Der Kriminal-Kavalier. Eine durchsichtig aufgebaute Hand
lung, deren Hauptpersonen ein Zuhälter und eine Dirne sind. Jener
ist, was er ist; diese dagegen ist im Kern eine grundanständige,
liebe Person. Der Kern dringt nach außen, das Mädchen arbeitet
sich in die Höhe, wird Sekretärin eines Großkaufmanns und zuletzt
dessen Frau. Wie man nicht anders erwartet haben wird, versucht
der ehemalige Partner an ihr Erpressungen zu begehen, fährt aber
schließlich mit einem Revolverschuß ab. Angst und Glück: Mary
Astor stellt beide Zustände gut dar. Die eigentliche Mitte nimmt
indessen Ben Bard als Kriminalkommissär ein. Ein reizender
Mann, der langsam daherschlendert, Kaugummi lutscht und die Zu
verlässigkeit in Person ist. Der Film ist recht spannend und solid
gearbeitet, ohne extravagante Sensationen zu bieten. Er läuft in
den Alemannia-Lichtspielen. kaea.
OOXVsrN 2" und „1 6 OXk L r ts", so lLutsn
Es DLtÄ LEW5 VOW Verlas der koLks, LsrUm
LsrLULZsZsdsuHr H.ddUdunZsbLnds, die Las je 100
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Wellr und modt Weniger — genau 100 Fllotosra-
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stellen, erseuZt oft den Mslln, man könns tlln nuell
Bllns ivsttersL in der RullestellunZ arretieren.
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Lrsuellkars Lsrntruppem Illnen ist ru danken, daü
- stell die klare I^ukt Derlins von der ^eielleren
Fartser ^tmospllärs äeutliell adllsllt. Vis nneellts
^lenelsLaneepraedt der lüeutsellsn Vank ist eo eenai t
llsodaobtst vis die dardaiisells Oraällelt der Ren-
sslsollnsellsn ^.rellitekturen, die keines^eZs mtt
AulriellttZkeit Lu verveellseln ist, und die LonZlo-
Wsrats des Sptttelmarktss und des Vairtseken
FlatreZ verdienten ein Inventar' steingewordener
^nssttrLums ru sellmüeksn. Illrsr ^ukZalls ZemüL
Lst Frau Krall msllr in den OMdsn der LeliZen
N1 Muse. Zie kennt den FoiZ! des Flanlersns, bannt
die müde FlsZanr kleiner ^utos und beftsit die
Maos de la Ooneorde von den Oesstrsn der Sellwere.
Bei den besten Wdern drangt siell der W'unsell auk,
daL die FllotoZrLpllen, unZellemmt dnrell aullere
Maksiellten, einmal rein und reäikal die wirklielle
Kubstans der Städte vsrASMNwärti?M möelltem
K r.
— Andreas Hsser. Untertitel: Der Freiheitskampf des Tiroler
Volks. Aber der Film ruft noch nicht einmal die Erinnerung an
das heutige Südtirol wach, sondern erteilt nur Geschichtsunter
richt. Ein illustriertes Schullesebuch, mit dem Berg Jsel, auf
dem die Komparserie heftig kämpft. Der Berg Jsel selber ist echt^
auch die Alpen sind es. Hall und die Hofburg zu Innsbruck.
In die gegenwärtigen Landschaften sind jedoch die vergangenen
Ereignisse so theaterhaft hineingesetzt, daß die Naturhintergründe
wie Soffitten wirken. Das Arrangement des Freilichtspiels hat
Harms Prechtl mit wenig Aufwand an filmischer Phantasie
besorgt. Allenfalls kann der im Roxy-Palast laufende Film
didaktische Zwecke erfüllen. ' ' K a ea.
1 Wenn irgend ein Film, so veranschaulicht
dieser yelSs, Giftgase sich in unserer Nlmproduktion entwickeln,
-me Berlmer.Frrmä Löw u. Co. hat mit ihm um jeden Preis die
Konjunktur ausnutzen wollen. LamM ist aktuell, Giftgas ist sen-
man nach Lampels Bühnen „Giftaas
über ^Berlin einen Reißer. Lampels politische Tendenzen weroen,
wre ftch leicht versteht, ausgemerzt; aber das macht nichts, bleibt
doch das Giftgas noch übrig. Die Zensur berstümm^ Rest:
-tem UMück,. das. Publikum wird das Giftgas schon schlucken.
