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über äsn 8eb^Lr2sn uuä V/siLsn, äsr vlebtsr lisdt
äis Uit^s, aued ssins Nsnssdsn sinä beiü. l^r dsä^rt
äsr sxotissbso I^amässbsckt nur, um ssins Oesebönks
LUS äsr Civilisation voraus xustsllsn uuä sis 3,1s
i^atur^vsssu 2U 2SiMQ; uisbt um 6s 3 Lxotisehsu
ss^dsr ^su. lu äsr ^ropsu^ut ottsudart sied äsm
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vsu äsutsedsn Missionar triumndisrsn lallt; äsr näm-
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Mit arimmiMM Uumor uuä dort ^u^rsilsnäsr 8praeds
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süedti^, lüMsrised uuä siuä im Orunä präedtiZs
Lsrls, unvsrdilästs dlaturnroäudts aus äsn Osedun-
wlMMnäsn. an äsusu man niedts änäsrn soll. Nit
idnen srstsdt äis idanäsedatt. äsr sis ent^vaedssn;
! sius Ilsdsrseä^smmuu^ ist dsrrlied Msediläsrt. 8sins
unMdroedsnsn männdedsn Instinkts küdrsn äsu vied-
tsr von ss'dsr 2ur naiven Verdsrrlieduns; äss Em
pire uuä äsr luMuäsu äss en^iseden Nitttars. ^dsr
sr suedt äa« Usläentum sdsr bei äsu (Gemeinen als
dsi äsn Okkizim'su uuä dat Usrr Müus. äis vaZa-
bunäendakten ^.nasdöri^^n äsr unteren Volks sein eil
ten mit Olan2 2u üdersodütten. ra.
Sonntag Morgen.
Von L LL«».
Wundervoll gekleidete Herrschaften promenieren am Sonntag
Morgen- zum 8013 immer auf der einen Seite der Avenue, so
verlangt es der Brauch. Warum es ein Brauch ist, wissen sie nicht.
Während sie gruppenweise hinschlendern, betrachten sie sich und
flirten ein wenig, wohlerzogen wie auf Porz-ellantellern. Ueber
die Bräuche nachzudenken, wäre ihnen zu beschwerlich. Winzige
Herrchen und Dämchen schreiten würdig im Zug, Kinder ohne
Zweifel. Sie sind in Pelzmänteln und Galoschen geboren, niemals
werden sie schmutzig. Die Rasenflächen leuchten grün, und daher-
geritten kommt ein General aus der Schulgrammatik, wo er das
Subjekt in Hauptsätzen ist, -ein stolzer General mit seinem Fräulein
Tochter. Er verschmäht es, um sich zu blicken, die Welt ist in
Ordnung.
Es ist noch früh, vor Mittag. Neben die Straßen im Lors
hat der liebe Gott Gebüsche und Bäume gestellt und ihnen ein
besonders gesittetes Benehmen zur Pflicht gemacht, weil die b ste
Gesellschaft sich unter ihnen ergeht. Täglich werden sie frisch
gebürstet und zurechtgestutzt wie die Schoßhündchen in den Salons.
Der Lieblichkeit wegen sind auch Seen angebracht, die sich mit un
befangener Natürlichkeit Winden, längliche und runde, jür jeden
Geschmack. Die Ruderpärchen auf den Seen flüstern in
Alexandrinern. An den Ufern liegen entzückende Pavillons, in
denen berühmte Schauspielerinnen zu dejeunieren pflegen. Hinter
den Spiegelscheiben sieht man den General vor einem gedeckten
Tischchen sitzen, seine Tochter ist von Verehrern umringt. Draußen
schnauben ungeduldig die Rosse. Bald sprengt die Kavalkade
davon.
Ueber die Hauptalleen rollen elegante Autos, die sich ohne
Unterbrechung an dem schönen Morgen erfreuen. Sie kennen
einander und nicken sich Zu. Die Püppchen in ihren Fenstern sind
kleine Idole, die vor Unfällen schützen und die Insassen erheitern.
