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--- Ein Lil Dagover-Film: „Im Taumel von Paris",
den die BLeberbau-Lichtspiele vorführen, gibt Lil D a-
gover Gelegenheit, stch in allen möglichen Stationen eines Le-
bensmeges M zeigen. Sie hat einen alten Lord zum Mann, der
nicht will, daß sie zum Theater geht. Sie geht dann doch, scheitert,
zwingt zuletzt den Triumph, kehrt aber schließlich in der Er»
wägung, daß sie ihn nicht halten könne, zu ihrem Lord ins schot
tische Hochland zurück. Eine reichlich verschrobene Angelegenheit,
aber Lil Dagover ist eine schöne Frau. Bedeutende Gesten, die
seelischen Kummer ausdrücken sollen, stehen jhr freilich weniger
als die einfache Damenhastigkeit oder ein heiteres Benehmen ohne
allzuviele Hintergründe. In einigen Szenen sieht sie wieder be
zaubernd aus. Dis französische Regie hat in merkwürdiger Be
fangenheit lauter Bilder gestellt, deren manche wie Reproduktionen
von Salongemülden oder höheren Photographien anmuten. Freier
gibt sie sich nur in den Theaterauftritten, die gut aufgebaut sind..
Von Paris ist leider kaum etwas zu merken und auch der Taumel
hätte sich von rechtswegen in rascherem Tempo vollziehen sollen.
Raoa.
RrsLor. UüneHen, 6eors UMer. 29S Letten.
Vrrxld. UMr'am Oarne. k/eöersetsuns
aus <iem FnMse/ren rnn ^4. Lösn-
ckm-r» 262 Letten.
Sir ZLLeLASls ?on L. K. 6.
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von ^4. v. Lr-rnsen. Löenckort. 22^k Leiten.
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v. ttottsnctev-^fnn/c^. 26^ Letten. Absnckort«
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6em ^eul^steus ein riedtiLsr Detektiv rmdtiMn
Nerätaten auk 6er Lvur ist. Den Dntateu uu6 okkul
ten Led^inäblsieu seines OeMnsnielers seist er sied
! M^vaedsen ^vis nur is sin Detektiv in Romanen.
— Die Haupt- und Staatsakten im Schumann-Theater ist
zur Zeit Sam Wooding mit seinem Neger-Jazz
Orchester. Ein immer freundlich lächelnder dunkler Herr,
dessen dünnes Stückchen die Evolutionen der Saxophone, Kla
rinetten, Trompeten und des Schlagzeugs regiert. Wundervolle
Klangbilder bringt die Truppe hervor, es rauscht wie aus
Urwäldern, höhnisches Gelächter gellt in das süße Pianissimo
hinein, und die im Dunkel schwelgende Sehnsucht wird durch
lautes Getümmel entzaubert. Aus dem Jazz brechen die Er
regungen hervor, in den Jazz kehren sie wieder zurück. Nach^
seinem Rhythmus bewegen sich drei schvksladefarbene Girls,
wirbelt ein kleiner Junge wie ein großer Gentleman daher,
steept ein Meistertänzer mit Monocle in rasenden Kaskaden.
Es ist ein hartes Los, nur zusehen zu dürfen, denn die Musik
fährt in die Beine, die um jeden Preis mittanzen möchten.
Manchmal halten es die Instrumente nicht bei sich selber aus:
sie platzen vor Lebenslust und bekämpfen einander, oder sie
ahmen einen Eisenbahnzug nach, oder sie locken die menschliche
Stimme herbei, und ein Gesang schwingt sich auf, irgendein
sentimentaler Song, in dem es von Heimat und Liebe wimmelt^
Um bei den tänzerischen Darbietungen zu bleiben — es
ist geradezu unglaublich, mit welcher Sicherheit sich Man-
ning und Glaß auf dem Drahtseil ergehen. Als sei
die Schnur ein Parkett, so frei produziert sich vor allem der
männlich« Partner im Fandango, im Jazz und auf russische
Art. Er dreht sich und wirst die Beine in die Lust, und hat
doch unter sich nur die eine schwanke Linie, auf der er stand
halten muß. Zuletzt entledigt er sich noch des Schirms und
schwingt einen Lasso, der ihn in immer größerem Abstand um-
streicht: eine vollkommene Geometrie, gebildet aus der Geraden
des Drahtseils, dem Riesenkreis des Lassos und der senkrecht
ten Mittelachse des Mannes selbst.
Die Chinesentruppe Sing Fang Lu Co. vollbringt
Spitzenleistungen der Jonglierkunst. Eines ihrer Mit
glieder läßt bumerangähnliche Hölzer durch den Zuschauer
raum fliegen, die wie Lufthündchen getreulich zu ihm zurück
kehren. Andere führen Schwertertänze auf und schleudern ein
endloses Band, das sich in schönen ornamentalen Linienzügen
windet. Einen Teller auf der Spitze eines Bambusstabes um-
zutreiben, ist gewiß keine Kleinigkeit — aber was sagt man
erst dazu, wenn ein Mann zugleich mit vier Tellern arbeitet
und dabei, noch überdies seinen Körper in die bedenklichsten
Lagen bringt. Bon den Verrenkungen eines Schlangenmenschen
gar nicht zu reden, der sich der Mühe unterzieht, auf «in« ver
trackte Weise gewissermaßen hinterrücks ein Glas auszutrinken.
