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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.07/Klebemappe 1928 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Nerr* KpierLirK Lirrs sVenture). Koma«. 
U«L Lasrman. ^4^ dem ^merrLa- 
m'se/ren Äbertraserr Von UerENÜr Lrrr UMken. 
fKomane de^ ^ett.) R^iin. M. Lnaur ?iacLk. 
AL7 weiten. 6ed. 2.62. " 
Lastman. ein radikalsr amsrLanisodsr ^utor. 
sMIdsr^ In keinem stoWek intsrsssantan Roman 6ie 
Dntvieklun^ eines jungen Mannes vom Oossllsetiairs- 
menseiren und Gssebäktsbsrrir rum 8o2ialistsn. t-isr 
UM llo ist ein ^e^urar- dem ein wurnalisti- 
xedsr freund und RrauenMlnst in ^ev lorL 2U 
ras eilen DrkolMn verwelken. Dr vdrd von der exssn- 
triseken Narv LittridM begönnert, die er in der E- 
tunx andiedtst — ein postisedss LrmMw. aas rnm 
nooL anders Damen einträst. 2u der reinen koesis 
tritt die anM^vandte: do bad nLmiien den Manrsn- 
den LinkaU, den Lauskrauen Lakkss aus kriseNkS- 
rösteten Lodnen dured den Niledmann ruvrmAsn 211 
lassen. Die Intuition ^ird mit xroMapitalmtiSLNsr 
DnterstütLun^ vsinvlrlclieüb. aber ds sennapyr ab, 
noeb sbs er eins Grolls in ^allktrest worden ist. 
Der Grund ist seine 8vmpaMs kür dis ImLs Gs- 
^vsrksebakts-OrKLnisation der I. (Interna ¬ 
tional tVorld Yorkers), ^ueb der diesem Umsebla^ 
spielt kreilieli dis Doesis eins Rolls, denn ein revo 
lutionäres Nädeüsn liat es dem Heiden ssnr an^stan. 
^m SeliluK trennt er sieb naeb langem pudern 
endMtm von den UileLmännsrn und LakkssnLnd- 
lsrn, dis sieb damit trösten, dall er even doen sin 
Diebtsr sei. — Das Duck, das im Ädrigen selbst 
böebst undiebtsriseb ist, setrt einige d vnsn aus der 
amsribanisebsn Gossllsobakt vor, deren Rorträts los- 
kein. Da ist dis reiebs Llarv. dis aus einem un- 
durebdrin^iiebon Oemiseb von Snobismus und vdrL- 
lieber Xnteilnalims den Lorialismus betreibt und 
^Isieb^sltix: ibren Diebeslrummer/pkls^.. onns dall 
das Damenberr bräebe. Da ist vor allem ein 
^irtsebaktskapitan. der von der obsren Oren^e der 
DourMoisis aus den ökonomisebsn Apparat über- 
bliebt und unverblümt Kritik an ibm übt; ^vas ibn 
niebt bindert, alle Naebtebaneen erbarmungslos kür 
sieb ausLunut26n. Dall dis Rersonsn auk der Gegen 
seite sebsmatiseb geraten sind, mag auob an der 
8gebe liegen. Oan2 gut gelungen ist das 2vüsspäi- 
tige Verbalten des Del den. der sunäebst mebr aus 
Debensdrang und Abenteuerlust als aus eebter 
DeberLsugung ins andere Dager entgleitet. Dis 
Uandlung spielt vor dem Dintritt Amerikas in den 
Lrisg. Lr. 
Krbeiierkunff. 
LLr Paris, Ende September. 
Da DeNeviUoiss, die größte Pariser Arbeiter-Konsumgenossen 
schaft, hat zum ersten Male eine Ausstellung verunstaltet, in 
der hauptsächlich künstlerische und handwerkliche Leistungen von 
Arbeitern vereinigt sind (Uxposition proletarienne artisti^ue 
et artisanale). Das Gebäude dieser Genossenschaft, die sich sehr 
vielseitig sozial betärigt — sie unterhält unter anderem eine Art 
von Volkshochschule —, liegt mitten in der Vorstadt Belleville,: 
einer rein proletarischen Gegend. Dort steigt die von Bruant be 
sungene Straße Menilmontant an, dort schwellen die Hügel des 
Parks der Luttes-Ekaurnont über dis unfreundlichen Häuserblocks 
im Umkreis hinaus — liebenswürdige Hügel, deren einer pittoresk 
zugespitzt ist und ein Lempelchen trägt, von dem aus man die 
Kirche Sacrä-Coeur erblickt, die wie ein Phantom der be 
zauberndsten aller Stadtlandschaften entwächst. 
