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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

XI 
die Ohren verstopfte. 
Kr. 
NE -DOMEN 
Dis Froado am ZeNonsn msusebUebsu Lärpor ^vLKt! 
§iob in der Lpoebo de6 Lrorts Immsr unvorbMtor 
bervor. Ubvtbmisebs i^vmaastL bat Lalsobs krüdorls 
üder^Qäsv. und iedormovn übt sied darin. an den 
ebonmLLMn Lorpororo Portionen ein rsin ästbstisobes 
WoblLotallon 2U 00261^62. Das ^Lrs in Ordnung, 
^622 di6 80 OösiuntSU nicbt Immor nieder — ^vobl 
auk 6-runä irgend einer Lcbopenbauerseben ^estbe- 
tib — Lmcstllob versieborten, dall ibrs UnbelanKen- 
beit, durcbaus unerotrsob smmomt soü Um so sobliM- 
mor — dark mit Usebt einLov/andt werden. Vielleiobt 
sind sis nirblieb erotiseb unmtsrsssiert bei der Lo> 
traebtun« eines sebonen ^btes: aber ist 6er OsKen- 
ZLt2 von Iiüsternbeil die Vor^Iöledsüllmun^, ja die 
be nullte ^ussebaltunL des Lrotlseben? Äan nird äsn 
Vordaebt mcdt ios, dall (liess ^bsstbetib 62s Oebirn 
nur daram bastrierb Tm. anderen Orts eins deckn 
unbslanMners Lrotib 22 ermösUeben... 
Uns liefen 2nei ^Verbe vor, deren Linlübrun^sn 
üdereinstLmmHuä eMären, dall aUe aueb mir Lm ^e- 
rin^sten srotisob anmutenden ^ulnabmen kern^ebalren 
eeiem ^um (fllüeb straken diese die sebleebte Ibeorw 
I^en, die das Kroüscbe mit dem Krod Lexusilen ver« 
neobselt und unter dem Lünstleiäsoben eins niobts- 
süßende Ikoinbeir wlllverstebt. Oenill, die DarsteHuns 
edler ^aebtbsit soll die UeBerds nlcbt necLsn. ^dsr 
nur denn, nenn das Frotisebs mitLSLedeu ist, nird 
die reine Form LrausuLrent; unterdrückt mau es da- 
oewn LsHisseutlied, so bleibt stiem die leere Form 
^rrüeb, eine Obstruktion, deren linsebuld nlebt eben 
scbner ins Oeniebt källt. vaü der ^EunL vom kal- 
seben tbeoretiseben ^.nsatr LSiübrlieb ist, beweist 
Em Seefilm- Die .S a a l b u r g - LichLspi e l s zeigen ! 
einen- schwedischen Film: „F e u e r an B 0 r'd", eine lang 
gedehnte Erzählung, wie man früher sie liebte. Es kommen Kapi- 
1 töne, Steuermänner und Schmuggelei darin vor; verbunden mit 
Eifersucht und Lokalkolorit entsteht daraus die schleichende Hand 
lung. Alles ohne Aktualität, sei denn für die Bevölkerung von 
Küstenstrichen,, die dergleichen um sich sieht. Au st Schritt und Tritt 
ist zu spüren, daß es hier nichr primär um einen Film, sondern 
um eine altmodische Buchnovelle geht, die illustriert erscheint. 
Die Begründungen sind zu umständlichst die Geschehnisse zu inner 
lich und privat. Der, Film aber verlangt Oberfläche, drastische 
Situationen, die sich im Optischen erschöpfen, und schleunigen 
Fortgang.. Diese schwedische Leistung steht hinter den heute schon 
vielfach verwirklichten Forderungen weit zurück, ihre Ereignisse 
sind gleichsam unter der Zeitlupe ausgenommen und vermögen 
darum Nicht eben zu interessieren. — Ungleich wirksamer ist die 
amerikanische Groteske: „Iimmy imExpre ß". eine Improvi 
sation, die Kollisionen mit den Dingen und Verfolgungen im Ex- 
preßzugs-rmpo bringt. Eine Welt der Oberfläche ist hier gegeben, 
die das schwierige VerM des Menschen zu den Dingen komisch 
aufzeigt. Man muß den Amerikanern dankbar se^ sie diese 
dem Mm zubestimmte Sphäre für ihn erobert haben. Auch die 
putsche FilmproduMon^ inzwischen ähnlich filmgemäße Lew 
stungen hervorgebracht. Sie vor allem sollte man verführen; man 
wird dann auch das Publikum finden.. ' . Es. 