Die Balzer-Sisters leidet es nicht auf dem Erd
boden. Sie entschweben ständig in die höheren Regionen, in
die sie ein Metallgerät entführt, an das sie sich allein mit ihren
Zähnen klammern. Solche Gebisse sollte man haben. Dort oben
musizieren sie, drehen sich besinnungslos um sich selbst und^
flattern, poetische Schmetterlinge, mit Flügelschlag liebenS- -
würdig umher.
Läppund Habel, so nennen sich zwei reizende Herren,
die betont östlich aussehen, aber viel zu gutaäig sind, um
Antisemiten in Rage zu versetzen. Der ein« ist ein großer
schwarzer Typ, der andere rötlich und klein. Ihn plagt di«
Schwatzsucht, nur versteht man nicht, was er eigentlich will,
weil er zu leise mault. Außerdem ist er feige und schreckt vor
den Forderungen des Großen zurück, der ihn zur Mithilfe
braucht. Ohne ihm die Unterstützung,zu verweigern, entwertet
sie doch der Kleine sofort wieder. Er deckt den Trug der^
Zaubereien auf, und auch die Akrobatik, die er betreibt, ist
höchst verdächtig. Die Darbietungen dieses würdigen Paares
sind sehr komisch und originell. «so».
russisch« Spionin und ein Haufen deutscher Infanterie binein»
gemixt. Das ganze Gebräu schmeckt widrig. Es verkitscht
den Krieg auf erbärmliche Weife, indem es ihn zur Staffage
privater Sentimentalitäten mißbraucht. Albert Steinrück
K Rabbiner ist übrigens durchaus fehl am Platz. Der einzige
Lichtstrahl aus dem Talmud ist Siegfried Arno, der mit Augen
und Handen einen jüdischen Trödler mimt. Kaea,
— Der Krieg als Milieu, Jener zweifelhafte Pola-Negri-
Film: »Hotel Stadt Lemberg" hat seines Erfolges wegen reich
lich Nachfolge gezeugt. Wieder taucht ein Wm auf — der im
Gloria - Palast gezeigte; »Leichte Kavallerie" —,
der von dem Glanz des Ahnen seinen Teil abbekommen möchte.
Er eignet sich den östlichen Kriegsschauplatz an und spielt in einem
aufgedauten Dorf, das, wenn die Erinnerung nicht täuscht, auch
schon in anderen Filmen ganz oder teilweise hat daran glauben
müssen» Der Krieg wird zu dem höheren Ruhm der österreichischen
Armee geführt: ein Angehöriger der Hscharistokratte benimmt sich
anständig gegen ein RabbinerStöchterchen Mizza la Porta),
das sich ebenfalls im kritischen Augenblick bewährt, und ein
Husarenwachtmeister, den Fritz Kamp«rS mit langgezwirSeltem
Schnurrbart verkörpert, ist daz Muster eines umsichtigen Sol
l baten- Ferner sind noch Vivian Gib s o n Äs verführerische
-- Zwei amerikanische Filme. Im Gloriapa! ast sind zwei
amerikanische Filme von einem bei uns weniger bekannten Typus
zu sehen. Der eine: „Schlachtenbummler" verfolgt das
märchenhafte Schicksal zweier amerikanischer Soldaten, die im
Jahre 1918 aus der Gefangenschaft durchbrennen, sich in ein
Frachtschiff einschmugßeln und weit hinten im Orient in bedenk
liche Abenteuer verwickelt werden, die sie natürlich siegreich be
stehen. Eine phantastische Vagabundengeschichte zur Verherrlichung
amerikanischer Smartheit. Das Ganze ist nicht ohne Selbstironie
aufgemacht, die freilich auch nottut. Ausgezeichnet ist der Sergeant
Louis Wolheims, ein dummer Raubautz, der alle Gegner im
Handumdrehen erledigt, und im übrigen eine Seele von Mensch.
Die schöne Mary Astor spielt die Türkin, um deren Besitz das
westöstliche Ringen geht. — „Diebstah l", der andere Film, ist
ein Gesellschaftsstück, das mit großer photographischer Delikateste
ausgenommen ist. Feine Nebelbilder, genaue Interieurs und eine
sorgfältig abgestimmte Regie. Die Handlung führt in die Seelen-
nöte der vermögenden Oberklasse ein und zeigt wieder einmal, daß
Eifersucht Leiden schafft. Corinne Griffith, die Heldin, ist eine
reizende Frau, deren Spiel zu fesseln vermag. 'Raca.