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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.12/Klebemappe 1933 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Au ergänzen märe der Beacht noch durch eine allgemeineBemer« 
kunss. Sie betrffft die s o z i a l d e m o k ra L i s ch e K u l t urps l i§ 
t il, Es scheint uns keimn Zweifel Zu dulden, daß diese Kultur 
politik zur Zeit ihrer Lerlherrschast mit bestimmten Mängeln be 
haftet gewesen ist, die den Vertretern des autoritären Prinzips das. 
Spiel leichter gemacht M Verhältnis der hier ge- 
meinten.Kulturpolitik zum FortschriMgedanken, ihre Zu formale 
Auffassung geistiger Leistungen usw. — das alles sind Punkte, die 
einer Revision unstreitig bedürftig wären. Es ließe sich denken, daß 
die SoZialdemokratie die jetzige Oppositionsstellung dazu benutzte, 
gerade ihr kulturpM Bewußtsein einer durchgreifenden Prü 
fung zu unterziehen. Hiervon hatte nicht zuletzt auch ein künftiger 
Rundfunk Gewinn. 
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Landesgrenze halt, so müssen sich auch die durch den Aether ge 
sandten Programme dieser Tatst L-l fügen. N Instrument, das 
seiner Natur nach jede Gr-enschrauke aufhebt, duldet von sich aus 
keine Benutzung Zu. Mitteilungen, die am Liebsten neue Schranken 
errichteten. Der Rundfunk ist, so meinten beide Redner^ auf die 
Verbindung der Nationen eingestellt, die ihm zugeordneLerl Gehalte 
müssen übernationaler Art sein. 
Die von solchen Erkenntnissen geleitete Kritik am gegenwärtigen 
System kann sich schon auf die Erfahrung berufen, daß die Pasten« 
Regierung durch ihre Maßnahmen die Weltgeltung des deutschen 
Rundfunks beeinträchtigt hat. Mit der Aera Scholz ist eine Hörer 
flucht im. Ausland emgetreten, das die Erzeugnisse eines unbeküm-' 
merten Nationalismus als provinziell empfindet und ihnen die 
Passage verweigert. Nun ist gewiß nicht Zu verkennen, daß seit dem 
Rücktritt des glorreichen Rundfunk-Kommissars die allzu drastischen 
Mißgriffe ausgemerZL worden sind. Aber heraus gebildet hat sich eine 
Diktatur der Bürokratie, die beinahe noch bedenklicher ist 
als die unverhüllte Aggressivität unter Papen. Sie verleugnet in 
ihren Darbietungen die Aenderungsbedürftigkeit der Zustände, er 
setzt berufene Führung durch VerwaltungsdekreLe und versteckt den 
TenhenzbetrieL hinter den Kulissen gehobenen Niveaus. Daß sich 
ihr, aus materiellem Zwang heraus, manche namhafte Künstler 
und freidenkende Gelehrte zur Verfügung stellen, wandelt nicht den 
Charakter dieses Regimes, sondern verfestigt ihn nur. Bezeichnend 
für ihn ist unter anderem die geringe Experimentier^ auf 
musikalischem Gebiet), die unfruchtbare Art der Verwendung histo 
rischen BildungsguLes, der Mangel an Beziehung. Zur eigentlichen 
AktualiM die . Vernachlässigung vitaler Interessen der Massen,. 
Feststellungen, die durch konkrete Beispiele hinreichend erhärtet wur 
den. (In diesem Zusammenhang sei auch auf die kritische Ausein 
andersetzung unseres Feuilletons mit dem Rundfunk hmgewiesen. 
Vergl. die bisher, erschienenen großen Aufsätze von A. Paquet 
und S. Kracauer, R ichsausgabe vom 29. Oktober und 9. Novem 
ber 1932.) 
Gefordert wird von beiden Rednern die MobiWerung der Hörer 
Zum IwE der Beseitigung des am Rundfunk herrschenden Systems. 
