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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Der Kriminal-Kavalier. Eine durchsichtig aufgebaute Hand 
lung, deren Hauptpersonen ein Zuhälter und eine Dirne sind. Jener 
ist, was er ist; diese dagegen ist im Kern eine grundanständige, 
liebe Person. Der Kern dringt nach außen, das Mädchen arbeitet 
sich in die Höhe, wird Sekretärin eines Großkaufmanns und zuletzt 
dessen Frau. Wie man nicht anders erwartet haben wird, versucht 
der ehemalige Partner an ihr Erpressungen zu begehen, fährt aber 
schließlich mit einem Revolverschuß ab. Angst und Glück: Mary 
Astor stellt beide Zustände gut dar. Die eigentliche Mitte nimmt 
indessen Ben Bard als Kriminalkommissär ein. Ein reizender 
Mann, der langsam daherschlendert, Kaugummi lutscht und die Zu 
verlässigkeit in Person ist. Der Film ist recht spannend und solid 
gearbeitet, ohne extravagante Sensationen zu bieten. Er läuft in 
den Alemannia-Lichtspielen. kaea. 
OOXVsrN 2" und „1 6 OXk L r ts", so lLutsn 
Es DLtÄ LEW5 VOW Verlas der koLks, LsrUm 
LsrLULZsZsdsuHr H.ddUdunZsbLnds, die Las je 100 
FllotoZrapllten bestellen (Oeb. je 5,50). bliebt 
Wellr und modt Weniger — genau 100 Fllotosra- 
Ddisn sind Llck Arund irgend einer KslletnmtsvoUsn 
^LdlsNm^Ltik dLLu ausersellen, das Qsslekt der 
OrollstLdte widerLuspieZem. Menn später Kondon, 
Kom nock Usw Vork an die Rsids kommen sollten, 
Werden Lued bis stell vermutitoll mit WSLsr 2tkker bs-. 
müssen. Den Lundsrtsellaktsn Zellen kurro 
LunlsitunssLexte voran, die um der internationalen 
VsrsLLndliellksit killen au? Oeutsek, Franrösisell 
And §n§iised abZskallt sind. Der über Farts sellwelZt 
so Ins Llaue llineim daÜ man illm die drei Lpracllsn 
ßüodt reellt gönnt. 
OerMaine Lrull, llewLllrts Flloto- 
D^Lpllts, ssiodnet kür Farts vsrantwortltell; I-. Mil- 
ILnZsr kat stell Vsrtms ansenommsn. Beider 
DoveZunsslreilleit ist erstelltliell durell äsn 2week 
dE Verökkentliobuns etnsesellränkt Zewesen. Die 
^otWendiZkett, olftHeHs ^.rollttekturen in OlktLtsllsn 
Perspektiven darLubteten. durellkreuLt stets Stecker 
VerlanZen nacll eellt pbotosrapäisellsr Bewältt- 
ZWZ äer Objekts. Ver HelellstLZ null äer ldouvre 
Mnä ^nsielltsxostkarten, Opernlläuser unä ?rnnk- 
Ktrallen lltsr nnä äort LNsZelLuZts Vsckoutsn. Heller 
äsm Vsstrellen, das optiselle Vkltelltpensum er- 
leälZsn, kommen äte DtnLsIlleiten und Helmltell- 
ksitsn LU karr. Alllt einen U'tlrn von Larts, der 
ÄNZlstall ttoksr tn das 8tra llsnlab^rintll Isekt als 
dlsssL Mderllundert; krsLell verrtelltst er darauk, 
Fremde M küllren. Mellt Immer trskksv auell die 
AS^Llllten ^ussellnitte den etASntltellen Oellalt. Ots 
GBMLlttZe AcktsnenlLnäsollM im Umkreis des Mets- 
äreiseks sellrumpkt rum Ze^oknuedsn Vakulloks- 
dtstrtkt ZusamDem der ^.venue des OllLMpL-DlMese 
srmLnZelt Lretts und OtanL. 8o1ells Listen sind 
llLuktZer Zu verretellnen. Äe rüllren von der 2u- 
kÄItZkstt der Ztandorts ller, von den scllleellt aus- 
Zesuellten iLZeLstunäen, oder von dem Ssmüllem 
- Gtnen OeZenstand Lu erkaLsen, der.MenisM im 
Ns-ollstnander des Films Zu bildmälll^sr l^trkunZ 
MlLNZte. Die NoMellkmt, tlln tn der Ve^eZunZ Lu 
stellen, erseuZt oft den Mslln, man könns tlln nuell 
Bllns ivsttersL in der RullestellunZ arretieren. 