Wenn es den Alleen zu anstrengend ist, gradeaus zu laufen,
krümmen sie sich sanft. Das Naturempfinden der Limousinen ist
so fein ausgEldet, baß sie bei malerischen Punkten von selber
stoppen. Die Herrschaften steig-en aus und wandern auf ver
schlungenen Pfaden durch die Waldnischen, die für solche Aufent
halte vorgesehen sind; die Pfade leiten wieder zum Ausgangs
punkt hin. Nach dem Genuß der Wälder sinken die Herrschaften
befriedigt in die Polster Zurück.
Die Lichtungen sind als Tennisplätze und Rennbahnen aus
gebildet, auf Venen sich die große Welt in modischen Kostümen
Leugnet. Vornehm schlafen die Tribünen in den Morgen hinein,
sie empfangen erst später. Von jenseits der Seine glänzen weiße
Häuschen auf den Hügeln; die ganze Natur hier ist hochherrschaft
lich. Selbst ein Kammerdiener könnte sich ohne Anstand in ihr
bewegen.
Dem Lois entlang dehnen sich die Villen und Wohnpaläste.
Manche 'haben sich in Privatstraßen zurückgezogen, die nur mit
Ausweis benutzt werden dürfen. Das Personal hat seinen eigenen
Aufgang, man ist unter sich. Eine mVd abgetönte Ruhe herrscht
in dem Viertel. In der Palmenhalle eines Blumengeschäfts be
spricht die Frau des Generals Mit der schmucken Verkäuferin ein
Arrangement.
Um die Mittagsstunde kehren die Limousinen aus dem Dois
zu den Wohnpalästen zurück. Aus der einen Hüpfen leichtfüßig
zwei junge Mädchen in Kornblumenblau, die sich mit ihren Be
gleitern einem schmiedeeisernen Portal zuwenven. Wie hübsch
baß man im Grünen zusammen war, morgen abend trifft man sich
im Theater. Sie winken sich Abschied zu, und das eine Paar
fährt davon, nur wenige Schritte weit, zu einem der Nachbar
paläste. Vor allen Portalen halten die Autos, die gleichen, die im
8015 gehalten haben. Die Herrschaften sitzen oben, speisen und
plaudern gewählt. Sie werden dann etwas schlafen wollen. Der
General muß nicht um sich blicken, seine Tochter hat sich verlobt,
die Welt ist in Ordnung.
Der Schachspieler.
r*SOLL. Paris, im Januar.
Der französische Großfilm: „D e r Schachspieler" (1^
joueur ä eskecs), der Zur Zeit im Theater MELrivaux läuft, wrrd
Karriere machen. Er ist nach einem Roman von Henry Dupuy-
Mazuel in Szene gesetzt, der zu Ende des 18. Jahrhunderts in
Polen und Rußland spielt und eine Episode aus dem Kampf um
die polnische Unabhängigkeit mit vielen höfischen Jntrigen verziert.
Weder die historische Fabel noch die Großartigkeit der Hinter
gründe zeichnet diesen Film vor den deutschen der gleichen Gattung
aus; obwohl die Arrangements in brn Schlössern zu Warschau
und Petersburg mit kaum Zu überbietendem Geschick getrosten
sind und das Näherrücken von Reitermassen durch dre Wahl der
Blickpunkte und die Art der Bildfolg^e zu selten starker Wirkung
gelangt. Doch hat man ähnliches bereits gesehen. Was da
gegen hier wohl zum ersten Male auf der Leinwand dargestellt
wird, ist der Schrecken, den automatische Figuren ver
breiten.
Kein besseres Thema ließe sich für den Film ersinnen. Die
Automaten sind sichtbare Gegenstände, und klappt man sie auf,
so kann man in das Innere blicken, das bei den Menschen ver
schlossen ist. Nicht die Bewegungen nur, die sie vollführen, auch
die Gründe ihrer Bewegungen sind wahrnehmbar; denn an der
Stelle des Herzens haben sie Zahnräder und Spülen. Die mensch
lichen Entschlüsse mögen die Sphäre des Films durchbrechen, der
Automat geht bis zum Bodensatz seines Wesens in sie ein.