Nicht so, als ob man einfach zum alten Züstand zurückkehren wolle 
— Aufhäüser rügte mit Recht die „HyperobjekLivitäL" der republika 
nischen Regierungen vor Brüning —, aber man erstrebt doch die 
WiederheTstellung der Parität und auf ihrer Grundlage, wie Paquet 
es ausdrückte, die leidenschaftliche MittzeteiligunH 
des Rundfunks an den Interessen der Gesamtheit." Soll der 
Rundfunk werter ein Instrument kulturreaktionärer BehZrhm-Dik- 
Latur sein oder jene Freiheit erhalten, m der er dem „Geist" dienen 
kmn? Nur im Zweiten Fall ist seine Entwicklung verbürgt. Sie 
weist ihn darauf hin, em Freund der Massen zu werden. 
Zum Schluß des Abends wurde eine Entschließung an 
genommen, in der es unter anderem heißt: „Wie kein anderes 
Organ besitzt' der Rundfunk die Eignung zur kulturellen und politi 
schen MaflenMpagända^ zu betreiben, kann nur 
gelingen/ wenn eine starke VertrauLnZbasis zwischen Rundfunk 
leitung und wird- Zux Zeit fehlt 
Vertrauen in den weitesten Kreisen der werktätigen Rundfunkhörer. 
weil sich die SendelLiLungen lediglich als die Beauftragten vou Re 
gierungen fühlen, deren Maßnahmen sich im Sinne einer sowohl 
dem. Ansehen des deutsche« Rundfunks als auch der kulturellen 
Entwicklung des-deuLW geistigen und pOlMchen 
Reaktion auswWön müssen Ihr gilt der schLiH aller in 
den SpitzenürMnisationen der Freien FunkZentrale vereinigten 
Rundfunkhörer. °. Im Rundfunk müssen alle politischen Auffaffun- 
tzm-und Weltanschauungen zum Wort kommen. Unbedingt erforder 
lich rst daher die Mitarbeit der großen HörerorganisationLn bei der 
PrMrammM sowie bei der fortschrittlichen Entw 
gesamten Rundfunkhetriebes. Bor allem die Menschen der schaf 
fenden Arbeit haben ein Anrecht auf die Behandlung der Zeit 
probleme im Rundfunk, von deren Lösung die Gestaltung ihres 
Eigenlebens ausschlaggebend beeinflußt wird..." Die Resolution 
klingt in einen Appell an alle „freiheitlich gesinnten" Rundfunk 
hörer äus, sich den Organisationen anzuschließen, die gegen die 
Reaktion im Rundfunk kämpfen. 
Hegen die Weaktion im Mundfunk. 
LZ* Bsrttn, im Januar: 
Der MwshrwNe der Rundfunkhörer scheint Zu erwachen. Beweis 
hierfür- eine Kundgebung, die von der Freien Funkzentmle 
in Verbindung mit den großen ArLeiterkulturorganifatwnenver- 
anstaltet wurde. Diese von sszialdemokratischer Seite einberufene 
Versammlung war eine Demonstration gegen das jetzige Rundfunk 
Regime und verfolgte zugleich den Zweck, die mit ihm unzufrie 
denen Konsument.n zu aktivieren. Wobei man unter Konsumenten 
selbstverständlich nicht nur die Arbeiterhörer verstand, sondern auch 
jene breiten Schichten des Bürgertums, die durch den herrschenden 
Kurs außer Kurs gesetzt werden. 
Redner des Abends waren der sozialdemokratischL Rsichstags- 
abgEordnete Aufhäussr und Dr. Alfsns Paquet. Sie 
stimmten in einigen Gesichtspunkten überem, die von astgemeinem 
Interesse sind.- / 
Wichtig zunächst die unbedingte Anerkennung des Rundfunks 
m technischer Hinsicht. Soviel Mißbrauche auch mit M Instru 
ment getrieben werden: Maschinenstürmer Neigungen sind der 
geschulten Arbeiterschaft heute fremd, Wer indem sie den Rund 
funk bejaht, will.sie ihn in einem Sinn angewandt wissen, der ihm 
wirklich entspricht. Da er eine Erfindung ist, hie das gesprochene 
Wort überall hmträgt, wird es seine Hauptfünktisn sein, 
Leistungen für die Massen z^ Er kann sich 
überhaupt nur im Zusammenhang mit den Massen entwickeln und 
muß notwendig verkümmern, sobald man ihn künstlich von ihrem 
Leben trennt. . 