Au dem Golf vou Neapel, mitten in der „Unschuld des 
Südens", liegt ^orreut. Es ist hier so unschuldig nicht, wie 
Nietzsche meinte, aber umso südlicher dafür: verführerischer Farben- 
glauz und eine heitere Oberfläche, hinter der es bedrohlich brütet. 
Bei der Ueberfahrt von Neapel kaun mau die Tücken des Meeres 
erproben; reißt es der Zcrrowo nicht auf, so ist es gewiß von 
unten bewegt. Auch die Haifische bummeln in den blauen 
Gewässern. Der Blick umspannt von Sorrent das Rund des 
Golfes. Unermeßlich die Fülle des Lichts und die gerade noch 
faßbare Weite des Horizonts. Eine Natur mit klaren Umrissen 
und so ganz gegenwärtig, daß sie der Sehnsucht keinen Raum läßt, 
sondern das Leben in den Augenblick bannt. Jeder Augenblick ist 
von dem folgenden verschieden. Die Helle, die den Himmel und 
das Meer beherrscht, begrenzt und löst immer neu, ohne Uebergang, 
ohne Vermittlung. Aus dem Tag, nicht aus der Dämmerung fällt 
die Nacht herein. Der geschwungene Küstenstrich wird in ihr eine 
einzige Lichtlinie, die sich zur glimmenden Fläche bei Neapel dehnt 
und als feiner Strich die Cookbahn auf den Vesuv markiert. Alles 
geschieht plötzlich und vollkommen. Es bedarf der Zeit, um die 
mannigfachen Aspekte ausznkosten. Man muß die langen Vor 
mittage baden und am Strand liegen, sonst erfährt man nicht die 
bestimmende Gewalt des Meeres. Man muß die weiße Landstraße 
begehen und im Auto befahren, die über Posrtano nach Amalfi 
führt, sonst wird man die vielen Schluchten und Einschnitte nicht 
gewahr, aus denen die Konturen sich bilden und ihr stets wandel 
bares Leben empfangen. Man muß sich in den Häusergekrösen 
verirren, da man anders ihr schwammartiges Ineinander nicht 
spürt. Sie haben ihre Geschichte, jeder Fleck hat hie seine. Römer, 
Griechen, Normannen und Sarazenen^haben auf diesem Boden 
Blut vergossen und Friedenskünste geübt. Was sie getan und 
gewesen sind, ist nicht nur in Trümmern versiegelt. Es äußert sich 
in den Qualitäten der Natur, lebt in der Sprache fort, prägt 
die Physiognomien und hie Haltung noch immer. Mitunter bricht 
es heraus als heidnisches Unwesen; als Sinn für die Oberfläche 
und das strahlende Außen ist es stets vorhanden. Illuminationen 
und laute Festlichkeiten sind die Regel, alle Feiertage werden 
verwertet. Der Fremde aber, der dieses Leben mitleöt, mag auf 
der Hut sein, daß er sich nicht berücken lasse. Nahe bei Sorrent 
liegen die Sireneninseln, in deren Umkreis selbst Odyffsus sich 
Eishockey im Sportpalast. 
Berlin, Anfang Januar. 
Die Eisfläche ist spiegelglatt und von einem unirdischen Glanz, 
wie nur Kältemaschinen ihn erzeugen. Grenzenlos dehnt sich ihr 
Oval. Rund um sie schichten sich Ränge an, über denen Galerien 
schweben, die in den Himmel.wallen, der eine rötliche Wölbung 
ist. Ränge und Galerien sind eingefrorene Auswandererscküfse mit 
achttausend Passagieren an Bord. Sie hängen über drs Fallreeps, 
stauen sich an den Geländern, recken sich auf den Tischen und 
Stühlen. Harmonien dieser Sphären, von einem Orchester im Welt 
raum geliefert, toben sich aus. 
Die Achttausend blicken auf die Eisfläche, die trotz der Hitze un 
gerührt glänzt. Was hat sie hergetrieben? Was sie bewogen, sich als 
Riesenschlangen vor den Villettschaltern lPtge Stunden zu 
krümmen? 
Ein Nichts. Ein einziges schwarzes Scheibchen, ein abstraktes 
Etwas ohne jede innere Bedeutung. Es könnte der Knopf eines ab 
geschabten Mantels sein, den man demnächst verschenkt. Der Verlust 
des Knopfes hätte keinerlei Folgen. 
