstes in einer von
Dr. mg. O. Schubert getroffenen Auswahl Entwürfe Zum
Wettbewerb um das Deutsch -Hygiene-Museum in Dresden
enthält. — Die Wiener Zeitschrift „Bau und Wohnungs»
tun st", die trotz der Ungunst der Verhältnisse in guter Ausstattung
'erscheint, pflegt außer Architektur und Kunftgswerbs auch Plastik,
Malerei und die angewandt n Künste. In dem ersten Heft ihres
38. Jahrgangs gelangen graziöse Inneneinrichtungen des Wieners
Hans Hloucal und Tänzerinnen-SLudisn Max Polla? s Zur
Darbietung, zarte Radierungen, in denen sich dieser Künstler als
-Kennerches Skasamen weiblichen Korpus erweist.
--- Theater und Mittelstand. Eine Mitgliederversammlung des
für Theater und Musikkultur nahm fol
gende Entschllevuna an: .Die Versammlung gibt ihrem lebhaften
gewordene Relation zwischen der Individualität des Künstlers und
seinen Gegenständen" ist- Indem dcr Schauspieler aber den ihm
gegebemn Stoff ganz einschmilzt in das Wesen scmcr eigenen Per
sönlichkeit, genügt er eben damit auch am besten den Ansprüchen, die
von der Dichtung aus an ihn ergehen. Seine Kunst erfüllt mit
einer Formgestaltung das Gesetz der Sache und das Gesetz der
Person und ist so das vielleicht radikalste Beispiel dessen, was für
bde Kunst überhaupt gilt.
Durch diese und ähnliche Bestimmungen gelingt es Simmel, das
eigentümliche Wesen schauspielerischer Leistung herauszuarbeiten
und klarzulegen, welches ihre Beziehungen Zu dem Bühnenstück
sowohl wie zu der Individualität dcs Schauspielers selber sind,
welches Verhältnis das in ihr eingefangene Leben zu dem Muß
der LebentwirklichkLit hat usw Da das Denken Simmcls überall
bei dem Begriff des wertindifferenten Lebens anhcbt, bleibt ihm
die Erlangung von Wertmaßstäöcn natürlich auch aus dem Gebiet
der Aesthetik versagt. Wnm also Simmcl etwa unsinnige und un
befriedigende schauspielerische Auffassungen einer Rolle dadurch er
klären will, daß er in solchen Fällen das Vorhandensein einer
Relation Zwischen Schauspieler und Rolle vermißt, so sucht er mit
dieser Behauptung nur um eine W<rtung herumZukommm, ohne
doch sein Ziel wirklich Zu erreichen; denn ob eine derartige Relation
besteht oder nicht, kann ja erst auf Grund vorangcgamMen Wert
urteils entschieden werden. Wie immer bei Simmel fehlt es
übrigens nicht an feinen Psychologischen Bemerkungen, von denen
hier die eine verzeichnet werden mag, daß der schlechte Schauspieler
nur auf die „dankbaren" Momente hm spielt und lange Streck» n da
zwischen vernachlässigt, während der künstlerische kraft der Stetig
keit seimr Darstellung jeden Moment mit der Ganzheit seines We
sens erfüllt. Dr. S. Kracauer.
Auch ist lebhaft Klage darüber zu führen, daß die in Betracht
kommenden Behörden Sei der Vergebung von Vereinsvorstellungen
einzelnen organisierten Schichten der Frankfurter Bürger
schaff bevorzugte Preise und Steuerfreiheit ge
wahren und damit unter den Theaterbesuchern eine soziale und be-
rufsständischs Sondergruppierung fördern, die auf die Dauer dem
kulmrellm Leben unserer Stadt nur Schaden bringen kann. Einen
großen Teil der Schuld an diesen Mßständen muß die Versamm
lung dem städtischen Theateroezernenten zusprechen,
der im Gegensatz zu seiner im Vorjahr ausdrücklich erteilten Zu-
Wge im Stadtverordnetenhaus, eine Frankfurter Thsatergemeinde
zu unterstützen, nicht nur keinerlei fördernde Schritte zur Erreichung
orefeS Zieles unternommen hat, sondern sogar sichtbare Abneigung
gegen das Zustandekommen ei..er derartigen Bewegung zeigte. Die
Frankfurter Bürgerschaft und ihre Vertreter im Stadtversrdneten-
hauS werden daher dringend aufgefordert, diesen offensichtlichen
Mitzständen größere Aufmerksamkeit wie seither zu schenken, da die
bemängelten Erscheinungen geeignet sind, das theaterliebende
Publikum zu verärgem und mehr noch wie seither vom Besuch der
städtischen Theater fernzuhalten/
D?" K u n^ff^A-daaMe L Lutz, Stuttgart, sind zwei Heft-
KMMKKK
KrmMmLer AngelegenHeiter
Ausstellung MmdmkuRde.