ZLum Olüek linden stell unter den Formationen 
Lrsuellkars Lsrntruppem Illnen ist ru danken, daü 
- stell die klare I^ukt Derlins von der ^eielleren 
Fartser ^tmospllärs äeutliell adllsllt. Vis nneellts 
^lenelsLaneepraedt der lüeutsellsn Vank ist eo eenai t 
llsodaobtst vis die dardaiisells Oraällelt der Ren- 
sslsollnsellsn ^.rellitekturen, die keines^eZs mtt 
AulriellttZkeit Lu verveellseln ist, und die LonZlo- 
Wsrats des Sptttelmarktss und des Vairtseken 
FlatreZ verdienten ein Inventar' steingewordener 
^nssttrLums ru sellmüeksn. Illrsr ^ukZalls ZemüL 
Lst Frau Krall msllr in den OMdsn der LeliZen 
N1 Muse. Zie kennt den FoiZ! des Flanlersns, bannt 
die müde FlsZanr kleiner ^utos und beftsit die 
Maos de la Ooneorde von den Oesstrsn der Sellwere. 
Bei den besten Wdern drangt siell der W'unsell auk, 
daL die FllotoZrLpllen, unZellemmt dnrell aullere 
Maksiellten, einmal rein und reäikal die wirklielle 
Kubstans der Städte vsrASMNwärti?M möelltem 
K r. 
— Andreas Hsser. Untertitel: Der Freiheitskampf des Tiroler 
Volks. Aber der Film ruft noch nicht einmal die Erinnerung an 
das heutige Südtirol wach, sondern erteilt nur Geschichtsunter 
richt. Ein illustriertes Schullesebuch, mit dem Berg Jsel, auf 
dem die Komparserie heftig kämpft. Der Berg Jsel selber ist echt^ 
auch die Alpen sind es. Hall und die Hofburg zu Innsbruck. 
In die gegenwärtigen Landschaften sind jedoch die vergangenen 
Ereignisse so theaterhaft hineingesetzt, daß die Naturhintergründe 
wie Soffitten wirken. Das Arrangement des Freilichtspiels hat 
Harms Prechtl mit wenig Aufwand an filmischer Phantasie 
besorgt. Allenfalls kann der im Roxy-Palast laufende Film 
didaktische Zwecke erfüllen. ' ' K a ea. 
1 Wenn irgend ein Film, so veranschaulicht 
dieser yelSs, Giftgase sich in unserer Nlmproduktion entwickeln, 
-me Berlmer.Frrmä Löw u. Co. hat mit ihm um jeden Preis die 
Konjunktur ausnutzen wollen. LamM ist aktuell, Giftgas ist sen- 
man nach Lampels Bühnen „Giftaas 
über ^Berlin einen Reißer. Lampels politische Tendenzen weroen, 
wre ftch leicht versteht, ausgemerzt; aber das macht nichts, bleibt 
doch das Giftgas noch übrig. Die Zensur berstümm^ Rest: 
-tem UMück,. das. Publikum wird das Giftgas schon schlucken. 