Hoffentkch stimmt das Kalkül dieses Mal nicht. Denn der Nonsens
den man dreist vorzusetzen wagt, ist riesengroß und höchst peinlich'
Es scheint an den Titeln herumgestrichen worden zu sein: die
Szenenfolge ist teilweise unverständlich. Von der Verlogenheit des
ganzen Machwerks, in dem Kortner und Abel durchaus fehl am
Platze sind, gibt die Tatsache einen Begriff, daß eine Privataffäre
zur Ursache des öffentlichen Unglücks erhoben wird. Triebe nicht
erne albern genug motivierte Eifersucht den Erfinder zm Ver
zweiflung, so ginge sein Giftgas niemals in alle Winde. Nicht
etwa der Krieg, sondern ein persönliches Mißverständnis bringt
hier der Bevölkerung ein prächtig arrangiertes Verderben So
wird sie freilich vergiftet. Der Schluß überbietet diesen Uniug
noch. Nachdem alle tot sind, stehen sie als Geister wieder auf
schreiten durch die Flucht der Berliner Lichtreklamen und fordern
die Menschen auf, Menschen zu sein. Möchten sie es genug sein,
um einen solchen Film Zu brandmarken. Wenn man seiner An
gabe trauen darf, hat ihn die Liga für Menschenrechte
unter ihr Protektorat genommen. Sie muß über seinen Inhalt
nicht unterrichtet gewesen sein; anders ist dieses offenkundige Ver
sehen kaum zu erklären. (Der Film „Giftgas" läuft in den
Frankfurter Bieberbau-Lichtspielen und in der Camera.)
Ein Pola Negri-Film,
Sie ist eine Dirne in irgend einer nordfranzöstschen Hafen
stadt. Ein erotischer schwarzer Typ, der in einem aufgedonnerten
Kostüm durch die Gasse rauscht, in die Kneipe platzt. Gute Gesten,
ein Inbegriff des „Milieus". Nachher wird sie eine anständige
Frau. Der Leuchtturmwächter nimmt sie zu sich, und sie kocht,
wäscht, küßt mit betont strahlenden Mienen. Einmal probiert sie
ein ehrbares Kopftuch vor dem Spiegel an: bildschön ist sie in die
ser glitzernden Sekunde. Aber das Unheil braut sich zusammen.
Der Mann stößt sie aus dem Glück, nennt sie Dirne, und in einem
ruderlosen Kahn treibt sie dem Jod entgegen, ohne den höhere
Filme nicht glauben auskommen^u können. (Ebenso gut hätte
auch eine Versöhnung stattfinden können. Das schlechte Ende ist
gewöhnlich die Angst vor dem guten.) Bedeutend ist der Augen
blick, in dem ihr Gesicht sich wandelt, aus dem Zustand der Selig
keit in den Abgrund des Verlassenseins stürzt. Freilich, Asta Niel
sen hat die jähe Veränderung großartiger vollzogen.
Verantwortlich für den Film Zeichnet Paul Czinner, der
Regisseur der Bergner. Offenbar nehmen ihn deren Reize zu sehr
gefangen — jedenfalls ist er in diesem Film, in dem sie ihn unge
stört Läßt, mehr bei der Sachs. „Die Straße der verlore
nen Seelen" ist angeblich "ein Millionenfilm. Aber bei dem
geringen Auswand an Menschen und Staffage kann höchstens die
Negri Millionen gekostet haben. Denn das Meer, der zweite Haupt
akteur, ist schließlich umsonst. Czinner hat es aufmerksam studiert,
und die Montage der Sturmszene ist ein volles Gelingen. Straffe
Komposition ist allerdings nicht seine Sache.^Er verliert sich gerne
ins Breite, häuft die Gassenteile und Klippen. Ein Hang zu kunst
gewerblichen Hintergründen, der lange Partien der Bergner-Filme
zu einer Geduldsprobe macht. Hier fällt er auch darum weniger
lästig, weil etwa das Milieu der Hafenkneipe mit bemerkenswerter
Sorgfalt ansgepinselt ist.
Warwick Ward ist der Dämon, der sich an die Fersen der
Negri heftet: ein Zuhälter von altem Schrot und Jörn. Er bewahrt
sich vor allem bei dem schwierigen Uebergang aus der gemeinen
SsMsicherheit an die Mattigkeit des von der Polizei gehetzten
r Mörders. Hans Rehmann ist blond, brav und stur, wie es
! seine Rolle erheischt. Schon dieses ausgezeichneten Ensembles
; wegen ist der sauber gearbeitete Film sehenswert. Der Film läuft!
m Gloria-Palast. RZ a.