Die Ausstellung will die künstlerische Erziehung der Arbeiter 
fördern und der Arbeiterpresse unentdeckte Kräfte zuführen. Nicht 
zuletzt sind revolutionäre Absichten mit ihr verbunden; möchte sie 
doch einer eigenen proletari chen Kunst den Weg weisen, die sich 
nach Möglichkeit von dem Einfluß der „bürgerlichen" befreit. 
Damit hat es noch gute Weile; wenn auch in stofflicher Hinsicht 
die revolutionäre Gesinnung sich genügend auslebt. Marx, Lenin, 
James — um ihre Porträts auf der Leinwand, auf Email und 
auf Kissen haben sich mit mehr oder weniger Glück rmmer wieder 
Zeichner, Graveure, Keramiker und künstlerische Dilettanten be 
müht. Diese Darstellungen ästhetisch zu bewerten, wäre verkehrt; 
sie sind Devotionalien, die eine Haltung bezeugen. Aus ihr gehen 
auch die zahlreichen Karikaturen, Protestbilder und Milieuschilde 
rungen hervor, deren einige an Grosz und Zille gemahnen. Eines 
jener Autocars, die Nacht für Nacht die Fremden zu gestellten 
Montmartre-Orgien entführen, ist mit menschlichen Grimassen ge 
füllt; die Mauer der Föderierten wird heraufbeschworen; die 
üblichen kostspieligen Ausschweifungen werden gebrandmarkt; ein 
Zug mit der rote Fahne marschiert auf. Besonders häufig sind die 
Erinnerungen an den Krieg. Damals entstandene Wichen be 
legen seine Aöscheulichkeit dokumentarisch und neuere Illustrationen 
geißeln bewußt seine Niedertracht. Das alles hat, von den weni 
gen wirklich begabten Leistungen abgesehen, nur inhaltlich eine 
Bedeutung^ Es ist die Verbildlichung von Tendenzen und schlägt 
sich oft genug in Allegorien nieder. 
Erst recht verraten, wie es gar nicht anders sein kann, die 
Lendenzfreien Gemälde und Zeichnungen eine starke Abhängigkeit 
von Vorbildern, die zu Unrecht bürgerlich heißen. Henri Rousseau 
findet sich nachgeahmt, Otrillo kehrt wieder. So wird an ' 
Planheit, mit der die Klassenunterschiede schematich auf das Gc- 
LLet der Kunst übertragen werden, unfreiwillig Rache ^eüöt. 
Wollte man überhaupt die Begriffe bürgerlich und proletarisch 
verwenden, so wäre eher von einer gewissen Kleinbürgerlichkeit zu 
reden, die sich hie und da bemerkbar macht; wobei freilich erwähnt 
werden muß, daß der französische Kleinbürger urch der deutsche 
nicht dasselbe bedeuten. Jener ist, formelhaft ausgedrückt, noch die 
Mitte des Volks, dieser ein Ueberrest. Kleinbürgerlich sind vor 
allem viele handwerklichen Erzeugnisse und Basteleien: die bemal 
ten Aschenschalen, die Blumenvasen aus Ochsenhsrn, die Papier 
messer und die Puppen, die dadurch nicht reizvoller werden,, daß 
es ihnen an mondänem Wesen gebricht. Erstaunlich ist übrigens 
das technische Geschick, mit dem etliche Liebhaberarbeiten hergestellt 
sind. Zu den Glanzstücken gehört ein peinlich durch gebildetes 
Schiffsmodell, das unter den primitivsten Bedingungen verfertigt 
worden ist. Solche Leistungen bestätigen nur die Verbreitung der 
handwerklichen Gaben im Volk; während das Kunsttalent stets 
selten ist. 
Der Ausstellung eingegliedert ist eine Sonderschau der Mont 
martre-Gruppe: ^.rt et ^ctivn", die sich seit langem um eine 
Revolutionierung des Theaters bemüht- Eine radikale Vc*eu'i- 
gung von Amateuren und Berufsschaufpielern, deren Ziel es ist, 
mit den einfachsten Mitteln zu wirken. Sie zeigt theatralische 
Figuren, die aus Papier und Stecknadeln zusammengefügt sind, 
und ein paar Szenenbilder von gewallter Schlichtheit. Die Proben 
muten etwas kunstgewerblich an, und es ist sehr die Frage, ob 
das intellektuelle Spiel sein Publikum findet. 
Ueberraschende Ergebnisse zeitigt also die Ausstellung nicht. 
Aber sie ist wertvoll als SammeMtte der Kräfte, die sich in 
der anonymen Masse regen. Sollte sie zu einer regelmäßigen 
Einrichtung werden, so könnte ste unter Umständen großen Nutzen 
bringen; vorausgesetzt, daß ihre Leiter falsche Ansprüche fallen 
lassen und eine eigene Initiative zu entwickeln wissen.
	        
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