Hoffentkch stimmt das Kalkül dieses Mal nicht. Denn der Nonsens 
den man dreist vorzusetzen wagt, ist riesengroß und höchst peinlich' 
Es scheint an den Titeln herumgestrichen worden zu sein: die 
Szenenfolge ist teilweise unverständlich. Von der Verlogenheit des 
ganzen Machwerks, in dem Kortner und Abel durchaus fehl am 
Platze sind, gibt die Tatsache einen Begriff, daß eine Privataffäre 
zur Ursache des öffentlichen Unglücks erhoben wird. Triebe nicht 
erne albern genug motivierte Eifersucht den Erfinder zm Ver 
zweiflung, so ginge sein Giftgas niemals in alle Winde. Nicht 
etwa der Krieg, sondern ein persönliches Mißverständnis bringt 
hier der Bevölkerung ein prächtig arrangiertes Verderben So 
wird sie freilich vergiftet. Der Schluß überbietet diesen Uniug 
noch. Nachdem alle tot sind, stehen sie als Geister wieder auf 
schreiten durch die Flucht der Berliner Lichtreklamen und fordern 
die Menschen auf, Menschen zu sein. Möchten sie es genug sein, 
um einen solchen Film Zu brandmarken. Wenn man seiner An 
gabe trauen darf, hat ihn die Liga für Menschenrechte 
unter ihr Protektorat genommen. Sie muß über seinen Inhalt 
nicht unterrichtet gewesen sein; anders ist dieses offenkundige Ver 
sehen kaum zu erklären. (Der Film „Giftgas" läuft in den 
Frankfurter Bieberbau-Lichtspielen und in der Camera.) 
Ein Pola Negri-Film, 
Sie ist eine Dirne in irgend einer nordfranzöstschen Hafen 
stadt. Ein erotischer schwarzer Typ, der in einem aufgedonnerten 
Kostüm durch die Gasse rauscht, in die Kneipe platzt. Gute Gesten, 
ein Inbegriff des „Milieus". Nachher wird sie eine anständige 
Frau. Der Leuchtturmwächter nimmt sie zu sich, und sie kocht, 
wäscht, küßt mit betont strahlenden Mienen. Einmal probiert sie 
ein ehrbares Kopftuch vor dem Spiegel an: bildschön ist sie in die 
ser glitzernden Sekunde. Aber das Unheil braut sich zusammen. 
Der Mann stößt sie aus dem Glück, nennt sie Dirne, und in einem 
ruderlosen Kahn treibt sie dem Jod entgegen, ohne den höhere 
Filme nicht glauben auskommen^u können. (Ebenso gut hätte 
auch eine Versöhnung stattfinden können. Das schlechte Ende ist 
gewöhnlich die Angst vor dem guten.) Bedeutend ist der Augen 
blick, in dem ihr Gesicht sich wandelt, aus dem Zustand der Selig 
keit in den Abgrund des Verlassenseins stürzt. Freilich, Asta Niel 
sen hat die jähe Veränderung großartiger vollzogen. 
Verantwortlich für den Film Zeichnet Paul Czinner, der 
Regisseur der Bergner. Offenbar nehmen ihn deren Reize zu sehr 
gefangen — jedenfalls ist er in diesem Film, in dem sie ihn unge 
stört Läßt, mehr bei der Sachs. „Die Straße der verlore 
nen Seelen" ist angeblich "ein Millionenfilm. Aber bei dem 
geringen Auswand an Menschen und Staffage kann höchstens die 
Negri Millionen gekostet haben. Denn das Meer, der zweite Haupt 
akteur, ist schließlich umsonst. Czinner hat es aufmerksam studiert, 
und die Montage der Sturmszene ist ein volles Gelingen. Straffe 
Komposition ist allerdings nicht seine Sache.^Er verliert sich gerne 
ins Breite, häuft die Gassenteile und Klippen. Ein Hang zu kunst 
gewerblichen Hintergründen, der lange Partien der Bergner-Filme 
zu einer Geduldsprobe macht. Hier fällt er auch darum weniger 
lästig, weil etwa das Milieu der Hafenkneipe mit bemerkenswerter 
Sorgfalt ansgepinselt ist. 
Warwick Ward ist der Dämon, der sich an die Fersen der 
Negri heftet: ein Zuhälter von altem Schrot und Jörn. Er bewahrt 
sich vor allem bei dem schwierigen Uebergang aus der gemeinen 
SsMsicherheit an die Mattigkeit des von der Polizei gehetzten 
r Mörders. Hans Rehmann ist blond, brav und stur, wie es 
! seine Rolle erheischt. Schon dieses ausgezeichneten Ensembles 
; wegen ist der sauber gearbeitete Film sehenswert. Der Film läuft! 
m Gloria-Palast. RZ a.
	        
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