In der Universität Zimmer 118, wurde gestern und wird
heute, Samstag, von 9 bis 1 und von 2 bis. 6 Uhr, eins von Dr.'
von Gerhardt verunstaltete Ausstellung gezeigt, die den«
heutigen Stand der Blindenfürsorge veranschaulichen soll. In
einem Raume ist dort alles vereint, was menschliche Erfindung-'
kraft an Berftändigungs- und Bildungsmirreln für die Blinden
geschaffen hat und was von den Blinden selber mit Hilfe dieser-
Mittel geleistet wird. Am wichtigsten sind naturgemäß die Ap
parate und Borrichtungen, die dem Erblindeten das Schei
den ermöglichen. Auf besonders konstruierten Schrifttafeln
kann er mit Leichtigkeit erhabene Buchstaben in Blindenschrift
einpunktieren, ein Apparat für Stachelschrift dient feinern Ber-
! kehr mit Sehenden, eine Tafel von anderem Typus, mit fester
Lineatur, gestattet dem Kriegsblinden so Zu schreiben, wie er
es in sehendem Zustand gewohnt war. Zum schnelleren Schrei
ben werden Schreibmaschinen verwandt; so die Picht- Maschine,
deren sechs Tasten alle Buchstaben in Punktschrift erzeugen, und
vor allem die sinnreich erfundene Litania - Maschine, die mir
einem fortlaufenden Papierstreifen versehen und zur Aufnahme
von Stenogrammen bestimmt ist. Wo es sich übrigens um den
Verkehr mit Sehenden handelt, benutzt Der Blinde in der Reael
wie jeder andere dre gewöhnliche Schreibmaschine, Auch ein
Apparat für die Verständigung Zwischen Taubblinden ist ausge
stellt, den eine selber Laubblinde Dame erfunden hat. Bei den
Bildungsmitteln verführt man überall nach dem Prin
zip, die zu zeigenden Gegenstände plastisch hervortreten Zu
lassen. Durch Relieflandkarten etwa oder durch Reliefbilder für
den Naturgeschichtsunterricht usw ist dafür gesorgsi daß auch die
Blinden eine möglichst sinnliche Vorstellung von dem Gestalten-
reichtum der uns umgebenden Erscheinungswelt er
halten. Besonders zweckmäßig ist wohl "der soge
nannte Nürnberger Z eichen apparat konstruiert,
ver in Dem MaLhematikunterricht Verwendung findet.
Statt der Bleistiftlinien zieht der Schüler Linien mit
Lachsfaden, deren Fühlbarkeit ihn Zu dem Verständnis der gw-
metrischen Gebilde hinleitet. Daß es eine plastische Noten*-
chrifr und alle möglichen Brcrt- und Kartenspiele eigens firr
Slinde gibt, versteht sich wohl von selber. Die Leistungen der
Blinden grenzen oft aus Unglaubliche. Die Siemens-
SchuckerL -Werke haben zur AuAAAmg Photographien ge-
andt, die Blinde an den Maschinen bei der Arbeit zeMN. Un-
isr den Handarbeiten fallt vor allem eine gehäkelte Bluse
ruf, deren Ausführung so vollendet ist, daß man nicht genug
Üe GeschicklichkeiL und Konzentrationskraft ihrer Verfertigerin^
lewundern kann. Daneben findet man Besen, Bürsten, Flecht-
verk, Christbaumschmuck usw., jedes Stück mit große? Sorgfalt
gearbeitet.
Die Ausstellung erweckt den Eindruck, daß alles geschieht-
um das beklagenswerte Los der Minden zu erleichtern und sts
an unserer Welt Teil haben zu lassen. Freilich, die Kosten
selbst der einfachsten Apparats sind mittlerweile fs gestiegen,
oatz sie immer schwerer erschwinglich werden. So ist der Preis
für eine Schreibtafel, die früher 12 Mk. kostete, heute auf
140 Mk. gestiegen. Zu den wichtigsten Verpflichtungen der All
gemeinheit wird es sicherlich gehören, die Blindenfür
sorge auch in materielle? Hinsicht zu unterstützen, da sonst die
Blinden nach und nach der Hilfsmittel beraubt werden, die
ihnen zum Verkehr untereinander und zur Aufrechterhaltung
der Verbindung mit der Welt der Seherrden und ihren Kultur
gütern dienen. .___s,