Aus dieser'grundsätzlichen Einsicht lassen sich verschiedene in 
haltliche Folgerungen ziehen. Eine, die besonders betont wurde, 
ist die: daß ein bornierter Nationalismus den Eigentümlichkeiten 
des Rundfunks zuwiderläuft. Machen die Wellen nicht an der 
Der schönste Film 
MsvL iob rair dls Mms des LdKsIaukHvsv llabrss 
vsrKeZea^värti§o avd mied trage, ivelobsx' vou 
^U6Q der sedönste Ftz^esea sei, so täUt Malus 
^LM okns 2öZern aut dsan kenoirs: 
e/rie-rrrs Lr ist allerdmZs sekoa Liter; aber ieb 
^Lr>6 iba do-eb erst vor ^veniZen Uoirateu m einem 
^äriser Vorstadttciao gesellen. Oenrieseu 2U werden 
verdient dieser niedt et^va darum, ^veil er in 
teebniseder oder künstleriseber Linsiebt volücom" 
mener ivLre 3.1s manobe andere, inL^iseben er eine- 
neue Mwe, sondern aus tollendem Orund: Die 
A66eil? eb at tlieb6 lVirtdiebtrsit ist in ibm unversiellt 
^viederZeFeden. Oenau jene Zustande, die man bei 
mrs im ^i!m üderbaupt niobt reiZt oder bis 2ur 
linden ntlietdreit veriälsebt, v^snn man sie sebon 
einmal niedt bat umZeben können, sind im kenoir- 
^ilm obns LeseböniZunZ ins ^uZe Zstaüt. Lein 
^nema ist ein -lustimnord. Ourob eine Neide von 
Lutällen ^vird niedt der Nalsr, der die im Mtel- 
xundt der Hand'unA siedende Orisette erstoeben 
dat, ins OeMnMis Zeset^t, sondern der 2ndälter, 
der am Nord des Nädebens unsednidiZ ist. dis 
^üre durebaus mösslisd gewesen, den Irrtnm voed 
reedt2eiti§ auUEären und so der irdiseden de- 
recdtiKdeit rum 8ieZ Lu verbellen. vor Nilm Zedt 
jedoeb seinen IVsZ, der sur Linriebtunx des 2u- 
bälters tübrt, unerdittiied 2U Lade. Oenau darin 
aber destodt seine Ltärde: daü er es versodmadt, 
auk Xosten der Nedsnseodtdeit einer büii§ ru er- 
lanZenden MHdrdeit die Ldre mr §edsn. 8latt sied 
dem ^ndlied ivirklieber Nensoden und idrsr Land- 
iunMn su entheben, bält er idm stand; statt die 
Mängel unserer NeedtspreedunZ 2u vertuseden, 
stellt er sie exsmplarised und pdrasenlos dar. Ver- 
derrliedt er damit den Nauk der ^elt? Lr tut nur 
niedt so, a^s sei die IVelt so leiedt Lu verändern, 
und bindert uns daran, in ^potbeesen 2U Medien, 
^ued der an^edänZts Lpilo§, der veran-ebauüobt, 
daÜ der seduld^s Äaler später xum elenden Vaga- 
dunden deradsindt, dient niedt der NedadditierunA 
der ^Virdliedded, sondern tübrt nur einen der ^us- 
Kleiode vor, die das lieben unter Ilm^iänden 
sebattü ^u der reaüstüeben Oesinnuns, die aus 
dis-em ^erlc spriedt, sollten unsers Nlms niedt 
minder ergeben. Denn die Trakt, die socialen Ver« 
bä^nisse sedark ins ^use 2U lassen, ist eins Vor- 
dedinMinA eedten politiseden Nandelns. 
8. Traeausr.
	        
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