In dem „Schachspieler" ist eine der Hauptpersonen ein Baron,
den Charles Dullin, der Direktor des Montrnarrre-Theaters:
„O'^telier" mit dünnen Lippen und dem für die Zeit der Auf-
Närung bezeichnenden skeptischen Lächeln als einen ausgepichten
Sonderling vergegenwärtigt. Nicht ganz zu Unrecht, da der
Baron als würdiger Nachfahr Lamettries die Prunksäle seines
Hauses mit selbs^eschaffenen automatischen Personen angefüllt
Art. In die Mitte der kreisrunden Halle hat er sein eigenes
Ebenbild hingestellt. Beliebt er auf die verschiedenen Hebel zu
drücken, so erscheinen: ein Fräulein, das Mandoline spielt, ein
Mann, der mit dem Kopf wackelt, ein rührendes Familiensttlleben
und noch andere Scheinmenschen mehr. Sie wackeln, spielen,
schreiten im Sinne des Barons, und so vollkommen ist in diesen
Szenen der Film, daß man den Eindruck erhält, es seien du
menschlichen Darsteller des mechanischen Hausstandes in der Tat
Automaten, die ihrerseits wieder zu Menschen gediehen seien.
Das Aeußerste ist aber in den SchlußaufirMen erreicht. Ein
russischer Major dringt in das verlassene Haus, um irgendein
kostbares Dokument an sich zu reißen, dessen Aufbewahrungsort
er nicht kennt. Er gerät in die Halle und tastet die Hebel am
Schaltbrett ab. Dinge geschehen, die ihn verwirren. Die weißen
Tücher, unter denen die Automaten geborgen sind, schlagen Falten
und setzen sich iu Gang. Der Major Zerrt an den Tüchern:
freundlich lächelnd steht ihm der künstliche Baron gegenüber. Sein
Schöpfer und Doppelgänger hat Einbrüche vorausgesehen und sich
durch Mittel gegen sie zu schützen gewußt, die wirksamer, wenn
auch umständlicher als Alarmglocken sind. Während der Major
den Kopswackler mit dem Säbel guillotiniert, tritt er auf eine
Fußbodenplatte, die mit gottweiß welchem Uhrwerk verbunden
ist. Es öffnen sich ringsum die Türen. Aus allen Türen kommen
automatische Soldaten mit geschwungenem Degen hervor. Sie
rücken Schritt für Schritt auf die Mitte der Halle zu und kreisen
den Major völlig ein. Neben ihm der künstliche Baron fährt be
harrlich Zu lächeln fort und die Mandolinenspielerin Zirpt. Um
sonst versucht der Major dem Säbelgefuchtel zu entrinnen. Die
ausgeklügelte Fechtkunst der Homrnes rnLsbines ist größer als
die eines lebendigen Offiziers. Er bricht zusammen. Ueber die
Leiche senkt sich lächelnd der nun endlich aus den Fugen ge
gangene Baron.
In dieser Szene trifft der Film mit einer Wirklichkeit zu
sammen, die ganz die seine ist. Der Automat, den er umgreifen
kann, weil er ihm gleicht, besiegt hier den Menschen, und nichts
entzieht sich mehr der mechanischen Aeußerlichkeit. Das Umsicht- ,
bare wird durch die farbige Sichtbarkeit verneint, keine andere
Welt außer der den Linsen preisgegebenen scheint zu bestehen.
Die Gewalt der Dinge über den Zum Ding gewordenen Men
schen, die ein großes Thema der amerikanischen Filmgroteske ist,
hat sich in der Ungestalt der Automaten dämonisch personi
fiziert.
Bilder aus diesem Film wird „Das Illustrierte
Blatt" in seiner nächsten Nummer veröffentlichen.