Wer vermochte ein Nichts achttausend Menschen zu bannen? 
Es muß ein Zauber sein, ein böser oder ein guter, man weiß 
es nicht. Tatsache ist: kaum wird das Scheibchen behutsam auf die 
Eisfläche gesetzt, so ertönt ein Pfeifen, und zwei Parteien streiten 
sich um seinen Besitz. Sie tragen der Kälte wegen bunte Sweaters 
und suchen mit seltsam geformten Stöcken das unscheinbare Ding 
zu erjagen. Aus Gründen der Schnelligkeit haben sie Schlittschuhs 
angeschnallt; auf einer Wiese ginge es leichter. 
Die Achttausend sind von der Kampfwm gepackt. Sie empfinden 
so wenig Mitleid mit dem Scheibchen, als sei es ein Stier. Dabei 
ist das Scheibchen viel zarter, ein Däumling, in seiner Winzigkeit 
kläglich. Seine Bemühungen, sich dem Kesseltreiben M entziehen, 
sind vergebens. Ob es sich, seine Kleinheit nutzend, unsichtbar 
macht, ob es mit einem Satz durch den Aether fliegt — die Weiß 
roten und die Schwarzweißen sind unerbittlich hinter ihm. her. 
Die Achttausend jubeln: es ist eingefangen- Gefangen in 
einem der beiden mächtigen Tore, ihm Zum Gefängnis bestimmt. 
Das Schicksal hat es gewollt; der Sachverhalt wird aufgeklärt 
werden. Man wird ihm nun seine Ruhe lassen, es zähmten viel 
leicht. 
Schlimmeres begibt sich. Fm Ueber euer der .Rümpfenden setzen 
die Peiniger das Scheibchen von neuem inmitten der glänzenden. 
Leere aus. Achttausend Augenpaare sind auf das Ding gerichtet, 
G möchte vergehen vor Scham. Schläge und Gegenschlägo wieder 
holen sich, die Katzen spielen mit der Maus. Geschrei auf den 
Galerien, die Ränge schwanken, der Himmel stürzt ein. 
Warum die Erregung? Wo doch nachgerade die Gewißheit 
sich befestigt, daß das Scheibchen kein Zauber ist, weder ein guter 
noch ein böser. Es hatte sonst die Achttausend geneckt, WLrrsal 
zwischen den Parteien gestiftet und zuletzt, sich heiter von bannen 
getrollt. Nein, ein Kobold kann es nicht sein, seine Ohnmacht 
liegt an dem Tag. 
Wenn es aber nur ein abstraktes Etwas ohne jede innere Be 
deutung ist: was in aller Welt haben die Weißroten und die 
Schwarzweißen mit ihm zu schaffen? Noch dazu auf einer Kunst 
eisbahn, die fo viele unnötige Schwierigkeiten bereitet? Von den 
Achttausend zu schweigen, die an der Fahrt nicht' einmal unmittel 
bar beteiligt sind. Geschieht das alles, weil Sonntag ist und an 
einem Sonntag etwas geschehen muß? Niemand weiß es. Die 
Harmonien dieser Sphären tönen fort und fort. 
Gesellsck-stedrama. Das in den Alemannia« 
L1ÄNpr e l e n gezeigte ^ilmstück: »Der BastarP" ''sr E 
tener Romanhandlungen, die einem etwa während der WsenbabM 
fahrt dre Zeit vertreiben Man verfolgt sie ohne sonderliche 
Spannung, b.elbt "Ar immerhin gespannt genug, ,yn das Buch 
zu lesen. Es appelliert an die Muttergefühle. Eine Mutter ist 
öem B-uer ibres Kindes verschrieben, der sie betrügt, während ei» 
lw lrebt. Nun verliert sie das Kind bei einem" Schiffs- 
^d'Und die Spannung empfängt ihre Nahrung hauvtkgcblick aus 
: Fdes «Michens und endlichen Findens. Eins Nntcr- 
wird gut gespielt, soaar daS 
Epische ist durch cmen Chinesen vertreten und im Lünterarunk 
leuchtet der Eiffelturm, Erich Kaiser-Tietz 
L d c u hrcw h agc w h i l t in tt g mv i o t n R eM iz an d n i e i S n kÄ seaine d rer G G emeei f n L heit die ^acobint 
gut. — L-as Veiprogrmmn bringt eine Er"-GrotE mnüiant 
-me immer, wenn man Harald Llohd in WMnden ZL 
- VL03-.
	        
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